Pfaffenhofen
"Kinder im Blick"

Kurs für getrennt lebende Eltern

07.06.2013 | Stand 03.12.2020, 0:03 Uhr

Haben die „Kinder im Blick“: Markus Kotulla und Daniela Stanggasinger von der Caritas-Beratungsstelle - Foto: oh

Pfaffenhofen (SZ) Wenn Eltern sich trennen, dann leiden vor allem ihre Kinder. Um der steigenden Zahl an Betroffenen auch im Landkreis zu begegnen, bietet die Beratungsstelle der Caritas einen neuen Kurs unter dem Motto „Kinder im Blick“ an.

Der Allgemeine Sozialdienst im Landratsamt verzeichnete im Jahr 2012 insgesamt 94 Scheidungen, die vom Amtsgericht Pfaffenhofen gemeldet wurden – eine Steigerung um fast zehn Prozent im Vergleich zum Vorjahr. „In Wirklichkeit sieht die Statistik noch schlechter aus“, weiß Diplompsychologin Daniela Stanggassinger um die hohe Dunkelziffer. Nicht verheiratete Paare, die sich trennen, „werden ja nicht erfasst“.

Wenn ihre Eltern auseinander gehen, brauchen Kinder „ganz besondere Zuwendung und Hilfe, um den Übergang in den neuen Lebensabschnitt gut zu bewältigen“, ist Markus Kotulla als Leiter der Jugend- und Elternberatung überzeugt. Die Szenarien, die sich den Beratern zeigen, sind sehr unterschiedlich. Manchmal leben Vater und Mutter aus finanzieller Not noch unter einem Dach, manchmal „reden sie nicht einmal mehr miteinander, sondern kommunizieren nur noch über die Beratungsstelle“, sagt Stanggassinger, die nicht selten auch heftige Konflikte beobachtet. Die Kinder geraten dabei sozusagen zwischen die Fronten. Und manchmal passiert es dann, dass ein Bub im Kindergartenalter „wieder einnässt und in die Hosen macht“, weiß die Diplompsychologin. Nicht immer sind die Leidenssymptome so deutlich. In einem Fall fing die Tochter im Teenageralter an, Fingernägel zu knabbern und ihr jüngerer Bruder wurde aggressiv, pöbelte und schlägerte in der Schule. „Häufig zeigen sich psychosomatische Beschwerden, wie etwa ein unerklärliches Bauchweh“, erzählt die Beraterin aus ihrem Alltag.

Wie es gelingen kann, eine „gute Beziehung zum Kind aufrecht zu erhalten, damit es sich fröhlich und gesund entwickelt“, das will der neue Kurs laut Kotulla in erster Linie vermitteln. Entwickelt und evaluiert wurde das Konzept an der Universität München von der Professorin Sabine Walper in Zusammenarbeit mit dem Familien-Notruf-München. In der Gruppe lernen die Betroffenen über die Kommunikation mit anderen Eltern die Befindlichkeiten des je anderen Geschlechts – etwa den Schmerz des Vaters, der sein Kind nur alle 14 Tage sehen darf – verstehen. Teil des Konzepts ist es daher, dass beide Elternteile den Kurs parallel oder nacheinander aber nicht gleichzeitig in derselben Gruppe besuchen.

Darüber hinaus gibt es sogenannte „Geh-heim-Tipps“, als praktische Übungen für zu Hause. Etwa Anleitungen, wie man den „Pausenknopf“ drückt, wenn wieder eine Situation in einem Teufelskreislauf von Vorwürfen und negativen Gefühlen zu eskalieren droht. Rollenspiele gehören ebenfalls zur Strategie der sechs Abende, deren Teilnehmerzahl auf zehn Personen begrenzt ist. Die Organisatoren freuen sich über einen Beitrag zur Kostendeckung in Höhe von 50 Euro, dieser ist jedoch nicht verpflichtend. Informationen gibt es unter (0 84 41) 8 08 37 00,.