Bertoldsheim
Die Tage im Segelparadies sind gezählt

SC Neuburg feiert 50. Bestehen Landrat und OB gratulieren Schlamm verdrängt das Wasser

20.06.2017 | Stand 02.12.2020, 17:55 Uhr

"Ein Genuss", so kommentierte BLSV-Kreischef Fritz Goschenhofer seinen Segeltörn als Gast (links). SCN-Vorsitzender Reinhard Mechler schilderte den Ehrengästen die aktuelle Situation (rechts).

Bertoldsheim (shl/r) Steife Brise, weißblauer Himmel und viele prominente Besucher - besser hätten das Umfeld zum 50. Jubiläumsfest des Segelclubs Neuburg gar nicht sein können. Die Sorge um die Verlandung des Donaustausees Bertoldsheim bleibt allerdings bestehen.

Nach dem Bau der Staustufe 1965 gründete sich 1967 der Segelclub. Er fand paradiesische Bedingungen vor. "Eigentlich wollen wir dieses schöne Revier nicht verlassen", betont Vereinschef Reinhard Mechler, "aber wenn wir eines Tages auf dem Trockenen sitzen, dann geht es nicht mehr weiter". Wie berichtet, prüfen die Segelfreunde eine Verlegung an einen großen Kiessee im Donaumoos.

Über zwei "Signale" zum 50. Vereinsjubiläum sei man dankbar. Umweltministerin Ulrike Scharf habe in Weichering gesagt, dass der Donaufluss selbst bei einer Ausweisung zum Nationalpark ausgenommen bleibe, so Sportwart Stephan von Felbert. Und Landrat Roland Weigert bekräftigte beim Vereinsfest, dass im Stausee auch weiterhin gesegelt werden könne.

Weigert wünschte "Mast- und Schotbruch", er glaube, dass es in den nächsten fünf Jahren am Stausee keine Veränderung geben werde. Er suche den Dialog mit den Vereinen, so der Landrat, wenn der Nationalpark wirklich kommen sollte, müsse man eine neue Perspektive als "Chance sehen für einen Neuanfang an einem neuen Standort".

Das Domizil der Segler sei "ein wunderschöner Ort", so Oberbürgermeister Bernhard Gmehling, hier fühle man sich "wie im Paradies". Er vermutete, dass deswegen so viele Politiker zu dieser Feier gekommen seien. Fritz Goschenhofer als BLSV-Kreisvorsitzender überreichte eine Ehrenurkunde zum Jubiläum.

Rennertshofens Bürgermeister Georg Hirschbeck gratulierte zum Geburtstag und lobte den Verein für die enorme Jugendbeteiligung. Die Profis bringen dem Nachwuchs den Umgang mit den Booten und auch den Umgang mit den Naturgewalten, Wind und Wasser, bei. Er wisse um die Sorgen, die sie sich aufgrund der Bedingungen im Stausee um ihren Verein machen, so Hirschbeck. Aber hier mit allen Beteiligten einen Konsens zu finden, werde sehr schwer werden. Im Rahmen der Möglichkeiten werde der Markt Rennertshofen unterstützen.

Vereinschef Reinhard Mechler war ab 1968 Schriftführer und ist seit 1974 erster Vorsitzender beim SCND. Mit mittlerweile 43 Jahren als Vereinschef ist er "Rekordhalter" im Landkreis.

Am 12. Juni 1967 sei Gründungsversammlung gewesen, berichtete Mechler, zwölf Segler gründeten den SCND. 1968 wurden das Clubheim, die Toiletten- und die Kläranlage gebaut, fast alles in Eigenleistung. Verbesserungen und Änderungen ergaben sich im Laufe der Zeit. "Wir hatten ein tolles Revier", so Mechler. Dann kam der Schwellbetrieb, der südliche Teil verlandete und sei nicht mehr zu besegeln. Momentan sind noch etwa 25 Prozent des Stausees befahrbar. Ein Ende des Segelbetriebes sei abzusehen. "Eine Stauerhöhung würde uns noch fünf Jahre helfen", so der Vereinschef.

Der SCND hat momentan 90 Mitglieder, davon 28 Jugendliche. Wegen der Verlandung segeln die meisten Erwachsenen auf anderen Gewässern. In den besten Zeiten verzeichnete der Verein noch 149 Mitglieder. Der SCND sorgte mit seiner Segelschule für Nachwuchs. Kurse mit Theorie und Motorpraxis auf dem Rhein-Main-Donau-Kanal seien weiterhin möglich.

Für die Kinder wurden im Gabrieli-Gymnasium in Eichstätt ,,Optis" gebaut, außerdem wurden Toppers und Congers für die jungen Segler angeschafft. 1982 legte sich der Verein ein Rettungsboot zu, später ein zweites. Die Genehmigungen seien schwer zu erlangen gewesen.

Früher gab es in Bertoldsheim vom DSV anerkennte Wettfahrten, sogenannte Schwerpunktregatten. Der DSV schreibt Strecken von mindestens 1,2 Seemeilen vor, das sei heute nicht mehr möglich. Neben etlichen Vereinsregatten wurden auch Wettfahrten für die Bestenliste des DSV der Klassen Aquila, Conger und Windy ausgetragen. Segler aus fast ganz Deutschland, der Schweiz und aus Österreich nahmen daran teil.

Kraftwerksbetreiber Uniper unterstütze die Segler, sagte Reinhold Mechler. Wenn die Verlandung und die Inseln nicht wären und der See ausgebaggert würde, "dann wäre das seglerische Paradies für unsere Region hier am Donaustausee Bertoldsheim gesichert".