Ingolstadt
Die Helfer brauchen Hilfe

31.07.2011 | Stand 03.12.2020, 2:33 Uhr

 

Ingolstadt (DK) Wer sich mit Tieren in Ingolstadt abgibt, dem steht anscheinend ein hartes Los bevor. Nach dem Zoo Wasserstern kämpft auch der Tierschutzverein samt Tierheim mit einer finanziell sehr angespannten Situation. Dabei erhält er von allen Seiten nur Lob dafür, wie toll die Anlage inzwischen aussieht.

Die Glasvase mitten im Zelt lässt das Herz erweichen. Sie zieht die Geldscheine von Dutzenden Besuchern magisch an. Daneben lädt Hans Zipf gerade dem nächsten hungrigen Tierheimfreund einen Fleischspieß auf den Teller. Der stellvertretende Vorsitzende lächelt, denn auf die Spenden ist der Verein mehr denn je angewiesen. Er könnte aber auch weinen: „Wenn es wie jetzt weiter geht, dann halten wir vielleicht noch bis Mitte November durch.“ Die laufenden Kosten fressen den Tierschutzverein auf. Dabei haben sie alles versucht im Vorstand. Und versuchen es noch immer.

Seit die neue Führung um das Ehepaar Pietsch aus Schrobenhausen vor rund zweieinhalb Jahre die Vereinsführung übernahm, ging ein Ruck durch alle Tierfreunde. Manch alt eingesessenes Vereinsmitglied erkennt heute das Tierheim an der Alfred-Brehm-Straße kaum mehr wieder. Freundlich und hilfsbereit sind die Mitarbeiter dort. Die Vermittlung der Tiere ist (fast) unkompliziert. Der äußere Schein rundet das Bild ab. Alle Wege sind gepflastert, keiner versinkt mehr im Matsch, wenn es mal länger geregnet hat. Das gesamte Gelände ist auf dem wenigen Raum, der zur Verfügung steht, offen und einladend.Und dennoch hakt es.

Zipf und Vereinschef Rainer Pietsch sind stets völlig offen mit der Situation umgegangen. Bei jedem der Tierheimtage, wie gestern auch wieder, stellten sie sich mit den Mitarbeitern den Fragen. Auch dazu, warum ihnen die Hände gebunden sind. Denn ein Hintergrund des Dilemmas sind Querschüsse aus der Vereinsmitte. Die jüngsten Vorstandswahlen (bei denen Pietsch bestätigt wurde und Zipf zum Vize aufrückte) sind angefochten worden. Die Führungscrew ist noch immer nicht im Vereinsregister eingetragen. Sie kann also keine rechtsverbindlichen Geschäfte tätigen. Zur Jahresversammlung, die eigentlich ansteht, kann sie zum Beispiel auch nicht eingeladen, da diese wieder anfechtbar wäre. Die Verantwortlichen warten minütlich auf die Nachricht aus dem Registergericht. „Dann könnten wir ganz anders arbeiten“, sagt Zipf.

Er ist überzeugt, dass sie die Situation „mit weiter viel harter Arbeit“ in den Griff bekommen, sollte die rechtliche Frage geklärt sein. Der Verein wirbt intensiv um Spenden und auch um mehr Unterstützung seitens der Stadt. Erst vor einigen Monaten hatte der Stadtrat dem Tierheim die Förderung auf 35 000 Euro jährlich erhöht. Immerhin übernimmt der Verein eine kommunale Aufgabe, indem er sich um die Fundtiere kümmert.

„Das Tierheim ist so sauber wie nie. Es wird auch so gut geführt wie nie“, sagt ein Stadtratsmitglied, das an den Gesprächen beteiligt war. Ob sich ein weiteres Hilfspaket schnüren lässt, wird geprüft, hängt aber von der Rechtsicherheit im Vereinsvorstand ab.

Unterstützung hat sich angekündigt: Gestern verteilten zwei Aktivisten Flugblätter vor dem Tierheimeingang. Sie wollen ab morgigen Dienstag, 16 Uhr, eine tägliche Mahnwache vor dem Eingang abhalten, Geldspenden sammeln und Mitglieder werben. Bezeichnend ist aber: Der Vorstand war nicht in die Pläne eingeweiht.