Die Zeit der Leuchtenberger

Ausstellung in der Universitätsbibliothek gibt Einblick in das Leben von Napoleons Stiefsohn

04.08.2015 | Stand 02.12.2020, 20:57 Uhr

Eichstätt (upd) Napoleon war eine prägende Figur im Übergang vom 18. zum 19. Jahrhundert. In dieser Zeit war Europa fast ununterbrochen Schauplatz erbitterter Kämpfe zwischen verschiedenen Koalitionen. Die laufende Ingolstädter Landesausstellung zeigt eindrucksvoll, welche Auswirkungen das Handeln Napoleons für Bayern und seine Bewohner hatte.

Ergänzend zur Landesausstellung widmet sich noch bis Ende Oktober eine Ausstellung der Universitätsbibliothek der Katholischen Universität Eichstätt-Ingolstadt dem Leben von Napoleons Stiefsohn Eugène Beauharnais, das einen unmittelbaren Bezug zu Eichstätt hat.

Eugènes Leben reflektiert in vielfacher Weise die Umwälzungen seiner Zeit: Der Vater stirbt unter der Guillotine, seine Jugend verbringt Eugène im Militärdienst in Ägypten und Italien, das er ab 1805 als Vizekönig und in Vertretung von Napoleon regierte. Eine für den Stiefsohn arrangierte Hochzeit mit der bayerischen Prinzessin Auguste Amalie verschaffte Napoleon den dynastischen Zugang zum europäischen Hochadel; der bayerische Kurfürst Maximilian Joseph regierte fortan ein Königreich. Der Preis hierfür war die Teilnahme Bayerns am Russlandfeldzug der Grande Armée, der das Ende Napoleons einleitete. Auf dem Wiener Kongress wurde Eugène als Entschädigung für Italien ein neu zu bestimmendes Fürstentum mit dem Titel „Herzog von Leuchtenberg“ in Bayern zugesprochen. Die Wahl fiel 1817 auf die ehemalige fürstbischöfliche Residenzstadt Eichstätt als künftigen Herrschaftssitz des neuen Fürstentums.

Dem neuen Fürsten verblieben jedoch nur sieben Lebensjahre; ab 1824 regierte seine Witwe für die noch unmündigen Kinder. Durch geschickte Verhandlungen vermählte Auguste Amalie ihre Kinder vorteilhaft in europäische und außereuropäische Herrscherhäuser, was jedoch zulasten des Fürstentums Eichstätt ging. Seltene Präsenz vor Ort, frühzeitige Todesfälle und mangelndes Interesse der Erben führten in mehreren Etappen bis 1855 zur endgültigen Auflösung des Fürstentums.

Die Universitätsbibliothek bietet den Besuchern der Ausstellung private und offizielle Lebensdokumente sowie Bilder, die das Leben des Eichstätter Fürsten nachzeichnen. Die Exponate sind montags bis freitags von 8.30 Uhr bis 17 Uhr in der Staats- und Seminarbibliothek (Hofgarten 1, Eichstätt) zu sehen.