Ingolstadt
"Die Schanz muss wieder zur Schanz werden"

FCI-Stürmer Stefan Lex sucht vor dem Dortmund-Spiel den Schulterschluss mit den Fans

21.10.2016 | Stand 02.12.2020, 19:09 Uhr

Nur gemeinsam sind wir stark: Stefan Lex will mit seinen Teamkollegen am Samstag gegen Dortmund den verlorenen Kredit bei den eigenen Fans zurückgewinnen. - Foto: Bösl

Ingolstadt (DK) Ein attraktiver Gegner, ein ausverkauftes Stadion und ein Schlusslicht unter Zugzwang: Das Heimspiel des FC Ingolstadt am Samstag (15.30 Uhr) gegen Borussia Dortmund verspricht einige Spannung. "Wir können auch gegen diesen Gegner etwas holen", sagt FCI-Trainer Markus Kauczinski.

In Zeiten der sportlichen Schieflage hat der Verein den Gesprächspartner für die Journalisten mit Bedacht ausgesucht. Stefan Lex, gebürtiger Erdinger, bodenständig, und ganz sicher jemand, der auch weiß, wie es den Fans seit dem Absturz des FC Ingolstadt auf Platz 18 geht, durfte sich den Fragen stellen. Und der 26-Jährige sagte gleich ein paar Sätze, die wie eine Aufforderung an die gesamte FCI-Familie klangen: "Durch unseren Start haben wir als Mannschaft Kredit bei unseren Anhängern verspielt, das wissen wir. Aber wir haben die Chance, ihn wieder zurückzuholen. In unserer Situation muss aber jedem klar sein, dass wir nur Stück für Stück da unten rauskommen. Deshalb muss auf den Rängen vielleicht auch mal ein gewonnener Zweikampf als Erfolg bejubelt werden. Wir sollten alle gemeinsam dafür sorgen, dass die Schanz wieder eine echte Schanz wird."

Der Appell kommt zur richtigen Zeit, denn die Heimbilanz in dieser Saison ist ernüchternd. Mit drei Niederlagen und einer Torbilanz von 1:6 agiert der FCI vor den eigenen Fans so erfolglos wie kein zweiter Bundesligist. Da in der Fremde nur unwesentlich mehr gelang (ein Punktgewinn), rutschte das Team ans Tabellenende. Droht deshalb innerhalb des Kaders langsam die Stimmung zu kippen? "Nein," sagt Lex, "bisher ist es noch nicht so, dass wir uns gegenseitig anmaulen. Und ich hoffe, das bleibt auch so."

Trainer Markus Kauczinski, der angesichts von zuletzt sechs Niederlagen in Folge um seinen Job bangen muss, bestätigt, dass er weiter gut mit seinen Spielern arbeiten kann. "Da ist immer noch eine Offenheit, ich spüre nichts Verkrampftes", sagt der Coach, der selbst mit gutem Beispiel vorangehen will. "Es bringt ja nichts, wenn ich jetzt auch noch niedergeschlagen bin. Meine Aufgabe ist, für andere da zu sein."

An dem Schulterschluss zwischen Team und Trainer sowie dem konstruktiven Miteinander waren zuletzt Zweifel aufgekommen. Der Umstand, dass sich die Mannschaft in einer Teamsitzung für die Rückkehr zum alten Spielsystem ausgesprochen hatte, der Trainer diesen Versuch nach der nächsten Niederlage dann aber öffentlich für beendet erklärte, sorgte für Irritationen. Lex klärt auf: "Wir haben uns ausgetauscht und gemeinsam für den Weg entschieden. Aber der Trainer ist der Chef, legt die genaue Marschroute fest, und wir hören da voll drauf", stellt er klar. Problem sei zu Saisonbeginn einfach gewesen, dass die Mannschaft rund zweieinhalb Jahre unter Trainer Ralph Hasenhüttl mit dem sehr hohen Pressing erfolgreich gewesen und immer wieder in die alte Routine zurückgefallen sei. Im Training funktioniere das neue Defensivkonzept längst sehr ordentlich. Was fehlt, ist die Umsetzung am Spieltag. "Wenn wir am Wochenende zeigen könnten, was wir unter der Woche im Training spielen, wären wir einen ganz schönen Schritt weiter", sagt Lex.

Ihm selbst hat die jüngste Umstellung durchaus geholfen. Nach fünf Kurzeinsätzen (insgesamt 77 Minuten) stand Lex in Köln zum ersten Mal in der Startelf und bekam vom Trainer anschließend eine überwiegend positive Rückmeldung. "Er hat gesagt, dass es defensiv schon mal ganz ordentlich war. Offensiv können wir wohl alle noch etwas draufpacken." Am besten schon gegen Dortmund - nach Berlin, Bayern, Gladbach und Köln das nächste Topteam, gegen das der FCI antreten muss.

"Der BVB ist eine Mannschaft, die über den Ballbesitz kommt", sagt Kauczinski über den kommenden Gegner. In der vorhersehbaren spielerischen Dominanz der Borussia sieht Lex sogar einen Vorteil. "Es kommt uns entgegen, wenn wir nicht gezwungen sind, das Spiel zu machen", sagt er. Defensiv gut zu stehen, um dann aus einer schnellen Umschaltbewegung heraus gefährlich zu werden, so dürfte das Erfolgsrezept der Ingolstädter aussehen.

Mit welchem Personal dies gegen den Champions-League-Klub gelingen soll, ließ Kauczinski indes offen. Auch wenn der Trainer Veränderungen angekündigt hat, so dürften diese zumindest in personeller Hinsicht gering ausfallen. Neben den zuletzt geschonten Nationalspielern Mathew Leckie und Dario Lezcano ist Alfredo Morales möglicherweise ein Kandidat für die Startelf. Ob beim Torwart oder in der Viererkette - im Abwehrverbund drängen sich die Nachrücker derzeit einfach zu wenig auf. Entsprechend wird der Trainer in dem für ihn persönlich, aber auch für den Klub so wichtigen Spiel das Risiko einer Umstellung kaum eingehen.