Neuburg
Borkenkäferplage im Landkreis

Trockenheit und Hitze bieten ideale Bedingungen für den Forstschädling Schwerpunkt im Norden

20.06.2017 | Stand 02.12.2020, 17:55 Uhr

In Gefahr: Die Fichtenwälder im Landkreis, hier zwischen Ried und Attenfeld, sind derzeit im Visier der Borkenkäfer. Für einen Teil der Flächen gilt die höchste Gefährdungsstufe. - Foto: Janda

Neuburg (DK) Nach wochenlanger Trockenheit und Hitze entwickelt sich die Borkenkäferpopulation zu einem zunehmenden Problem im Kreis Neuburg-Schrobenhausen. Die Zahl der befallenen Bäume steigt rapide, im nordwestlichen Gebiet drohen massive Einbußen. Waldbesitzer hoffen daher auf Regen.

Alfred Hornung ist mehr als nur besorgt. "Der Borkenkäfer trifft uns heuer voll", sagt der für den Neuburger Seminarwald zuständige Förster. Mehr als jeder zweite Baum auf den rund 800 Hektar der Stiftung nördlich von Neuburg ist seinen Worten zufolge eine Fichte, welche die beiden Käferarten Buchdrucker und Kupferstecher gern heimsucht und dadurch massiv schädigt. Dass der Seminarwald Jahr für Jahr besonders anfällig für die Schädlinge ist, liegt daher auf der Hand. Doch heuer sieht es prekär aus. "Ein solches Ausmaß habe ich in meinen 40 Berufsjahren noch nicht erlebt", sagt der erfahrene Förster.

Auch die übrigen Fichtenbestände im Landkreis Neuburg-Schrobenhausen trifft es nach der wochenlangen Trockenheit und Hitze hart. "Derzeit herrschen leider ideale Bedingungen für den Borkenkäfer", weiß Andreas Hahn als kommissarischer Bereichsleiter bei dem für den Landkreis zuständigen Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten in Pfaffenhofen. Für den nördlichen Landkreis gilt von Bergheim über Neuburg und Oberhausen bis nach Rennertshofen derzeit die höchste Gefährdungsstufe, Gleiches gilt für Burgheim und Rohrenfels sowie Teile von Ehekirchen. Doch auch im Schrobenhausener Land lassen die jüngsten Funde aufhorchen, weshalb die Forstbehörde dort die sogenannte Warnstufe ausgerufen hat. Vor allem die Fallen bei der Stadt im Kreissüden bereiten Hahn Sorgen. "Dort ist die Zahl der gefangenen Käfer seit Wochen konstant hoch", berichtet er. Etwas Vergleichbares hätten seine Kollegen bislang noch nicht erlebt.

Gefordert sind neben den Mitarbeitern der Behörde nun auch die privaten Waldbesitzer selbst, die für die Bewirtschaftung ihrer Flächen und damit auch für die Schädlingsbekämpfung dort verantwortlich sind und denen das Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten beratend zur Seite steht. Sie stellen mit knapp 63 Prozent gleichzeitig den größten Anteil der Waldgebiete im Landkreis. Und mit dem Großteil davon läuft der Kampf gegen den Borkenkäfer ideal, wie Hahn betont. Dabei setzt die Pfaffenhofener Behörde einen strengen Maßstab an. "Die Waldbesitzer sind dazu verpflichtet, Käferbäume aus dem Bestand zu nehmen", erklärt er. Sollten sie dem nicht nachkommen, droht nach einer Aufforderung durch Hahns Kollegen im äußersten Notfall ein Einschreiten durch das Landratsamt in Neuburg. "Solche Fälle gibt es im Landkreis derzeit auch", erklärt der Fachmann.

Die Kreisverwaltung wird dabei laut der stellvertretenden Pressesprecherin Katharina Huber sozusagen als "verlängerter Arm" des Forstamts tätig und überwacht dabei lediglich den verwaltungsrechtlichen Vollzug der Maßnahmen. Die fachliche Beurteilung obliegt jedoch weiterhin den Experten aus Pfaffenhofen beziehungsweise den hiesigen Revierleitern, stellt Huber klar. Gleichzeitig laufen derartige Maßnahmen nicht im Geheimen ab, sondern mit Wissen des verantwortlichen Waldbesitzers. Denn dieser muss letztlich auch die Kosten für die Fällung des betroffenen Baumes und die weiteren Schritte, also beispielsweise die Abfuhr und Verarbeitung, tragen. Doch was können Eigentümer eigentlich machen, um das Risiko eines Käferbefalls zu minimieren? Waldumbau ist laut Forstbereichleiter Hahn das Zauberwort. "Ich muss mich als Waldbesitzer fragen, wie ich ein langes Überleben meiner Bäume hinbekomme", sagt er. Eine Möglichkeit besteht demnach darin, Monokulturen zu vermeiden. Aus einem Fichtenwald einen Mischwald mit Fichten, Buchen und vielen weiteren Arten zu machen, sei eine Möglichkeit.

Ein allumfassendes Heilmittel gegen den Schädling ist derzeit aber selbst das nicht, wie Hornung und Hahn übereinstimmend bestätigen. "Selbst in unserem Mischwald breitet sich der Borkenkäfer aus", so der Seminarförster, der mittlerweile einen Mitarbeiter allein mit Kontrollen beschäftigen muss. Das Problem ist auch dabei die extreme Trockenheit der vergangenen Tage. "Normalerweise kann sich ein gesunder Baum beim Einbohren der Käfer in die Rinde sehr gut verteidigen", weiß Hornung. Doch das dafür nötige Harz können viele Pflanzen wegen der geringen Niederschläge nicht mehr produzieren. "Vor allem auf den Jurahöhen geraten die Bäume dadurch viel schneller in Stress", erklärt Hahn. Die Folge: Borkenkäfer fühlen sich dort pudelwohl.

Momentan legen die Käfer laut dem Fachmann aus Pfaffenhofen bereits die zweite Charge Eier in die Rinden. Nachdem sie geschlüpft sind, fressen sich die Larven durch die saftführenden Schichten der Bäume und können diese dadurch abtöten. Bis dieser Fall eintritt, sind zwar ein paar Hundert Tiere nötig. "Aus einem Baum entwickeln sich aber schnell ein paar Tausend Käfer. Durch eine befallene Fichte können 20 andere geschädigt werden", erklärt Hahn. Er und Hornung blicken daher weiter gespannt zum Himmel. "Am Besten wäre jetzt warmes, aber feuchtes Wetter", erklärt er. Oder wie es der Seminarförster ausdrückt: "Ich wünsche mir einen richtig verregneten Sommer - aber einzig und allein aus Gründen des Forstschutzes."