Die wundersame Aufgabe des Architekten

21.06.2007 | Stand 03.12.2020, 6:40 Uhr

Wohnen und arbeiten wollen die Künstler Norbert Prangenberg und Claudia Shneider in ihrem umgebauten Haus am Bahnhof Niederarnbach, das vorher als Werkstatthalle diente. - Foto: oh

Schrobenhausen / Niederarnbach (tsk) Zum ersten Mal sind bei den Architektouren (23. und 24. Juni), einer Architektur-Leistungsschau, mit der Maria-Ward-Schule Schrobenhausen und einer umgebauten Werkstatthalle in Niederarnbach zwei Gebäude aus dem südlichen Landkreis vertreten.

Es geht um schöne Formen, Linien, einen aktuellen Bezug, "aber vor allem geht es um den Menschen", meint Günter Wagmann. So auch beim Umbau der Maria-Ward-Mädchenrealschule Schrobenhausen im Januar 2005, mit dem der Architekt nun bei den Architektouren vertreten ist. Seit zwölf Jahren veranstaltet die Bayerische Architektenkammer die Freiluftausstellung, die am Samstag und Sonntag 133 von unabhängigen Experten ausgewählte Objekte, die innerhalb der vergangenen drei Jahre in Bayern entstanden sind, zeigt.

Die jeweiligen Architekten und Bauherren sind dann vor Ort und führen durch die Bauten. "Ganz ungeschminkt können dann auch Fragen an die Nutzer, in unserem Fall Schulleiter Hans-Dieter Franke, gestellt werden", verspricht Wagmann, dessen Bauten bereits mehrfach ausgestellt wurden. Er lobt: "Wenn die Diözese Augsburg und die Stadt Schrobenhausen schon zu einer Schule in der Innenstadt stehen, sollte das honoriert werden. Sie hätten die Schule ja deutlich billiger auf der grünen Wiese neu bauen können." So sei Wagmann aber vor der Aufgabe gestanden, Neues in bestehendes Material einzubauen. "Wir haben dem Vorhandenen etwas Ebenbürtiges, Eigenständiges entgegengesetzt, mit entsprechender Sensibilität, aber auch mit Selbstvertrauen." Schließlich seien die heute historischen Gebäude zu ihrer Entstehungszeit ebenso "Neubauten mit mehr oder weniger starken Eingriffen in den damaligen Kontext" gewesen. Nur der Südflügel und der Konzertsaal blieben im Prinzip erhalten, der Rest wurde neu gebaut, größtenteils mit Glasfassaden, was dem Konzept der "offenen Schule", wie es Schuldirektor Franke nennt, gerecht wurde. "Die Raumästethik soll ja das Lern- und Erziehungsziel unterstützen", betont Franke. Kostenpunkt: rund zehn Millionen Euro.

Auch beim Gebäude in Niederarnbach, im April 2006 fertiggestellt und bereits mehrfach in der Sendereihe "Traumhäuser" (Bayerisches Fernsehen) gezeigt, stand ein klares Konzept im Vordergrund: Wohnen und arbeiten in einem großen Gebäude wollten die Künstler Norbert Prangenberg und Claudia Shneider, und ausgesucht hatten sie sich die ehemalige Werkstatthalle am Bahnhof Niederarnbach, die groß genug für ihre Riesenleinwände war und beiden ausreichend Platz zum Rückzug bot. Am Anfang stand die Trennwand: "Jeder wollte absolut seinen eigenen Bereich haben, auf dem Plan wurde die Wand hin- und hergeschoben", erinnert sich Martina Günther, eine von vier beteiligten Architekten.

Zwei Drittel der 600-Quadratmeter-Fläche sind Wohnraum, der Rest ist für die Ateliers reserviert. Eckige Formen in Grüntönen und Weiß dominieren den Innenraum, der im Gegensatz zur Außenfassade komplett umgebaut wurde. Insgesamt kostete das 300 000 Euro. Dass mehrere Parteien neben den Hausherren mit unzähligen Ideen am Projekt beteiligt waren, war teilweise schwierig. "Aber das ist immer so, das zu lösen ist eben die wundersame Aufgabe des Architekten", lacht Marina Günther, für die der Auftritt bei den Architektouren eine Premiere ist. Sie freut sich auf den Sonntag: "Man kann so etwas nie richtig über Fotos sehen. Jetzt können alle mal ein Werk von uns erleben."

Führungen: Maria-Ward-Schule, Samstag, 13 und 14 Uhr, Gebäude am Bahnhof Niederarnbach, Sonntag, 15 und 17 Uhr.