Zuchering
Die Musik spielt schon lang woanders

Vor 50 Jahren fand der letzte große Zucheringer Faschingszug statt – ein Neustart scheiterte

08.02.2013 | Stand 03.12.2020, 0:31 Uhr

Vergangene Zeiten: Vor 50 Jahren fand in Zuchering der letzte Faschingsumzug statt. - Foto: oh

Zuchering (DK) In diesen Tagen stehen auf dem Höhepunkt des Faschings wieder die großen Umzüge der Region an. Auch die Zucheringer haben früher solch einen Umzug veranstaltet. Genau vor 50 Jahren zum letzten Mal. Nach einer kurzen Wiederbelebung ist der Brauch völlig ausgestorben.

„Unser Faschingstreiben damals war immer superschön. Es war jedes Jahr ein toller Nachmittag, an dem sich alle Bewohner getroffen haben und zusammen Spaß hatten“, weiß Anne Bergmaier aus Erzählungen. Die Vorsitzende der Jugendblasmusik Zuchering erzählt auch: „Anfangs waren zwar viele Leute skeptisch, und die Straße musste sogar von Privatleuten eigenhändig abgesperrt werden. Aber im Nachhinein kann man sagen, dass die Faschingsgaudi ein großer Erfolg war.“

Eltern mit ihren Kindern und Puppenwagen, die den Anfang des Zuges bildeten, wurden in Fülle mobilisiert. Gruppierungen wie der Trachtenverein, die Altblaskapelle oder der Zucheringer „Bauwong“ engagierten sich ebenfalls. Politische Statements und ironische Sprüche durften natürlich nicht fehlen, berichtet Anne Bergmaier.

Der Brauch sah vor, dass die Teilnehmer auf Anhängern mit selbst gebauten kleinen Bühnen durch den Ort zogen und Anekdoten aus dem Dorfleben auf amüsante Art und Weise nachstellten. Am Schluss wurde auf dem Dorfplatz, wo der Zug endete, fröhlich weitergefeiert.

Vor genau 50 Jahren endete diese Tradition aus finanziellen Gründen. Seitdem schauen die Zucheringer auf andere Fasching feiernde Dörfer. Ein kurzer Wiederbelebungsversuch ab 1998 führte auch nicht zu einem lang anhaltenden Erfolg. Charly Kornprobst (71), der Gründer der Zucheringer Jugendblasmusik, erzählt: „In einer Sitzung hat mal jemand vorgeschlagen, dass wir den Faschingsumzug doch eigentlich wieder einführen könnten.“ Das geschah, und der Umzug tatsächlich wieder beliebt – sowohl bei den Zucheringern als auch bei Faschingsfreunden aus der Umgebung.

Mit der Schließung des Wirtshauses Zrieschling ging es jedoch bergab, da das Weiterfeiern dort „fester Bestandteil des Zucheringer Faschings war“, erzählt Kornprobst, der mit Anne Bergmaier an der Organisation maßgeblich beteiligt war.

Finanzielle Verluste waren schließlich der Grund, warum die Veranstalter sich nach 2005 dazu entschlossen, die Organisation des Faschingsumzugs nicht mehr zu übernehmen. „Wir von der Jugendblasmusik hätten quasi die Einnahmen der Kinder opfern müssen, um am Schluss nicht draufzuzahlen. Das haben wir nicht fair gefunden“, berichtet Anne Bergmaier. Auch Kornprobst sagt: „Ist doch klar, dass die Blaskapelle heute lieber nach Manching zum Umzug geht, wo sie auch ein paar Euro verdient, als hier bei uns Verlust zu machen.“

In den folgenden zwei Jahren versuchte der Sportverein, die Veranstaltung noch zu retten. Vergebens. Franz Liepold, Präsident des SV Zuchering, sagt: „Wir mussten auch einsehen, dass unsere finanziellen Mittel nicht ausreichten, um den Umzug zu stemmen.“

Ganz ohne Fasching halten es die Zucheringer anscheinend aber doch nicht aus. „Heuer veranstalten wir zum siebten Mal hintereinander als Ersatz einen Kehraus am Dienstag von 19 bis 24 Uhr in der Sportgaststätte“, kündigt Kornprobst an. „Die Leute kommen bayerisch maskiert, und natürlich spielt auch die Blaskapelle.“

Einige Zucheringer vermissen den Zug trotzdem. „Ich finde es traurig, dass er nicht mehr stattfindet. Es war immer eine Riesengaudi“, sagt Anne Bergmaier. Ähnlich sieht es Kornprobst: „Wenn es ein gutes Konzept gibt, würde ich natürlich sofort mithelfen!“ Vielleicht ist es ja demnächst wieder soweit.