Eichstätt
"Die Welt ist ein Dorf vor Gott"

Bernard Kaisom aus Papua-Neuguinea berichtete am Gabrieli-Gymnasium über seine Heimat

12.11.2012 | Stand 03.12.2020, 0:50 Uhr

Religionslehrerin Barbara Krewin (hinten links), Bernard Kaisom aus Papua-Neuguinea (hinten 2. von links) und Pfarrer Manfred Kurth (hinten rechts) mit der Schülerband, die den Vortrag musikalisch begleitete - Foto: buk

Eichstätt (buk) „36 Stunden lang trieb ich hilflos im Wasser, um mich herum Haifische, vier Kameraden starben, doch ich wurde gerettet...“ Die rund 100 Schülerinnen und Schüler der zehnten Jahrgangsstufe des Gabrieli-Gymnasiums spitzten die Ohren, als sie aus erster Hand berichtet bekamen, was sie sonst nur aus Action-Filmen kannten: Der 45 Jahre alte Ingenieur Bernard Kaisom aus Papua-Neuguinea erzählte ihnen auf der Empore der Aula, wie er zu seinem festen Glauben fand.

\tOrganisiert hatte diesen Vortrag im Rahmen einer Religions-Doppelstunde die evangelische Religionslehrerin Barbara Krewin, die ihren Gast zunächst mit einer Begrüßung in seiner Landessprache überraschte – dem „Tok Pisin“, einem englisch klingenden Slang. Kaisom selbst sprach auf Englisch, was für die 15 bis 16 Jahre alten Schüler kein Problem war. Begleitet wurde er bei seinem Vortrag von Pfarrer Manfred Kurth, Leiter der Regionalstelle Süd von „Mission Eine Welt“, einer Einrichtung der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Bayern. Dieser wies zu Beginn darauf hin, dass das evangelische Dekanat Pappenheim seit etlichen Jahren eine Partnerschaft mit Papua-Neuguinea pflegt.

\tNachdem Kaisom in einem Film sein Heimatland und seine Herkunftsregion, den Distrikt Karkar im Norden des Landes, vorgestellt hatte, sang er mit den Schülern auch Lieder in der Sprache seiner Heimat, die von einer vierköpfigen Band der zehnten Klassen, bestehend aus Lisa Stufler (Cello), Hanna Husemann (Gitarre), Lisa Riemenschneider (Querflöte) und Markus Schüller (Klavier) instrumental begleitet wurden. Das Lied „Mi laik wokabaut long rot“ bedeutete dabei etwa „Ich möchte auf der Straße gehen“.

\tKaisom wies darauf hin, dass in seiner Heimat das Kochen mit Kokosmilch eine große Rolle spielt, dass bei Festen Schweine gebraten werden und das Geschirr im Fluss gewaschen werden muss. Es gebe weder Strom noch Gasheizung, sondern nur Feuerstellen vor dem Haus. Bei den Festen würden rituelle Tänze zu Trommelklängen dargeboten. Dies illustrierte der Redner auch in Bildern und kurzen Filmsequenzen. Die Wirtschaft seiner Heimat basiere auf dem Handel mit Kokosnüssen, Kakao und Kaffee. Den Effekt der globalen Erwärmung und des Klimawandels erlebe er mit seiner Familie aus nächster Nähe mit: Sein Haus liege in der Nähe des Strandes.

\tEigentlich hatte Bernard Kaisom einen gut bezahlten Job als Verfahrenstechniker im Bergbau: Er arbeitete in Kupfer-, Öl- und Goldminen des Landes an verantwortlicher Position. Warum er diesen Job aber quittierte und sich stattdessen als Freiwilliger der Kirche zur Verfügung stellte, erklärte er den staunenden Schülern mit einer anrührenden Erzählung: Auf seinem Weg zur Arbeit von der Provinz Madang zur Insel Karkar musste er per Boot reisen. Einmal sei es im Sturm zum Schiffbruch gekommen. Er konnte sich an Bootstrümmern festklammern, Mitreisende ertranken, ohne dass er ihnen helfen konnte. Manche wurden auch von Haien attackiert. Er trieb im Wasser und betete zu Gott um Rettung, Nachdem er nach 36 Stunden an Land gespült und dort völlig entkräftet von Passanten gefunden worden war, brachte man ihn in ein Hospital. Nach seiner Genesung beschloss er aus Dankbarkeit, der Kirche als „Volunteer“ zu dienen. Dabei reise er gerne in andere Länder, um seinen Glauben zu bekunden, denn: „Wir sind alle Teil der einen Welt – und die Welt ist ein Dorf vor Gott!“

Am Ende dieser Begegnung in der GG-Aula überreichte Barbara Krewin Geschenke an Bernard Kaisom und Pfarrer Manfred Kurth sowie eine Spende für die von der „Mission Eine Welt“ geförderten Krankenhäuser in Papua-Neuguinea.