Ingolstadt
Die Wiener setzen zum Überholen an

Architekturbüro Querkraft könnte beim neuen Kunst- und Designmuseum doch noch zum Zug kommen

18.06.2012 | Stand 03.12.2020, 1:22 Uhr
Nach den Vorstellungen des Wiener Büros Querkraft Architekten werden alle Ausstellungsräume des Museums ins Untergeschoss verlegt. −Foto: Strisch

Ingolstadt (DK) Die beiden Sieger des Museumswettbewerbs könnten am Schluss doch noch leer ausgehen. Ein halbes Jahr nach der Juryentscheidung ist stattdessen das Wiener Büro Querkraft – dritter Preisträger –
in die Favoritenrolle geschlüpft. Gestern Abend bot das Thema in den Fraktionen viel Zündstoff.

Wie mehrfach berichtet, hatte sich das Preisgericht am 20. Januar für zwei gleichberechtigte Sieger des Architektenwettbewerbs entschieden: das Hamburger Büro Dinse Feest Zurl (DFZ) und das Büro Stanton Williams aus London. Während der Entwurf von DFZ eine spektakuläre Überwölbung der historischen Gießereihalle vorsieht, wollen die Engländer mit zwei seitlichen Anbauten das Baudenkmal ergänzen.

Auf dem dritten Platz landete damals das Büro Querkraft Architekten aus Wien, das einen ganz anderen Weg geht: Die Planer wollen die Gießereihalle sanieren und als öffentliches Forum nutzen, aber baulich nicht verändern. Stattdessen sollen die Ausstellungsräume des neuen Museums in den Untergrund verlegt werden. Die Wiener scheinen inzwischen nicht nur bei den Ingolstädter Bürgern, sondern auch in politischen Kreisen mächtig an Sympathien gewonnen zu haben. Sie zählen zu den insgesamt fünf Büros, die bislang noch im Verfahren sind. Nach dem Zeitplan des Baureferates soll der Stadtentwicklungsausschuss am 3. Juli einen Favoriten küren, der Stadtrat könnte dann in seiner Vollversammlung am 26. Juli endgültig einem Büro den Auftrag erteilen.

„Es zeichnet sich eine deutliche Mehrheit für Querkraft ab“, fasste Vorsitzender Peter Gietl gestern Abend den Diskussionsstand in der Fraktion der Freien Wähler zusammen. Dies sei zwar nicht „der spektakuläre Wurf“, aber von der Kostenseite spreche viel dafür. Auch der Gießereihalle als flexibel nutzbarem Veranstaltungsraum könnten die FW viel abgewinnen. Aus der CSU-Fraktion, die gestern noch lange diskutierte, war zwischendurch nur zu hören, dass sie „tendenziell“ für die Arbeit von Querkraft ist. Die Christsozialen wollen vor dem Stadtratsvotum noch zu einer öffentlichen Versammlung einladen.

Anders die Sozialdemokraten, die weiterhin eine „ganz klare Präferenz“ für DFZ haben, wie Fraktionschef Achim Werner betonte. Die SPD vermisse bisher „belastbare Zahlen“ zu den Kosten des Museums. Stadtrat Manfred Schuhmann nannte es gar „pervers“, wenn jetzt eine „Ruine wieder hergestellt“ werde, aber das „Museum, um das es eigentlich geht, im Boden versteckt wird“.