Ingolstadt
"Dieser Sound ist unsere DNA"

Standing Ovations für Ernst Hutter und seine Egerländer Musikanten im Ingolstädter Festsaal

17.10.2016 | Stand 02.12.2020, 19:10 Uhr

Foto: Lorenz Erl

Ingolstadt (DK) "Das Feuer brennt weiter." Ernst Hutter und seine Egerländer Musikanten - das Original - heben sich diese Eigenkomposition als letzte Zugabe für ihr Konzert auf. Es ist eine Zugabe, die von den Menschen im ausverkauften Festsaal des Stadttheaters mit Standing Ovations und begeisterten Rufen gefordert wird.

Auf der Leinwand im Hintergrund ist ein Kaminfeuer zu sehen, die Musiker legen ihre Instrumente beiseite und geben diese gesungene Hommage an ihren Gründer Ernst Mosch als Versprechen ans Publikum weiter.

Die Egerländer Musikanten und Ernst Hutter haben in diesen zweieinhalb Konzertstunden ihr zumeist älteres Publikum erreicht und nicht nur das. Der unverwechselbare weiche Klang ihrer Musik, den der verstorbene Ernst Mosch - er wäre jetzt 90 Jahre alt - vor 60 Jahren mit der Gründung der Formation entwickelte, zu der Ernst Hutter nun seit 30 Jahren gehört und die er seit 15 Jahren leitet, fesselt die Fans vom ersten Takt ihrer Jubiläumstournee an. Entsprechend den Jubiläumszahlen steht diese Jubiläumstour mit Station in Ingolstadt unter dem Titel "90-60-30-15".

Das Publikum ist bereits bestens vorgewärmt, denn im Foyer des Stadttheaters haben die Mitglieder der Blaskapelle Möckenlohe mit ihrem Vorkonzert bereits die Zuhörer begeistert. Die Bläser aus dem Juradorf bei Eichstätt haben unter ihrem Dirigenten Dominik Harrer den Wettbewerb unserer Zeitung als Vorgruppe der Egerländer gewonnen. Und hier zeigten sie im großen Rahmen, dass die Jury ihre Wahl zu Recht getroffen hatte. Auch sie ernteten für ihr mitreißendes, präzises und ausdrucksstarkes Spiel den begeisterten Applaus samt Zugaberufe der Zuhörer. Selbst Ernst Hutter lobt die herausragende Laienformation später von der Bühne herab.

Hutter bietet als Leiter der Egerländer und selbst als Tenorhornsolist in dem Jubiläumsprogramm alles auf, was die Fans seit Jahrzehnten mit den böhmischen Klängen seiner Formation verbinden. Es sind Klassiker wie "Der böhmische Wind", auch "Rauschende Birken" dürfen nicht fehlen, und "Auf der Vogelwiese" gehört ohnehin zum Standard. Katharina Praher und Nick Loris sind das Gesangsduo, die mit ihren Stimmen nahtlos zum samtweichen Klang der Instrumente aufschließen und musikalische Konturen schaffen, die der Silhouette des Böhmerwaldes mit seinen sanften Hügeln ohne Kanten oder scharfen Abbrüchen entspricht. "Dieser Sound ist unsere DNA", verdeutlicht Moderator Edi Graf und zieht immer wieder die Verbindungen zum einstigen Bandgründer Ernst Mosch. Erinnerungen an ihn, an die musikalischen Stationen der Egerländer und natürlich an die prägenden Musiker und Sängerinnen dieser Jahrzehnte begleiten als Bilderschau das Konzert. Es scheint, als sei es eine eigene Welt, in die die Zuhörer mit diesen weichen Klängen entführt werden. Eine Welt, die längst von der Realität überholt ist.

Dennoch: Diese Harmonien in Perfektion und der hübsch gestylte Wohlklang des Orchesters stillen ein Bedürfnis, das die Menschen im Festsaal gerne offen legen. Dazu kommt die technische Perfektion, mit der sowohl Ernst Hutter sein Tenorhorn als auch seine Orchestermusiker ihre Instrumente beherrschen. Und so wird die Ankündigung von Edi Graf zum nahen Konzertende mit dem "Astronautenmarsch" vom Publikum mit einem enttäuschten kollektiven "Oooh" aufgenommen. Doch Ernst Hutter findet versöhnliche Worte. "Es war sofort zu spüren: Man kommt auf die Bühne, und es kribbelt im Saal", beschwört er die Verbundenheit und lädt die Menschen vor ihm zum Mitsingen ein. "Wir sind Kinder von der Eger", lautet der eingeblendete Text im Hintergrund, der nun alle verbindet.