Ingolstadt
Die Lady passt in keine Schublade

Lisa Doby begeistert in der Neuen Welt mit ihrer überwältigenden Bühnenpräsenz

30.11.2011 | Stand 03.12.2020, 2:06 Uhr

Ingolstadt (DK) Geht da in der Person von Lisa Doby gerade ein neuer Stern am Singer-Songwriter-Himmel auf, kommt da aus Columbia, South Carolina, so etwas wie eine neue Joan Armatrading auf uns zu? – Gut möglich, urteilt man nach dem hervorragenden Eindruck, den die Sängerin an diesem Abend in der Ingolstädter Neuen Welt abliefert. Denn ihre außergewöhnliche Stimme genügt selbst höchsten Ansprüchen des Gospel- und Soulgenres.

Dieses immens ausdrucksstarke Organ, das auch in hohen Lagen so ungemein präsent ist, das so reif und doch so jugendlich und frisch klingt, das für Pop und Rock, für Fetzer und Balladen und für jede Art von schwarzer Musik sowieso prädestiniert scheint, diese Stimme zieht einen natürlich als Erstes in ihren Bann.

Dann freilich folgt sogleich die Frage: Was singt Lisa Doby da eigentlich? Wie ist sie einzuordnen? – Nun, so vielseitig ihre Stimme ist, so bedenkenlos wechselt sie die Stile, und gerade das ist das Aufregende. Im Grunde ist sie eine Singer- Songwriterin, die nahezu jede Art amerikanischer Populärmusik für ihre nicht selten spirituell betexteten Songs heranzieht. Stücke wie „Anything“, „Get Out“ oder „Seasons“, das den Klimaschutzgedanken aufgreift, sind echte kleine Juwelen. Prima Rocksongs wechseln sich ab mit lupenreinem Pop, mit sonnigem Satzgesang, es werden textlich John Fogerty’s „Proud Mary“ und in dem überragenden „Just Because“ Frank Zappa’s „I’m The Slime“ zitiert, Doby spielt stimmlich mit den melodischen Linien, färbt, verziert und schmückt sie aus. Und die Band unterstützt sie trefflich.

Die Band, das sind eigentlich nur der hervorragende Gitarrist Yannick Eichert und der Perkussionist Jerome Spieldenner, beide aus Straßburg stammend, die jedoch mit perfekter Unterstützung des Soundtechnikers ein Klangbild entwerfen, das sich gerade in der zweiten Hälfte des Konzerts wahrlich gewaschen hat. Jetzt setzen Doby und ihre Kollegen noch einmal gehörig nach, bügeln Jimi Hendrix lautstark in Richtung Funkrock und interpretieren John Lennons „A Day In The Life“ in der für eine der Technik hörigen Gesellschaft wie der unsrigen ultimativen weil fast schon apokalyptisch anmutenden Form.

Mit ihrer Stimme, ihrem Talent für erstklassige Kompositionen, ihrem Sinn für deren Umsetzung und nicht zuletzt mit ihrer Bühnenpräsenz gehört Lisa Doby schon jetzt in die Riege der großen amerikanischen Singer-Songwriterinnen, auch wenn sie bei uns noch nicht allzu bekannt ist. Vermutlich ist sie eine der Künstlerinnen, von deren tollem Auftritt im intimen Rahmen eines Clubs wie der Neuen Welt man später schwärmen kann.