Nürnberg
Die Welt aus der Sicht des Rollstuhlfahrers

Absolventen des Freiwilligen Sozialen Jahres waren auf Seminar

05.02.2013 | Stand 03.12.2020, 0:32 Uhr

Bei Projekten konnten die Teilnehmer am Freiwilligen Sozialen Jahr mitmachen. Eine Gruppe machte Musik in der Nürnberger Innenstadt und sammelte Spenden für die Aktion Sternstunden - Foto: pde

Nürnberg/Eichstätt (EK) Während ihrer Seminarwoche im Jugendhaus am Brombachsee (Ramsberg) im Rahmen des Freiwilligen Sozialen Jahres (FSJ) in der Diözese Eichstätt setzten sich 27 junge Freiwillige intensiv mit vier selbst gewählten Projekten auseinander.

„Ich halte es nicht mehr aus, ich muss aufstehen“, klagte eine junge Frau, die es sich im Rahmen des Projekts „Selbsterfahrung Behinderung“ zur Aufgabe gemacht hatte, zwei Tage im Rollstuhl zu verbringen. Ob beim Bahnfahren, Einkaufen oder bei schlichten Alltagstätigkeiten – überall stieß sie auf Hindernisse, die nur mit Unterstützung der gesamten Projektgruppe zu bewältigen waren. Ebenso erging es einer weiteren Freiwilligen im Rollstuhl sowie einem jungen Mann, der die Welt aus der Perspektive eines Blinden erforschen wollte. Die zentrale Erkenntnis: Der Alltag mit Behinderung kann nur gemeinsam und mit Unterstützung anderer Menschen bewältigt werden. Eine weitere Projektgruppe setzte sich mit der Lebenssituation von Asylbewerbern auseinander und besuchte das Erstaufnahmelager in Zirndorf. Die Gruppe suchte das Gespräch mit den Menschen und zeigte sich vor allem betroffen von deren Lebensgeschichten und der beengten Wohnsituation, mit der sie zurechtkommen müssen. „Der Herd in der Küche war kaputt, es leben sehr viele Menschen in einer Wohnung und die Kinder spielen mit Besen“, berichtete ein FSJler erschüttert.

„Ich habe mir das ganz anders vorgestellt“, war der erste Kommentar einer FSJlerin, die zusammen mit ihrer Projektgruppe ein Altenheim besucht hatte. Zwei Tage verbrachten die sechs jungen Frauen mit den Senioren, spielten Mensch-ärgere-Dich-nicht, halfen bei alltäglichen Tätigkeiten und suchten das Gespräch mit den alten Menschen.

Die vierte Projektgruppe war zuerst einmal damit beschäftigt zu üben und zu proben, bevor sie sich auf den Weg nach Nürnberg in die Innenstadt machte. Dort verbrachte sie einen Nachmittag damit, mit ihrer Musik die Passanten in der Fußgängerzone zu unterhalten und aufzuheitern. Mit viel Schwung und Elan sangen sie und spielten ihre Instrumente. Im Laufe des Nachmittags konnten sie 57,50 Euro an Spenden für die Aktion Sternstunden sammeln.

Der BDKJ Bayern bietet im Rahmen des Freiwilligen Sozialen Jahres fünf unterschiedliche Seminarwochen an. Das Projektseminar ist das dritte Seminar im Jahresverlauf und fördert die Selbstbestimmung, Eigeninitiative und -verantwortlichkeit der Teilnehmer in besonderer Weise. Es werden vor allem Kommunikations-, Kooperations-, Konfliktfähigkeit sowie Verantwortungsübernahme gefordert und gefördert. Entsprechend dem ganzheitlichen Bildungsansatz können „Kopf, Herz und Hand“ gleichberechtigt zum Einsatz kommen. Das Projektseminar bietet die Möglichkeit, in direkte Beziehung zur Außenwelt zu treten. Besonders wichtig für das Gelingen eines Projektes ist die Fähigkeit der Teilnehmer zur Selbstorganisation, die bei diesem Projektseminar alle FSJler gezeigt haben.