Pollenfeld
"Die Sommersaison ist gelaufen"

Auswirkungen der Corona-Krise auf die Musikvereine und Blaskapellen am Beispiel Pollenfeld

22.04.2020 | Stand 23.09.2023, 11:44 Uhr
Siegfried Fries
Solche Musikproben, aufgenommen bei einer der Übungsstunde der Jura-Blaskapelle Pollenfeld vor der Corona-Krise, wird es längere Zeit nicht geben. Klaus Meyer leitet die Jura-Blaskapelle Pollenfeld und spürt die Corona-Auswirkungen stark. −Foto: Fries

Pollenfeld - Landauf und landab leiden alle an der Krise durch das Coronavirus.

Die staatlich vorgegebenen Einschränkungen des Zusammenlebens haben natürlich auch große Auswirkungen auf die Arbeit der Vereine. Die Musikvereine und Blaskapellen haben jedes Jahr eine Hochsaison, die nun gerade anlaufen würde und bis zu den Volksfesten im Herbst dauert.

Die Aussichten, dass diese musikalische Saison heuer überhaupt beginnt, stehen schlecht. Im Gespräch mit dem Vorsitzenden des Musikvereins Jura-Blaskapelle Pollenfeld, Klaus Meyer, sollen die durch die Krise bedingten negativen Auswirkungen auf die Arbeit der Blasmusikvereine, von denen es im Landkreis sehr viele gibt, beispielhaft beschrieben werden.

Ein Problem sind nach Ansicht von Klaus Meyer natürlich die fehlenden Einnahmen. Einige große Jubiläumsfeste von Feuerwehren oder Schützenvereinen sind bereits abgesagt. Weitere werden bis zum Sommer sicher noch folgen. Klaus Meyer: "Einige Vereine warten die weitere Entwicklung noch ab, doch ich bin mir fast sicher, dass heuer kein größeres Fest mehr stattfinden wird. " Anfang Mai wäre für die Jura-Blaskapelle eine Teilnahme am Festzug zum 150-jährigen Jubiläum der Feuerschützengesellschaft Titting angestanden. Das Fest ist abgesagt, und die vereinbarte Gage für den Auftritt fehlt. "So wird dies bis zum Sommer weitergehen", so Meyer.

Auch das Eichstätter Volksfest findet bekanntermaßen nicht statt. Hier bestreitet die Pollenfelder Blaskapelle traditionell die musikalische Begleitung am Nachmittag des Bauernerchta und nimmt am Festzug teil. Mit Einnahmen aus Auftritten ist also in dieser Saison nicht zu rechnen, bedauert der Vorsitzende. Gleichzeitig laufen die fixen Kosten natürlich weiter. Einen Großteil der Kosten nehmen Honorare für die Musikleiter und Dirigenten ein. Beim Musikverein Pollenfeld bestehen Verträge mit drei Musikleitern für die Jura-Blaskapelle, die Jugendkapelle und die Ausbildung der Bläserklassen. Ob man hier etwas einsparen kann, steht noch nicht endgültig fest. Aber nach Aussage von Meyer sind einige der Musiklehrer freiberuflich tätig und dadurch auf diese Einnahmen angewiesen.

 

Weitere Ausgaben sind die Beiträge für übergeordnete Blasmusikverbände, für Versicherungen oder den Pauschalvertrag mit der Gema. Der Vorstand zeigt sich froh darüber, dass der Verein keine Kosten für einen Probenraum hat, weil die Proben für alle Gruppen mit Unterstützung der Gemeinde in der Grundschule Pollenfeld abhalten werden können. Trotzdem heißt es sparen. Der Einnahmeverlust beziffert sich laut Meyer für den Musikverein Pollenfeld auf einen mittleren vierstelligen Betrag. Daher wurde eine bereits bestellte Konzerttrommel vorerst wieder abbestellt, und die geplante Erneuerung der Trachten muss auch zurückgestellt werden.

Was am meisten geschmerzt hat, ist die Tatsache, dass das Jahreskonzert des Musikvereins, das jedes Jahr am Ostermontag stattfindet, ausfallen musste. Seit dem Herbst vergangenen Jahres hatten sich die drei Musikgruppen mit ihren Leitern in unzähligen Probenstunden auf das musikalische Highlight im Vereinsjahr vorbereitet. Ob das Üben ganz umsonst war oder vielleicht eine Neuauflage im Herbst stattfindet, dazu ist noch keine Entscheidung gefallen. "Es würde sehr viel Probenarbeit notwendig sein, um wieder auf den musikalischen Stand vor Ostern zu kommen", darüber gibt es nach Ansicht des Vorsitzenden, der seit über dreißig Jahren mit seiner Posaune selbst zu den Musikanten gehört, keine Zweifel. Auch wenn für das Konzert kein Eintritt verlangt wird, sind die Spenden nach dem Konzert und die Einnahmen aus dem Getränkeverkauf nicht unbeachtlich und fehlen in der Vereinskasse.

Mit diesem Problem haben laut Meyer alle benachbarten Blaskapellen zu kämpfen, die ihre Jahreskonzerte im Frühjahr geben. Natürlich fallen auch alle anderen vereinseigenen Veranstaltungen Corona zum Opfer. Eine davon ist der Musikalische Frühschoppen im Juli, bei dem die Jugendgruppen die Möglichkeit haben, ihr Gelerntes einem breiteren Publikum in der beschaulichen Kulisse des Pollenfelder Dorfplatzes präsentieren zu können. Die Jugendkapelle kann nicht proben, und die Ausbildung der Bläserklasse als Bestandteil des Schulunterrichts steht still, solange die Kinder nicht zur Schule gehen können. Wobei die Gruppe mit 23 Kindern für eine gemeinsame Probe wohl auf absehbare Zeit zu groß sein wird.

Zudem war geplant, ab dem neuen Schuljahr wieder eine neue Bläserklasse mit Kindern der 2. und 3. Klassen zu gründen. Die Organisation müsste jetzt beginnen. Doch hierzu bedarf es nach Aussage von Meyer einer Zusammenkunft mit Eltern und Kindern, um eine gute Besetzung mit allen Instrumenten zu erreichen. "Ohne gewisse Überzeugungsarbeit wollen alle Mädchen Querflöte spielen", weiß der Vorsitzende aus Erfahrung. Zum Glück bieten die Musikschulen und einige Musiklehrer nun digitalen Einzelunterricht an, damit bisher Erlerntes nicht ganz in Vergessenheit gerät. Für die Ausbildung im Blasorchester ist diese Methode nicht geeignet. So hoffen alle, dass sich die Lage beruhigt und die Probenarbeit und das rege Vereinsleben so bald wie möglich wieder anlaufen kann. Für dieses Jahr, so der Vereinsvorsitzende, ist die Sommersaison allerdings gelaufen.

EK

Siegfried Fries