Neuburg
Dieseldiebe sind wieder auf freiem Fuß

Jugendschöffengericht verurteilt Bandenmitglieder zu Bewährungsstrafen Professionelles Pumpsystem im Lkw

07.11.2017 | Stand 02.12.2020, 17:15 Uhr
Symbolbild Gericht −Foto: David Ebener/dpa

Neuburg (szs) Immer wieder schlagen Dieseldiebe in der Region zu. Die Polizei tappt meist im Dunkeln. In diesem Sommer dann ein seltener Ermittlungserfolg: Eine Bande wurde auf frischer Tat in Neuburg ertappt - mit professioneller Pumptechnik an Bord ihrer Fahrzeuge.

Nun standen die vier festgenommenen Rumänen vor Gericht: Alle bekamen Bewährungsstrafen und sind auf freiem Fuß.

Wie professionell die Diebe zu Werke gingen, wurde schon bei der Ausrüstung klar: In der Nacht auf den 6. Juni fuhren sie mit zwei Lastern auf das Neuburger Baywa-Gelände, fest verbaute Pumpvorrichtungen mit Schläuchen an Bord. Damit zapften sie an fünf Lkw insgesamt 1244 Liter Diesel im Wert von rund 1478 Euro ab. Ein Berufskraftfahrer wurde gegen 1.30 Uhr zufällig auf das Geschehen aufmerksam und alarmierte die Polizei. In den Fahrzeugen fanden die Ermittler Sturmhauben, Kanister, Schläuche, Pumpen, Einweghandschuhe, Taschenlampen, Schraubenzieher, ein Jagdmesser und einen Magneten, der geeignet ist, um Fahrtenschreiber zu fälschen. "Beide Fahrzeuge waren mit professionellem Entwendeequipment ausgerüstet, um Kraftstoff aus einem fremden Tank zu pumpen", erklärte Staatsanwältin Carola Sciurba, beim Aufbrechen der Tankdeckel sei Schaden entstanden. Strafbar als schwerer Bandendiebstahl.

Die vier Angeklagten stammen aus Rumänien, haben in Deutschland keinen festen Wohnsitz, zwei sind Lkw-Fahrer, zwei ohne Berufsausbildung, der älteste 34, der jüngste 19 - weshalb der Prozess vor dem Neuburger Jugendschöffengericht stattfand. Die Vier gestanden allesamt die Tat - mehr aber auch nicht. Sie seien auf einer Liefertour von England nach Italien gewesen, dabei hätten sie Geld einsparen wollen, erklärte einer der Anwälte Manuel Lüdtke. "Ich wollte nur eine Reise durch Europa machen", erzählte der Jüngste. Der Älteste erklärte, er habe eine kranke Tochter daheim und brauche Geld. Weil der Verdacht bestand, dass die Bande für weitere Dieseldiebstähle verantwortlich sein könnte, hatte die Polizei weiter ermittelt, doch nachweisbar blieb nur die eine Tat in Neuburg. Dabei blieb es auch. Vorbestraft waren die Angeklagten nicht. Dennoch forderte Sciurba eine Freiheitsstrafe von einem Jahr und zehn Monaten: "Eine Bande, die aus Rumänien hierher kommt und professionell Diesel stiehlt: Das kann man der Bevölkerung nicht erklären, warum man hier noch Bewährung geben sollte." Das sahen Richter Gerhard Ebner und die Schöffen anders. Sie folgten der Argumentation der fünf anwesenden Anwälte, die fünf Monate in U-Haft seien für die fremdsprachigen Männer eine große Belastung gewesen. Die drei Erwachsenen bekamen 18-monatige Bewährungsstrafen, der Jüngste eine Jugendstrafe von 14 Monaten.