Ingolstadt
Die Konkurrenz schläft nicht

Die städtische Tourismus GmbH meldet einen Übernachtungsboom, doch ein Hotelier hält kritische Fragen für angebracht

22.08.2012 | Stand 03.12.2020, 1:08 Uhr

 

Ingolstadt (DK) „Der Tourismus in Ingolstadt boomt“, meldet die Stadt. Mit dem Zuwachs bei den Gästeankünften und Übernachtungen hänge man selbst München „um Längen ab“. Bei dieser Interpretation der Statistik ist jedoch Skepsis angebracht.

Die gute Nachricht traf fast ein bisschen beiläufig ein: per E-Mail. „Der Tourismus in Ingolstadt boomt“, meldet die städtische Tourismus GmbH. Wie die neuen Zahlen des Bayerischen Landeamts für Statistik zeigen, „stieg sowohl bei den Gästeankünften als auch bei den Übernachtungen zwischen Januar und Juni dieses Jahres die Zahl um jeweils 14,5 Prozent gegenüber dem gleichen Vorjahreszeitraum“, rechnet die Gesellschaft vor. Damit liege die Schanz „weit über dem Durchschnitt in Bayern, denn dort wurden im ersten Halbjahr lediglich Zuwächse von 6,5 Prozent bei den Ankünften und 5,8 Prozent bei den Übernachtungen erfasst“. Selbst München und Regensburg hänge die Donaustadt hier „um Längen ab“.

 

 
Allerdings erscheint bei dieser Interpretation der Statistik dezente Skepsis angebracht. So lautet bei Prozentangaben die entscheidende Frage ja immer: „Von was“ Das führt zur Frage der Verhältnismäßigkeit. In Ingolstadt wurden im Juni 43 201 Gästeübernachtungen gezählt, in Regensburg waren es 88 448, und in München 1 083 184. Das sind natürlich ganz andere Dimensionen. Martina Benkel, die Geschäftsführerin der Ingolstädter Tourismus GmbH, stellt deshalb klar: „Die Angaben beziehen sich nur auf unsere Zuwächse bei den Gästeankünften und den Übernachtungen. Das sind wirklich Spitzenwerte, anders kann ich es nicht sagen. Ansonsten wäre es freilich vermessen, wenn wir uns mit München vergleichen würden.“

Es gelte generell: „Die Zahlen des Landesamts für Statistik decken sich mit unseren Statistiken und Informationen“, sagt Benkel. Vor allem die Zahl der Radtouristen habe zugelegt. Ein Plus gebe es auch bei den Stadtführungen: Gut 8000 Gäste ließen sich im ersten Halbjahr die Geschichte der Schanz erklären, 14 Prozent mehr als im gleichen Vorjahreszeitraum.

Benkel erläutert ein statistisches Spezifikum: Urlaubs- und Geschäftsreisende ließen sich aus diversen Gründen nicht klar unterscheiden, deshalb spreche man von „Geschäftstouristen“.

Ralf Hummel, der Juniorchef des Hotels Domizil in der Feldkirchener Straße, hat einige kritische Anmerkungen zur städtischen Verlautbarung. Er spürt Zuwächse („Die Stadt boomt!“), weist aber darauf hin, dass sich die Gästezahlen immer noch erst wieder dem Niveau vor der großen Autokrise 2009 annähern. „In der Zulieferindustrie war der Rückgang bei den Geschäftsreisenden enorm! Das haben die Hotels deutlich gemerkt.“

Den Vergleich mit München hält der Hotelier für gewagt. „Da haben sie ganz andere Voraussetzungen und Möglichkeiten. Für uns ist es wichtig, dass wir in Ingolstadt kontinuierlich unsere Arbeit gut machen.“ Doch hier erkennt Hummel mit Blick auf das gesamte touristische Angebot der Stadt und deren Vermarktung gewissen Nachholbedarf. Man dürfe sich nichts vormachen: „Wir haben vor allem Geschäftstouristen, die von Dienstag bis Donnerstag bei uns sind.“ Es wäre großartig, „wenn die auch mal am Wochenende kommen“. Aber bis dahin, deutet Hummel an, müsse sich in Ingolstadt einiges ändern. Nicht zuletzt im Bewusstsein.