Ingolstadt/Baar (DK) "Und nach dem Spiel ins Tanzcafé Schranner in Baar." Fußballfans aus der Zeit des MTV und ESV Ingolstadt klingt dieser Werbeslogan des Stadionsprechers noch heute in den Ohren. Richard Schranner, der Fußballer und Gastronom, hat sich selbst und das kleine Örtchen Baar bei Reichertshofen mit seinem Tanzcafé bekannt gemacht - sein Ruf reichte von München bis Nürnberg.
Seit Freitag schlägt das Herz des umtriebigen Mannes jedoch nicht mehr, Schranner verstarb im Ingolstädter Klinikum. Er wurde 91 Jahre alt.
"Ich habe alles erlebt, aber neugierig bin ich immer noch", sagte Schranner noch an seinem 90. Geburtstag. Gymnastik, Schachspielen, Lesen und Besuche am Ehemaligen-Stammtisch des ESV Ingolstadt gehörten bis zuletzt zum Alltag des geselligen und stets hilfsbereiten Mannes, der in den vergangenen Jahren von seiner älteren Tochter Ulrike versorgt wurde.
Nahe der damaligen Pulverfabrik in Ebenhausen wuchs Schranner auf, überstand Hunger und Krieg und verdiente sich als Vertragsspieler des VfL Ingolstadt 1949 sein erstes Geld. "Die 150 Mark waren mehr, als ich in der Despag verdient habe", erzählte der gelernte Schreiner einst. Doch für ein gutes Leben reichte das nicht. Erst die Heirat der Bürgermeistertochter Zenta Zagler aus Baar und ein geerbter Bauernhof eröffneten Schranner neue Möglichkeiten. 1959 eröffnete er im umgebauten Anwesen ein Tanzcafé. Dank seiner Bekanntheit als Fußballer und damals angesagten Showbands wie Ambros Seelos, Dschingis Kahn oder Hazy Osterwald zog er rasch ein großes Stammpublikum an. Erst Ende der 1980er-Jahre gab Schranner das Café auf.
Der Sport ließ Schranner jedoch nie los. Bis zum Alter von 56 Jahren spielte der frühere MTV- und ESV-Vorstopper bei verschiedenen Vereinen in der Region. 1982 bis 1986 war er Abteilungsleiter beim ESV Ingolstadt und sorgte zusammen mit Jakob Lehner und Trainer Karsten Wettberg nochmals für einen kurzen Höhenflug bei den Eisenbahnern, der mit einer großen Feier endete. Wo? Natürlich im Tanzcafé Schranner in Baar. ‹ŒFoto: gst
