Die Wiesn als Festung

Kommentar

09.09.2016 | Stand 02.12.2020, 19:20 Uhr

Hubertus Andrä ist ein vielbeschäftigter Mann und für die Zeit des Oktoberfests wahrlich nicht zu beneiden. Zum einen muss der Polizeipräsident der Landeshauptstadt den Münchnern und ihren Millionen Gästen aus aller Welt angesichts des weiterhin drohenden islamistischen Terrorismus ein wirklich überzeugendes Gefühl der Sicherheit für das größte Volksfest der Welt vermitteln.

Zum anderen werden die Wirte, Schausteller und Kommunalpolitiker peinlich genau darauf achten, dass die entsprechend notwendigen Maßnahmen die Wiesn aus ihrer Sicht nicht in eine Festung verwandeln.

Das könnte ja die Gaudi trüben und das Geld der Besucher säße dann womöglich nicht mehr ganz so locker. Entsprechende Debatten wurden im Vorfeld bereits wiederholt geführt - und die machen Andrä und seinen Beamten ihren ohnehin schwierigen Job bestimmt nicht leichter.

In seiner kompetenten, ruhigen Art ist der Hüne aus Garmisch-Partenkirchen, der sich zuletzt wieder beim Amoklauf im Olympia-Einkaufszentrum am 22. Juli dieses Jahres bewährte, sicherlich der optimale Mann für die sensible Aufgabe.

Doch die so oft gewünschte absolute Sicherheit - das zeigt auch das nur knapp vereitelte Attentat in Paris mit einem Auto voller Gasflaschen aufs Neue - ist unmöglich. Sollte wirklich ein schwerer Terroranschlag passieren, womöglich gar mit Toten, dann muss über künftige Schutzmaßnahmen wohl nicht mehr geredet werden. Dann wird vielleicht sogar das Ende der Wiesn in ihrer heutigen Form nicht mehr völlig auszuschließen sein. Russen, Chinesen und andere warnen ihre Bürger schon jetzt vor einem Besuch.