Eichstätt
Die Schatzsucher vom Blumenberg

25.08.2011 | Stand 03.12.2020, 2:28 Uhr

Wiederholungstäter: Familie Röder aus Düsseldorf auf der Suche nach den versteinerten Schätzen von Eichstätt. Die Rößlers machen schon zum zweiten Mal Urlaub im schönen Altmühltal und kommen auch gerne wieder - Fotos:bsx

Eichstätt (DK) Felix ist fünf und möchte Dinosaurierforscher werden, unbedingt, und das schon seit er drei ist. Also hat Familie Aschauer schon zum zweiten Mal den langen Weg in Kauf genommen und ist von München nach Eichstätt zum Fossiliensuchen gekommen.

„Die Motivation ist, doch noch irgendwann etwas Größeres zu finden“, sagt Vater Rainer (40). Und auch diesmal haben er, seine Frau Anja (40), der fünfjährige Felix und Töchterchen Anouk (8) schon allerhand gefunden: viele Haarsterne und Dendriten. „Und Fischkacke!“, triumphiert Anouk.

In der Tat sind das die häufigsten Fundstücke im Blumenberger Fossiliensteinbruch. „Wir haben vor allem Haarsterne, Ammoniten, versteinerte Fischexkremente (Koprolithen) und Dendriten hier in unserem Steinbruch“, erzählt Valentine Soller, die den Steinbruch des Naturparks betreut. Dendriten sind Wasserablagerungen, sie sehen aber aus wie versteinerte Pflanzen. Haarsterne hingegen sind tatsächlich kleine Tiere, sie sind die Verwandten unseres heutigen Seesterns. „Ab und an werden aber auch wertvollere Versteinerungen gefunden, wie zum Beispiel der Ichthyosaurus letztes Jahr.“ Ein Fund, der als „kleine Sensation“ gelten durfte.

Die 30-Jährige erklärt den Besuchern, wie man die Platten mit Hammer und Meißel aufspalten muss, um auf die begehrten Fossilien zu stoßen. Bis zu 200 Besucher kommen im Schnitt täglich in den Steinbruch, um es ihr gleichzutun und wohlmöglich den Fund ihres Lebens zu machen. „Seit drei Jahren ist der Steinbruch ein Besuchersteinbruch“, erinnert Soller. Noch vor 30 Jahren gehörte er der Familie Bergér vom Harthof. Sie gab den Steinbruch an den Landkreis Eichstätt ab und hat den Bruch nur noch gepachtet. Für die Industrie seien die Platten einfach nicht mehr dick genug gewesen, für Fossiliensammler hingegen perfekt.

Das Besondere am Besuchersteinbruch: Hier darf man nicht nur – im Gegensatz zu den industriell genutzten Steinbrüchen der Umgebung – nach Herzenslust suchen und klopfen. „Was man gefunden hat, darf man mitnehmen“, klärt die Angestellte auf. „Es sei denn, es überschreitet den Wert von 5000 Euro.“ Falls ein Fossilfund mehr wert ist, geht er zunächst an das Landratsamt Eichstätt. Der Finder kann entscheiden, ob er die Hälfte des Wertes bezahlen möchte und dafür das Fossil in seinen Besitz wechselt, oder ob er die Hälfte vom Landratsamt ausbezahlt bekommt und die Versteinerung Eigentum des Landkreises wird.

„Manchmal muss man genau hinsehen, was man da vor sich hat. Einmal hat ein Bub eine Libelle gefunden und es gar nicht gewusst“, sagt Soller. Dabei ist so eine Libelle zwischen 300 und 400 Euro wert und darf mitgenommen werden.

Familie Röder aus Düsseldorf macht zum zweiten Mal Urlaub im Altmühltal. „Hier kann man so viel Schönes machen und günstig campen obendrein“, sagt der 40-jährige Mark. Zusammen mit Sascha (39), Jutta (39), Leif (10) und Sten (7) sucht er in Eichstätt nach ausgefallenen Versteinerungen. „Letztes Jahr habe ich hier eine Krebslarve gefunden“, erzählt Leif stolz. „Und in der Altmühl habe ich einen Ammoniten gefunden.“

„Wir kommen gerne hierher ins Altmühltal. Wir waren schon in Weißenburg und am Limes. Von dem Steinbruch haben wir aus dem Internet erfahren und dann in der Touristinfo noch einmal nachgefragt. Das hat uns so gut gefallen, dass wir heute wieder hier sind“, so Jutta Röder.

Auch die Mitglieder der Familie Trumm aus Ottobrunn sind „Wiederholungstäter“; nach fünf Jahren sind sie wieder einmal zum Fossiliensuchen in Eichstätt. „Bisher sind wir leider noch nicht so erfolgreich“, gibt Mutter Martina (40) zu. „Nur ,versilberte' Steine bis jetzt“, zeigt die sechsjährige Franziska. Doch ans Aufgeben denkt Familie Trumm nicht: „Der Antrieb weiterzumachen ist, dass man vielleicht doch noch auf etwas Großes stößt“, meint auch Vater Manuel (40). Im Vordergrund steht aber das Vergnügen. „Schon als unser Sohn Yannick sechs Jahre alt war, hatten wir hier großen Spaß, und das Fossilienklopfen ist eine tolle Ferienbeschäftigung für die Kinder“, weiß Martina Trumm.

Wie die Aschauers und die Röders sind sie sicher, dass das nicht der letzte Besuch im Fossiliensteinbruch Blumenberg war. Familienvater Rainer Aschauer drückt aus, was alle hier denken: „Man will einfach unbedingt etwas finden.“ Fast wie bei einer Schatzsuche.