Alfershausen
Die Rauchzeichen ziehen gen Norden

Bei süddeutscher Meisterschaft im langsamen Pfeife rauchen geht der Titel nach Großschwarzenlohe

05.07.2017 | Stand 02.12.2020, 17:50 Uhr
Die Technik macht’s: Heinrich Berschneider ist in Alfershausen einen Tick besser als die Konkurrenz und schnappt sich den Meistertitel und den Landkreispokal bei der süddeutschen Meisterschaft im Langsamrauchen. −Foto: Leykamm

Alfershausen (HK) Sie alle sind wie die Ruhe in Person. Doch das müssen die 69 Teilnehmer der süddeutschen Meisterschaft im „Pfeife langsam rauchen“ in Alfershausen auch sein. Denn wie es der Name des Wettbewerbs schon verrät: Mit Schnelligkeit lässt sich hier kein Blumentopf gewinnen.

Der gastgebende Pfeifenclub „Blaue Wolke“ bittet im Rahmen seines Mühlbuckfests im Festzelt an die Rauchgeräte – am Ende gibt es ein spannendes Finale. Denn nach einer Stunde und 20 Minuten sind bloß noch zwei Herren im Rennen: Zum einen der Vorjahressieger Herbert Fackelmeier (kleines Foto), der 2016 zum ersten Mal in der Geschichte des Alfershausener Pfeifenclubs überhaupt den Titel in die Marktgemeinde Thalmässing geholt hat. Zum anderen ist es Heinrich Berschneider. Mit diesem muss sich der Lokalmatador Fackelmeier gegen einen Pfeifenraucher behaupten, der zu den Besten im Land zählt. Er ist in den Reihen des Rauchclubs Großschwarzenlohe zu Hause, der in der Republik einen klingenden Namen hat.

Auch in Alfershausen ist die Dominanz des Wendelsteiner Gemeindeteils klar ersichtlich. Unter den sieben Besten stammen sechs aus Großschwarzenlohe. Einzig Herbert Fackelmeier kann sich in dieser übermächtigen Runde behaupten. Doch Berschneider ist letztlich diesen einen Tick eben einfach besser. Er gewinnt mit einer Zeit von einer Stunde und knapp 26 Minuten. Damit avanciert er auch zum Gewinner des von Landrat Herbert Eckstein gestifteten Landkreispokals. Ein Trost bleibt Fackelmeier: Berschneider schneidet mit seiner Zeit etwas schlechter ab als er im Jahr zuvor. Dritter wird diesmal Egon Quildies.

Als Zweitbester der Gastgeber schafft es deren Vorsitzender Adam Fackelmeier auf Rang acht. In der Mannschaftswertung landen bei den Männern zwei Großschwarzenloher Teams vor einer Mannschaft aus Alfershausen; bei den Frauen siegt Kiliansdorf vor Großschwarzenlohe und Jesserndorf.

Auch in der Einzelwertung gibt es die gleiche Reihenfolge. Es gewinnt Traudl Meyer vor Karin Mederer und Gertrud Barthelmann. Katharina Triller-Fürst von der „Blauen Wolke“ wird Zehnte. Aber eigentlich ist das Ergebnis der Meisterschaft eher zweitrangig, wie Fackelmeier – wie sein Finalgegner – betont: „Das Wichtige ist die Gemeinschaft.“ Schließlich sind Rauch- und Pfeifenclubs ja auch als Geselligkeitsvereine gegründet worden.

Den mit Namen „Blaue Wolke“ gibt es schon seit 1971. In Alfershausen, das nach 2013 zum zweiten Mal Ausrichter der süddeutschen Meisterschaft mit ausnahmslos nordbayerischen Vertretern sein darf, finden sich lauter Bekannte ein. Denn es sind einige wenige Klubs, die sich immer wieder zu diesem Anlass treffen und den Gastgeber dabei regelmäßig wechseln. Zu den vier genannten Herkunftsorten gesellt sich lediglich noch Reichelsdorf dazu. Die Franken sind bei jenem Wettbewerb unter sich.

Nicht das einzige Kuriosum. Dass ausgerechnet Nicht- oder Gelegenheitsraucher hier in der Regel die Nase vorn haben, ist ein weiteres. Und zum Dritten gilt beim aktuellen Wettbewerb: Georg Küttinger ist der Sieger in der Bürgermeisterklasse. Der Thalmässinger Rathauschef ist in dieser Disziplin allerdings auch der einzige Kandidat. Immerhin: 2013 ist ihm die Pfeife nach fünf Minuten schon ausgegangen – diesmal schafft er es, den ganzen Tabak wegzupaffen – in immerhin 35 Minuten. Was Küttinger gleichzeitig Platz 40 bei den Herren beschert. In etwa so viele Mitglieder sind es auch, die sich in der „Blauen Wolke“ organisiert haben.

Die Regeln einer solchen Meisterschaft sind klar umrissen. Den Tabak, von dem jeder Teilnehmer drei Gramm erhält, wählt der Gastgeber. Zwei Streichhölzer gibt’s zum Anzünden, dazu ein drittes, wenn eines der beiden beim Anzünden abbricht. Fünf Minuten darf gestopft, eine Minute angezündet werden. Die ersten zehn Minuten gilt ein Trinkverbot. Sonst könnte die Gelegenheit genutzt werden, den Tabak durch die Pfeife zu befeuchten, damit er länger brennt, erläutert der stellvertretende Vorsitzende der „Blauen Wolke“, Franz Kummerer. Nach dieser Zeitspanne bringen solche Tricks nichts mehr, „dann geht die Pfeife nämlich aus“.