Die letzte große Bühne?

50000 Fans wollen die Löwen heute zum Sieg schreien – und 1860 München vor dem Absturz bewahren

01.06.2015 | Stand 02.12.2020, 21:14 Uhr

München (DK) „Einmal Löwe – immer Löwe“. Diesen Spruch leben viele Anhänger des TSV 1860 München heute Abend (20.30 Uhr) wieder vor. 50 000 Fans wollen ihr Team im Relegations-Rückspiel gegen Holstein Kiel unterstützen und den Abstieg aus der 2. Bundesliga verhindern.

Der Gang in die Allianz-Arena fällt vielen Löwen-Anhängern nicht leicht, aber er muss sein. Nach dem 0:0 im Hinspiel vor vier Tagen braucht der Zweitliga-16. gegen den Drittliga-Dritten einen Sieg, um dem Absturz ins Ungewisse zu entrinnen. Bei der letzten Mobilmachung am 17. Mai gegen den 1. FC Nürnberg hat es funktioniert. 68 500 kamen und sahen einen glücklichen 2:1-Sieg. Es war die größte Kulisse in einem Liga-Spiel der Löwen seit mehr als acht Jahren. Heute also soll die Menge erneut die Spieler pushen.

Es könnte die letzte große Bühne für die Löwen werden. Und das 50 Jahre und 14 Tage nach dem größten Spiel, das die Blauen je bestritten – das Europapokalfinale im alten Wembleystadion gegen West Ham United. Zwar unterlagen die Löwen damals mit 0:2, doch folgte mit der Deutschen Meisterschaft ein Jahr darauf und der Vizemeisterschaft 1967 die erfolgreichste Zeit der Löwen in der Bundesliga.

Seither gehören ein stetiges Auf und Ab, vereinsinternes Chaos und eine unglaubliche Leidensfähigkeit der immer noch zahlreichen Fans zum Münchner Traditionsklub. Doch so tief wie jetzt steckte der Karren schon lange nicht mehr im Dreck – es geht vielleicht sogar um die Existenz.

Die Zweitliga-Lizenz haben die Münchner zwar ohne Auflagen erhalten, doch für Liga drei gibt es noch keine Zulassung. Rund acht Millionen Euro würden alleine an TV-Geldern fehlen. Erschwerend kommt hinzu, dass der Kontakt zum jordanischen Investor Hasan Ismaik seit Wochen abgebrochen ist.

Dadurch sind momentan viele Fragen offen. Wie geht es mit Mannschaft und Trainer weiter? Angeblich haben nur fünf Spieler gültige Verträge. Was passiert mit dem ungeliebten Sportdirektor Gerhard Poschner, den die Löwen-Führung und Fans gerne loswerden würden, der jedoch von Ismaiks Statthalter Noor Basha gestützt wird. Wo spielen die Löwen im Fall eines Abstiegs?

Gerhard Mayrhofer, mittlerweile der siebte Präsident seit dem Abstieg aus der Bundesliga 2004, will sich damit noch nicht befassen. „Wenn das letzte Spiel gespielt ist, dann muss man sich gemeinsam an einen Tisch setzen und über alles reden. Jetzt zählt nur der Sport“, sagt er.

Die Ausgangslage ist klar: Nach dem 0:0 im Hinspiel brauchen die Münchener einen Sieg, Kiel reicht angesichts der Europapokal-Regel schon ein Unentschieden mit mindestens einem Tor. Und das bei einem Team, das nur vier von 17 Heimspielen gewonnen hat. Die Hoffnung der Löwen ruht also wieder einmal auf der Unterstützung durch seine treuen Fans – es könnte die letzte große Heimkulisse für lange Zeit sein.