Die Zeit zurückgedreht

10.06.2007 | Stand 03.12.2020, 6:42 Uhr

Technik des 21. Jahrhunderts in den Händen des 12.

Sandizell (SZ) Kettenrasseln, lautes Gejohle und Händeklappern. Rund um das Schloss Sandizell scheint die Zeit vier Tage lang ein paar Jahrhunderte zurückgedreht zu sein. Beim ersten Mittelalterfest war vom Lagerleben über Feldschlacht bis zum Fischerstechen viel geboten.

Vor dem Torbogen zu Schloss Sandizell: die moderne Welt, wie wir sie kennen. Mit Autos, Handys und ihrer Hektik. Hinter dem Torbogen: wild aussehende Gestalten, Minnesänger, liebliche Jungfrauen, Ritter und Händler. Mit nur ein paar Schritten ist man von der Gegenwart in die Vergangenheit gewechselt. Heiden liefern sich eine gnadenlose Feldschlacht gegen die Christen und Jungfrauen eilen mit Wasser aufs Schlachtfeld, um die erschöpften Recken zu erfrischen. "Ohne das Wasser würden wir das bei den Temperaturen gar nicht durchhalten", sagt Ansgar Flammenbart, einer von Ubos Söldnern.

Wie ein Söldner sieht der Vollbärtige auch aus: Wickelgamaschen, ein rotes Leinenhemd, Leinenhose und eine Art Husarenkappe mit Pelzrand. Das sei ja eigentlich seine Wintergarnitur, verrät er. Weil er in die für den Sommer aber nicht mehr reinpasst, hat er keine andere Wahl, als sich warm anzuziehen. Flammenbart zuckt mit den Schultern. "Entweder man hat sich einer Sache ganz verschrieben oder gar nicht", meint er.

Die Rittersleut sind nicht die einzigen, die während des Mittelalterfestes so richtig ins Schwitzen kommen. Über die schwülwarmen Temperaturen stöhnen viele. Alexandra Knöferl aus Dasing ist in einer Art Robin-Hood-Kluft unterwegs. "A bisserl warm ist es schon", sagt sie. Ihr Mann Jürgen hat es in seinem Schottenrock da schon luftiger. Die beiden sind Mittelalter-Freaks, lieben das Lagerleben und sind extra deswegen auf das Mittelalterfest gekommen. "Es ist toll gemacht", finden sie.

Als Mönch und Bauer sind Andreas Sturm und Thomas Granitzer aus Pöttmes im Mittelalter unterwegs. Besonders die Feldschlacht und die Schwertturniere fanden die beiden super. "Dafür, dass dieses Fest das erste Mal stattfindet, ist es wirklich toll", loben sie. Auch den Eintrittspreis finden sie okay. Zumindest verglichen mit Kaltenberg. "Für eine Familie ist der schon happig", meint Dieter Köhler aus Ingolstadt. Wenn man, wie er, einen ganzen Tag auf dem Mittelalterfest verbringe, dann sei er schon okay.

Bei dem reichhaltigen Programm vergeht der Tag wie im Flug. Verschiedene Spielleut unterhalten die Besucher, Bogenturniere laden zum Mitmachen ein und auch zum Fischerstechen auf dem Schlossweiher kann sich jeder anmelden. Veranstalter Oliver Kranz gehört zu den ersten, die sich im Boot auf den Weiher wagen – und untergehen, bevor sie sich auch nur in Kampfposition bringen konnten. Vier Mann in einem Boot – das war einfach zuviel Gewicht. Etwas unsicher steht Tassilo Graf von Sandizell im Bug des nächsten Bootes. Gar nicht so leicht, das Gleichgewicht zu halten. Immerhin, die beiden Brüder Tassilo und Niki schlagen sich mit ihrem Team wacker, gehen aber trotzdem baden. Spaß hat der Ausflug ins Mittelalter allen gemacht.