Nürnberg
Die Wege führen nach China

"Neue Seidenstraße": Bayerische Firmen profitieren bislang kaum von Aufträgen

25.07.2018 | Stand 23.09.2023, 4:12 Uhr
Ein Güterzug, der in Zhanjiang gestartet ist, kommt in Antwerpen an. Die Zugverbindung gehört zum Projekt "Neue Seidenstraße" und verbindet die chinesische Hafenstadt mit Europa. −Foto: Ye Pingfan/dpa

Nürnberg (DK) Es ist ein wahrhaft ehrgeiziges Projekt, das Chinas Staats- und Regierungschef Xi Jinping 2013 auf den Weg gebracht hat: den Bau der "Neuen Seidenstraße" - ein modernes Verbindungsnetz entlang der antiken Handelsrouten, die Asien, Afrika und Europa über Land und See verbunden haben.

Wo einst Seide, Gewürze, Tee, Porzellan, Gold und Silber gehandelt wurden, sollen künftig Hochgeschwindigkeitszüge und Frachtwaggons rollen, Öl und Gas durch Pipelines fließen, Straßen und Häfen entstehen und sich Firmen in neuen Wirtschaftszonen ansiedeln.

Nach rund fünf Jahren sind bisher 200 bis 400 Milliarden Dollar ausgegeben, sagte Peter Ottmann, Geschäftsführer der NürnbergMesse, gestern beim Kongress "Seidenstraße 2018 - Handeln auf neuen Wegen". Gemeinsam mit dem bayerischen Wirtschaftsministerium und den bayerischen Industrie- und Handelskammern hat die Messe diese Veranstaltung durchgeführt, denn "da läuft etwas vorbei an der bayerischen und auch deutschen Industrie", so Ottmann. Rund 90 Prozent der vergebenen Aufträge gingen bislang nur an chinesische Firmen.

Das ist zwar ganz im Sinne der Chinesen, die durch die "Belt and Road" Initiative - so der offizielle Name - neue Handelskorridore zwischen Asien, Afrika und Europa schaffen wollen. Viele Länder entlang der Route allerdings wollen ebenfalls profitieren - auch Deutschland und der Freistaat. "China war im vergangenen Jahr unser zweitwichtigster Handelspartner", sagte Bayerns Wirtschaftsminister Franz Josef Pschierer (CSU). "Wir sehen den Freistaat als Teil der ,Neuen Seidenstraße' - aber im Rahmen einer Win-win-Situation. Das bedeutet, Chinas Engagement und Wettbewerbsfähigkeit müssen so werden wie bei uns. " Das Interesse bayerischer Firmen an der Initiative jedenfalls sei da, " China muss allerdings ein Stück weit mehr Transparenz in die Initiative bringen", forderte Pschierer. Auch dürfe man Sozial- und Umweltstandards nicht aus den Augen verlieren - "aber ich warne davor, mit erhobenem Zeigefinger durch die Welt zu laufen".

Das asiatische Land nimmt eine Menge Geld in die Hand, um die angestrebte Führungsrolle in der Welt zu erreichen: Die prognostizierten Investitionen betragen 900 Milliarden Dollar. Rund 70 Länder sind mit dabei. Das ifo-Institut rechnet damit, dass sich durch die Initiative das Handelsvolumen im eurasischen Raum um 200 Milliarden Euro vergrößert. "Doch obwohl von chinesischer Seite Interesse besteht, deutsche Unternehmen an Bord zu holen", sagte Ottmann, "tun sich viele Firmen bei uns schwer, den Juniorpartner zu geben". Der Kontakt allerdings ist sehr wichtig. "Wenn man Partner in China weise wählt und eine langjährige Partnerschaft eingeht, hat man auch gute Möglichkeiten, Aufträge zu bekommen - etwa wenn es um Ingenieursleistungen geht", sagte Corinne Abele, Leiterin Außenwirtschaft des Germany Trade & Invest in Schanghai. Ihr Kollege Jens Uwe Strohbach berichtete, dass bei einer Umfrage in Zentralasien jede fünfte Firma angab, chinesische Firmen zu beliefern. "Und es gibt viele Länder, die sich nicht nur an China hängen wollen - da sind auch deutsche Unternehmen gefragt. Zahlreiche deutsche Beraterfirmen etwa sind bereits in Zentralasien aktiv. "
 

Sandra Mönius