Schrobenhausen
"Die Verhinderer in der Politik gehören alle weg"

02.03.2011 | Stand 03.12.2020, 3:06 Uhr

Ein Land so weit das Auge reicht, wenn da nicht die Stimmkreisreform wäre . . . Denn da wollen die Hohenwarter (Vordergrund) nicht mit Waidhofen und Schrobenhausen gemeinsam einen Landtagsabgeordneten wählen. Zusammen mit den Gerolsbachern wollen die Hohenwarter nicht aus ihrem Heimatlandkreis Pfaffenhofen in die Nachbarschaft ausscheren. - Foto: Haßfurter

Schrobenhausen (SZ) Vier Politiker – eine Meinung: Der Landkreis Neuburg-Schrobenhausen soll wieder ein zusammenhängender Stimmkreis bei den Landtagswahlen werden. Über die Fraktionsgrenzen hinweg wird im noch geteilten Kreis in der Angelegenheit klar an einem Strang gezogen.

"Ein Landkreis sollte auch ein Stimmkreis ein", ist Landrat Roland Weigert (FW) der festen Überzeugung, dass die Stimmkreisreform für Neuburg-Schrobenhausen der richtige Weg ist. Daher kann Weigert auch leicht sagen: "Wir begrüßen die Reform außerordentlich." Ins gleiche Horn stößt auch Josef Lechner (CSU), Bürgermeister aus Waidhofen und Chef der Verwaltungsgemeinschaft Schrobenhausen: "Für uns im Landkreis ist das eine gute Geschichte." Und die SPD-Kreisvorsitzende Astrid Welter-Herzberger ist kaum weniger euphorisch: "Wir wollen die Stimmkreisreform sehr wohl." Dem kann sich CSU-Kreisvorsitzender Alfred Lengler nur anschließen: "Ich sehe das Ganze sehr positiv."
 

Die Reform sieht Weigert "als Ergebnis der Arbeit des gesamten Kreistags". Deshalb mache sich das Innenministerium in München ernsthafte Gedanken darüber, die Teilung des Landkreises zumindest bei den Landtagswahlen wieder aufzuheben. Weigert: "Es wird in Weisheit in München entschieden." Darum ist sich Weigert auch sicher, dass alle guten Argumente auf Seiten des künftig wiedervereinten Kreises Neuburg-Schrobenhausen liegen: "Das schafft Identität."

Auch Lechner kann sich mit dem Gedanken anfreunden, dass es pro Landkreis einen Stimmkreis und damit auch einen gesetzten Abgeordneten im Münchner Maximilianeum geben könnte. Allerdings, räumt Lechner ein, sei der Landkreis Neuburg-Schrobenhausen dafür ein wenig klein. Das sei aber schon bei der Gebietsreform vor vier Jahrzehnten falsch gemacht worden, glaubt Lechner. Denn daran liege es ja auch, dass der Kreis einer der kleinsten in ganz Bayern sei.

"Es ist doch für uns und die gesamte Region sehr positiv, wenn wir einen zusätzlichen Abgeordneten bekommen", ist Lenglers Politarithmetik. "Wir können uns froh und glücklich schätzen, dass die Region wächst", fügt Lengler noch an. Für den Gachenbacher Bürgermeister ist es entscheidend, dass der Landkreis wieder mit einer Stimme im Landtag vertreten sei. "Es ist sinnvoll, den Landkreis nicht in der Mitte durchzuschneiden", ist das Credo von Astrid Welter-Herzberger in Sachen Stimmkreisreform. Die Brunnener Sozialdemokratin mutmaßt aber auch ein wenig CSU-interne Politik hinter dem Vorgehen. Schließlich habe Erika Görlitz in den vergangenen Jahren ohne größere Probleme ihr Landtagsdirektmandat verteidigen können. Da würden auch drei Gemeinden – Hohenwart, Gerolsbach und Scheyern sollen ja dem Stimmkreis Neuburg-Schrobenhausen zugeschlagen werden – wenig daran ändern. Und wenn Ministerpräsident Horst Seehofer doch noch in Neuburg-Schrobenhausen kandidiere, dürfte das Mandat wohl auch kein Problem sein. Daher wolle die CSU den Eichstättern keine Gemeinden aus dem eigenen Stimmkreis zum Nachbarn abgeben. Schließlich sei Stimmengarant Siegfried Schneider nicht mehr da . . .

Das sieht Lengler ein wenig anders. Es mache Sinn, drei Kommunen aus Pfaffenhofen abzuziehen, rechnet Lengler vor. Um den gleichen zahlenmäßigen Effekt für den geeinten Stimmkreis Neuburg-Schrobenhausen zu erreichen, müssten aus Eichstätt aber sieben Kommunen für die Landtagswahlen in den südlichen Nachbarlandkreis wandern. Doch davon will Lengler nichts hören und lieber die Reform tatkräftig anpacken: "Verhindern ist modern seit Stuttgart 21 – die Verhinderer in der Politik gehören alle weg."