Solnhofen
Die Mördermuschel im Koffer

Wolfgang Mages sammelt am Roten Meer Fossilien: Schätze für das Bürgermeister-Müller-Museum

06.07.2012 | Stand 03.12.2020, 1:18 Uhr

Etwa 100 000 Jahre sind die Fossilien vom Roten Meer alt - Foto: kx

Solnhofen (lkm) Hurghada nennt sich eine Tourismusmetropole Ägyptens am Roten Meer. Doch die Region gerät auch immer mehr ins Visier der Fossiliensammler. Unter ihnen auch Wolfgang Mages, ehrenamtlicher Mitarbeiter am Bürgermeister-Müller-Museum Solnhofen.

Achtmal hat er die Region schon bereist. Die dabei gehobenen Schätze präsentierte er nun in einem Vortrag an jener Einrichtung, in dessen Fundus die Funde nun übergehen. Und dieser ist nicht gerade klein.

150 Kisten mit Fossilien aus dem nordafrikanischen Land hat Mages noch bei sich zu Hause stehen. Dabei musste er Vieles in Hurghada zurücklassen. Zum Beispiel eine fossile Koralle mit einem guten halben Meter Höhe und einer geschätzten halben Tonne Gewicht. „Da hätte ich schon einen sehr großen Koffer gebraucht“, so Mages schmunzelnd bei seinem Vortrag. Die Fossiliendichte ist in diesem Gebiet am Roten Meer besonders hoch.

Den Grund dafür nennt Museumsleiter Martin Röper. Denn vor 100 000 Jahren (jenem Erdzeitalter, aus dem die gefundenen Fossilien stammen) war der Meeresspiegel des Gewässers noch rund zehn Meter höher. Seither hat sich das Rote Meer immer weiter zurückgezogen. Die Hotelbauten aber entstanden nun natürlich in Ufernähe – also direkt in den Riffen von damals. Was dazu führt, dass gerade im Aushub der Bauarbeiten viele fossile Schätze zu finden sind. Und genau auf die hat es Mages abgesehen. Seltene Mördermuscheln, Harfenschnecken, Orgelkorallen oder Seeigel finden sich hier. Aber auch vor 100 000 Jahren dahingeschiedene Lebewesen, die gerade mal einen halben Millimeter groß sind, befinden sich darunter. So nahm Mages so manche Tüte Sand einfach mit nach Hause und untersuchte den Inhalt unterm Mikroskop. Für die größeren Exemplare musste er in Hurghada auch ordentlich buddeln. Denn dort liegen zwar Fossilien direkt an der Oberfläche des sandigen Bodens – doch die sind sonnengebleicht. In den tieferen Schichten hingegen blieben die Farben über die vielen Jahrtausende noch erhalten. Und die extravaganten Muster der Meeresfrüchte treten auf besondere Weise zutage, wie Mages in seinem Vortrag eindrucksvoll demonstrierte. Zu sehen sind die Exponate nun in der einen oder anderen Sonderausstellung im Bürgermeister-Müller-Museum – die Besucher dürfen jetzt schon gespannt sein.