Oberstimm
Die letzten Handgriffe vor dem Auftakt

Bei den Aufbauarbeiten für den Barthelmarkt packt auch bei Dauerregen die ganze Familie an

20.08.2019 | Stand 23.09.2023, 8:16 Uhr
Tina Blum
Helfer auf Rädern: Bei den Aufbauarbeiten für den Barthelmarkt half Maximilian seinem Opa, dem Festwirt Ludwig Mittl, schrubbt mit seinem Hoverboard den Boden des Weißbier-Zelts. Christian Seitz (unten links) bereitet seinen Schießstand vor, den es bereits seit etwa 50 Jahren auf dem Barthelmarkt gibt. Und auch Peter Seeböck bringt seinen Trachtenladen für den Besucheransturm auf Vordermann. −Foto: Eberl

Oberstimm (DK) "Bis Freitagmittag muss alles fertig sein, komme, was wolle", sagt Barthelmarktmeister Adi Engel.

Denn um 14 Uhr beginnt das viertägige Volksfest mit der Bierprobe am Kirchvorplatz in Oberstimm, bevor sich der Festzug zum Barthelmarkt-Gelände aufmacht. Dann geht er endlich los - der weit über die Grenzen der Region beliebte Barthelmarkt. Noch wird aber aufgebaut, auch wenn es wie gestern wie aus Kübeln schüttet, die Arbeit der Schausteller und Festwirte wartet nicht.

Die Zelte stehen, die Deko sitzt - es fehlen nur noch die Biertische. "Es gab noch andere Veranstaltungen, daher mussten wir auf die Garnituren warten", sagt Burkhard Greiner, Festwirt des Toerringbräu-Zelts. Bis zum 29. Juli war er noch am Reichertshofener Paarfest. An diesem Datum begann auch der Zeltaufbau am Barthelmarkt. "Wir haben aber schon acht Tage vorher am 21. angefangen", sagt Greiner. "Jetzt fehlen nur noch einzelne Handgriffe. " Am Donnerstag wird der Service eingewiesen, damit auch alles glatt läuft. Dann geht es ans Maßkrugspülen.

"Wir planen ja schon ein Jahr im Voraus. Wenn bei der Organisation eine klare Linie drin ist, dann läuft meist alles reibungslos", sagt Festwirt Franz Widmann, der das Herrnbräu-Zelt betreibt. Beim Planen müsse man aber mit allem rechnen. Und deswegen spielen bei ihm heuer statt der Gipfelstürmer die Rotzlöffel. "Sie haben sich lange nicht rückgemeldet, da haben wir uns nach Ersatz umgesehen", erklärt Widmann. Als erfahrener Festwirt kenne er die Band und wisse, dass sie mit eigenen als auch mit Cover-Songs für gute Stimmung sorgten. Und Zuverlässigkeit sei für eine gute Planung ebenso wichtig wie Kollegialität. "Wir Festwirte verstehen uns größtenteils untereinander sehr gut, Konkurrenzverhalten bringt nichts", so Greiner, der gestern, statt in seinem eigenen Zelt, auf einen "Sprung beim Nachbar" war.

Hinter den Bierzelten saust Adi Engel derweil mit seinem Segway im strömenden Regen über den Rummel. "Heuer gab es im August nur vier Sonntage. Nachdem an jedem dieser Sonntage irgendwelche Veranstaltungen waren, ging es am Montag dem entsprechend zu hier", erzählt er, nachdem er sich ins Weißbier-Zelt geflüchtet hat. Dort packt auch der Nachwuchs mit an, so wie Maximilian, der mit seinem Hoverboard den Zeltboden von seinem Opa und Festwirt Ludwig Mittl schrubbt.

Dass der Regen immer stärker wird, bringt Schausteller Angelo Agtsch aus München nicht aus der Ruhe. Er baut seinen Hindernisparcours "Dschungelcamp" auf. "Ich freue mich sehr, dass ich dieses Jahr endlich auch am Barthelmarkt dabei sein kann", sagt er. Er habe sich bereits mehrmals beworben, und heuer habe es geklappt. Nach dem Barthelmarkt geht es für ihn weiter nach Rosenheim zum Herbstfest und anschließend auf die Wiesn nach München. Sicherheit steht dabei an erster Stelle: "Die Instandsetzung und Kontrolle der Fahrgeschäfte ist so enorm wichtig. Deswegen kommt auch vor jedem Festbeginn nochmal die Abnahme und kontrolliert, ob alles passt. " Wenn irgendetwas passiert, dann trage er die Verantwortung, so Agtsch.

Nebenan richtet Christian Seitz aus Stammham seinen Schießstand her - im Trockenen. "Wir betreiben diesen Stand nun schon in dritter Generation", sagt er und seine Augen strahlen, wie die eines Kindes, das zum ersten Mal einen Rummel betritt. "Die vier Tage am Barthelmarkt sind die schönsten der gesamten Saison. Meine Familie und ich freuen uns sehr, dass es bald losgeht. " Mit seinem Schießstand sei er exklusiv nur in der Region unterwegs: an den beiden Volksfesten in Ingolstadt, beim Bürgerfest in Kösching und natürlich auf seinem "Lieblingsfest", dem Barthelmarkt. Seit 1999 sei er nun schon dabei, sein Schießstand gebe es dort seit etwa 50 Jahren.

Die letzten Handgriffe führt auch noch Peter Seeböck aus, der von allen nur liebevoll "Trachten-Pepp" genannt wird. Beim Betreten seiner Holzhütte steigt einem der Geruch von Leder in die Nase. "Ich verkaufe keine Klamotte, sondern eine Lebenseinstellung", sagt er über sein Trachtengeschäft. Seit 20 Jahren sei er nun schon am Barthelmarkt dabei, habe klein angefangen mit einem Vier-Mal-vier-Meter-Stand neben dem Rossmarkt. "Anfangs haben wir Regenschirme verkauft", erzählt er und lacht. Heute kämen die Leute mit einer Liste zu ihm und kauften ihre Trachtenmoden gezielt bei ihm, wenn er in Oberstimm sei. Qualität, Nachhaltigkeit und ein anständiger Preis stünden bei ihm an erster Stelle, so Seeböck.

Und welche Trachten tragen Mann und vor allem Frau in diesem Jahr auf dem Barthelmarkt? "Bei den Dirndln geht der Trend eher in Richtung hochgeschlossen", erklärt der Fachmann. Glitzer und bunte Farben seien zwar auch noch beliebt, aber er freue sich darüber, dass auch die traditionellen Schnitte und Muster wieder beliebter würden. Auch die Herren der Schöpfung schätzten wertige Ware wie Hirschlederhosen zunehmend mehr.
 

Tina Blum