Ingolstadt
Die Katastrophe kommt bestimmt

13.05.2011 | Stand 03.12.2020, 2:50 Uhr

Ingolstadt (DK) Lass da mal was sein: Unter dieser Maßgabe diskutierten die Räte des Rettungszweckverbandes am Freitag über das Schreckensszenario – den Massenanfall von Verletzten. Die Region könnte so einem Ereignis nur veraltetes Material entgegen setzen. Doch neue Fahrzeuge brauchen Jahre.

Thomas Thöne kann sich genau erinnern. Es war am 17. April 2009, da saß der Ingolstädter Stadtrat mit einer kleinen Delegation bei Oberbürgermeister Alfred Lehmann im Büro. Im Verlauf des Gesprächs "da griffen Sie erschrocken zum Handy", erinnerte Thöne den OB am Freitag. In Landshut hatte es damals den Amoklauf am Landgericht gegeben. "Jetzt sind wir genau beim Thema", habe er gesagt, berichtete Thöne dem regionalen Rettungszweckverband.

Thöne als Verbandsrat treibt seit dem Treffen beim OB ein Thema voran: Die Region soll sich noch besser für Großereignisse rüsten. Im Moment sei man nicht vernünftig aufgestellt, wenn es darum geht, plötzlich viele Menschen zu versorgen sind. Kürzlich tagten die Kreisverwaltungsbehörden dazu. "Mangelhaft und veraltet" sei die Ausrüstung, fasst Günther Griesche, der Geschäftsführer des Zweckverbandes, zusammen. Ingolstadt und die umliegenden Kreise stehen nicht alleine da. Auch der Bund und der Freistaat hätten das laut Griesche erkannt.

Sechs neue Gerätewagen mit insgesamt 150 Behandlungsplätzen seien für die Region vorgesehen. Schon nächstes Jahr solle mit der Auslieferung begonnen werden. 2012? "Wenn man das gelesen hat, dachte man schon, dass es überraschend schnell geht", sagte Lehmann. Dem ist aber nicht so: Wie Thöne bei den höher geordneten Behörden erfragt hat, wird sich die Anschaffung verzögern. Vielleicht sogar ein paar Jahre.

Er sprach sich deshalb dafür aus, nicht einfach zu warten. So möchte Thöne, dass die Stadt Ingolstadt einen Abrollcontainer (Fachbegriff: AB MANV) anschafft, der als mobile Notfallklinik das Herzstück des Massenanfallszenarios sein soll. Mit anderen Ausrüstungen müsse man wohl etwas mehr als eine Viertelmillion Euro investieren.

Außerdem sei organisatorisch einiges nachzuholen. Thöne zeichnete einen Fall: Was also nun, wenn wie an diesem Samstag der Halbmarathon Ingolstadt ist, bei dem Rotes Kreuz und Feuerwehren eingespannt sind. "Und dann kippt zwischen Ingolstadt-Nord und -Süd ein Bus auf der Autobahn um."

Altlandrat Rudi Engelhard sah die Sache mit den Großereignissen halb so wild. "Es hat früher schon Massenunfälle gegeben. Zum Beispiel bei Langenbruck. Die sind auch damals mit Bravour geklärt worden". Er wollte deshalb "kein Vorpreschen" bei der Anschaffung, um kein Fördergeld zu verlieren. Zwar hieß es von Thöne: "Alles, was wir machen, ist nicht förderschädlich." Doch ist der Umkehrschluss daraus – sollte sich die Region selbst um Fahrzeuge bemühen, bestätigte Griesche, ist sie bei der regulären Zuteilung später ganz hinten dran.