Hilpoltstein
"Dieser Trend wird sich noch verstärken"

06.05.2011 | Stand 03.12.2020, 2:51 Uhr

 

Hilpoltstein (HK) Der Ansturm auf die Realschulen wird sich wohl auch im kommenden Schuljahr fortsetzen, prophezeit Gerhard Gronauer vom Bayerischen Lehrerinnen- und Lehrerverband (BLLV). Im Landkreis war der Trend dazu bereits im vergangenen Jahr zu spüren.

Schon im nun zu Ende gehenden Schuljahr 2010/2011 hatte sich der enorme Zulauf für die Realschulen im Landkreis manifestiert. Um über acht Prozent stieg der Anteil der Realschüler (32,65 Prozent) im Vergleich zum Vorjahr, entsprechend sank der Anteil der Gymnasiasten (37,8/minus 3,41) und Haupt-/Mittelschüler (29,55/ minus 4,64). Während sich die Zahl der Gymnasiasten nach einem Ausreißer nach oben nun wieder auf dem Niveau der Vorjahre stabilisierte, sank die Zahl der Haupt-/Mittelschüler weiter ab. Heuer lag die Quote sogar erstmals unter der 30-Prozent-Marke. Zum Vergleich: Noch 2002 hatte sie bei über 46 Prozent gelegen. Damit ist der Landkreis bei weitem kein Einzelfall, auch landesweit registriert das bayerische Kultusministerium einen rasanten Anstieg der Realschülerzahlen. Nach einem Plus von 6000 im vergangenen Jahr rechnet man im Ministerium zum nächsten Schuljahr erneut mit 4000 mehr Realschülern.

Auffällig ist in Roth der Unterschied zwischen südlichem und nördlichem Landkreis. "Generell haben die Realschüler im südlichen Landkreis einen höheren Anteil", berichtet Bernd Krämer vom Landratsamt. So liegt im Süden der Anteil der Realschüler bei fast 40 Prozent (Gymnasium rund 32), im Norden hingegen nur bei etwa 29 Prozent (Gymnasium fast 41).

Der BLLV-Bezirksvorsitzende Gerhard Gronauer begründet den Boom der Realschulen so: "Das hängt damit zusammen, dass die Voraussetzungen für den Übertritt gelockert wurden." Diese erleichterten Bedingungen nutzten die Eltern, weil der Realschulabschluss immer noch höher angesehen sei, so Gronauer. "Ich will das nicht kritisieren, denn ein Ziel muss sein, dass mehr Menschen einen höherwertigen Abschluss bekommen." Für die Haupt- und Mittelschulen dürfte diese Entwicklung allerdings existenzbedrohend werden (siehe Extraartikel). "Der Trend wird sogar noch stärker", ist Gronauer sicher. Zumal der Geburtenrückgang der vergangenen Jahre an den fünften und sechsten Klassen noch nicht einmal in vollem Umfang angekommen sei. Die Schlussfolgerung ist für den BLLV-Bezirksvorsitzenden klar: "Wir brauchen ein zweigliedriges Schulsystem und längere gemeinsame Schuljahre, mindestens sechs Jahre." Das derzeitige dreigliedrige System sorge dafür, dass "Eltern ihre Kinder mindestens ins zweite Glied, also die Realschule bringen wollen", so Gronauer. Das wiederum führe immer häufiger zu Konflikten zwischen Eltern und Lehrern, die den Schulerfolg der Kinder unterschiedlich einschätzten. "Weniger sortieren, mehr fördern", plädiert Gronauer daher unter anderem für eine längere gemeinsame Schulzeit. Bayern stünde mit seiner Dreigliedrigkeit bundesweit ohnehin bald alleine da, meint Gronauer.