Pfaffenhofen
"Die Zeit des Pokerns muss enden"

Verhandlungen zur Finanzierung der "Kleinen Kinderstation" gestartet / Jährliche Kosten auf 350 000 Euro geschätzt

29.11.2011 | Stand 03.12.2020, 2:06 Uhr

Die Kinderärzte Tina und Stephan Arenz bieten tagsüber eine kindermedizinische Anlaufstelle an der Ilmtalklinik. Ihr Angebot soll durch die sogenannte „Kleine Kinderstation“ unter Neuburger Regie zur 24-Stunden-Versorgung ausgebaut werden - Foto: Archiv

Pfaffenhofen (PK) Zwar gibt es grünes Licht für die „Kleine Kinderstation“ mit fünf Planbetten an der Pfaffenhofener Ilmtalklinik, aber viele Fragen bleiben offen – allen voran die des Budgets: Wer soll den finanziellen und personellen Aufwand schultern?

Die Befürchtung, dass die Neuburger Kinderklinik als Betreiber der kindermedizinischen Filiale bei den anstehenden Verhandlungen nicht ernsthaft an einer Lösung interessiert sein könnte, dementieren die Offiziellen.

„Wir haben signalisiert, dass wir mit Pfaffenhofen kooperieren würden – da stehen wir dahinter“, sagte etwa der Chefarzt der Neuburger Kinderklinik, Stephan Seeliger, an Tag zwei nach der wegweisenden Münchner Entscheidung für die Fünf-Betten-Lösung. Pfaffenhofens Landrat Martin Wolf (CSU) sieht dies positiv: „Ich glaube wirklich, dass sie es ernst meinen.“ Gestern hat er begonnen, die ersten politischen Gespräche zur Finanzierung zu führen. „Wir dürfen es jetzt nicht scheitern lassen“, appelliert Wolf in Richtung Neuburg: „Die Zeit des Pokerns muss enden.“



Der Krankenhausplanungsausschuss hat am Montag das Angebot Neuburgs angenommen, die fünf kindermedizinischen Planbetten an der Ilmtalklinik zu betreiben. Die Krankenhäuser und ihre Träger müssen nun die Frage des Budgets und der Verteilung des finanziellen Risikos klären. Wie hoch das Defizit sein wird, ist derzeit noch nicht endgültig absehbar. Wenn für eine Rund-um-die-Uhr-Versorgung an 365 Tagen im Jahr ein Facharzt für Kindermedizin von 18 bis 8 Uhr Dienst tut – also außerhalb der schon bestehenden Geschäftszeiten der neuen Pfaffenhofener Kinderpraxis –, müssten laut Chefarzt Seeliger bis zu vier Fachärzte fest angestellt werden, hinzu kämen noch Krankenschwestern. Die Kosten dafür lägen bei rund 350 000 Euro im Jahr.

Der Geschäftsführer der Kliniken St. Elisabeth, Günther Strobl, war in dieser Sache nicht zu erreichen. Anderen Medien gegenüber hatte er aber schon seine Erleichterung signalisiert: Er könne mit dem aktuellen Kompromiss gut leben. Auch der Pfaffenhofener Landrat Wolf hatte im Klinikstreit mehrfach betont, dass für ihn die Neuburger Kinderklinik der ideale Partner wäre: „Wir haben kein Interesse, aus der Region herauszuverhandeln.“ Mit dieser Kooperationsabsicht sind aber auch klare Vorstellungen verbunden. „Das Wichtigste ist zunächst der 24-Stunden-Betrieb“, erklärt Wolf. Derzeit sei die kindermedizinische Versorgung nur zu den Geschäftszeiten gegeben. Der Landkreis brauche deshalb stationäre Betten, deren Risiko nicht einseitig zulasten Pfaffenhofens geht, sagt Wolf. „Alles andere ist nicht akzeptabel.“

Doch ähnlich klingt die Position Neuburgs: „Wenn es scheitert, scheitert es an der Finanzierung“, betont Seeliger. Und genau da liegt bei den anstehenden Verhandlungen der Hund begraben: „Das werden die Pfaffenhofener nicht bezahlen können – wir aber auch nicht“, fasst der Chefarzt zusammen. Er halte es da mit dem Sprichwort: Wer den Kuchen bestellt, der kann ihn auch bezahlen.

Die ambulante Kinderarztpraxis des Medizinerpaares Tina und Stephan Arenz an der Ilmtalklinik bleibt vom Kinderklinik-Kompromiss unberührt. „Die Praxis wird ganz normal weitergeführt“, stellt Landrat Wolf klar. Ob sie sich auf die kindermedizinische Versorgung tagsüber konzentrieren oder ebenfalls Dienste in der Kinderstation übernehmen, müsse in den Verhandlungen zwischen den Krankenhausleitungen geklärt werden. Eigentlich würden die Kinderbetten Neuburger Personal betreut.

Egal wie das Konzept am Ende im Detail aussehen wird: „Für die Eltern ist wichtig, dass in Pfaffenhofen immer eine Anlaufstelle ist“, sagt Wolf. Kinder, die innerhalb weniger Tage wieder entlassen werden könnten, würden nicht nach Neuburg verlegt. Für langfristige oder schwere Fälle würde demnach bei Zustimmung der Eltern eine Verlegung in die Kinderklinik St. Elisabeth erfolgen, die dafür gut ausgestattet ist, etwa mit einer eigenen Schule.