Ingolstadt
Die Großformat-Baustelle

Breite Gräben und mannshohe Rohre fordern Arbeiter und Planer

25.05.2016 | Stand 02.12.2020, 19:46 Uhr

Bagger-Balanceakt: Weil die Gräben für die neue Leitung zu breit für den Bagger ist, fährt er über eigens verlegte Metallplatten.

Ingolstadt (DK) An der Kreuzung der Ettinger Straße wird weiter gebaut. Die Unterführung ist zwar fertig, jetzt muss allerdings der Kanal erneuert werden. Eine logistische Herausforderung für die Bauarbeiter und Ingenieure. Die denken in großen Dimensionen.

Die Stadt setzt auf Größe. An der umgebauten Kreuzung der Ettinger Straße zur Hindenburg- und Richard-Wagner-Straße sind am Montag die größten Kunststoffrohre angeliefert worden, die je im Ingolstädter Kanalbau verwendet worden sind. 1,80 Meter beträgt ihr Durchmesser, jedes der rund sechs Meter langen Teilstücke wiegt 700 Kilogramm. Am Montag beginnen die Arbeiter damit, die Rohre zu verlegen. Sie ersetzen die deutlich schmalere Leitung, die im Augenblick unter der Straße verlegt ist. Das wird wohl bis November dauern.

Manch einer, der im zähfließenden Verkehr an der Baustelle vorbeirollt, mag sich fragen, warum diese Arbeiten nicht gleich mit dem Bau der neuen Unterführung erledigt worden sind. Wie berichtet, wäre dafür eine monatelange Vollsperrung der Kreuzung notwendig gewesen. Das wollten die Planer nicht. Jetzt läuft der Verkehr wenigstens, wenn auch mitunter langsam. Vermeiden lassen sich die Behinderungen freilich nicht. Auch die Unterführung wird zeitweise wieder gesperrt werden müssen. Bei der Gelegenheit werden gleich die Schwindrisse repariert, die sich beim Austrocknen des Betons gebildet haben.

Auch die Entscheidung für die Kunststoffrohre statt der häufig verwendeten Stahlbetonrohre hat etwas mit dem dichten Verkehr an diesem neuralgischen Punkt im Ingolstädter Straßennetz zu tun, wie Bauingenieur Josef Goldbrunner und Martin Salomon, der Projektleiter der INKB, erklären: Ein Teilstück aus Stahlbeton wäre rund zehn Tonnen schwer. Um es einzusetzen, wäre ein Autokran nötig, der mehr Platz braucht als auf der schmalen Zufahrt zur Verfügung steht. "Wir müssten die ganze Kreuzung für einen halben Tag sperren und hätten gerade einmal zwei Rohre verlegt", so Salomon. Da die leichteren Kunststoffrohre einfacher zu händeln sind, ist die Arbeit mit ihnen auch weniger gefährlich, ergänzt Goldbrunner. Vor allem angesichts des dichten Verkehrs, der unmittelbar an der Baustelle vorbeigeleitet wird. Insgesamt werden gut 70 Teilstücke verlegt, bis die 450 Meter lange Leitung fertig ist. "Das wird - wenn nichts dazwischenkommt - bis Mitte Oktober erledigt sein", so Goldbrunner. Anschließend werde es rund sechs Wochen dauern, bis die Straßen wiederhergestellt sind.

Die großen Rohre stellen für die Arbeiter eine besondere Herausforderung dar. So sind die nötigen Gräben breiter als bei den meisten anderen Baustellen, bei denen die Schaufel zwischen den Rädern der Maschinen arbeitet. Das ist in diesem Fall nicht möglich, da der Spalt für die Leitung breiter als der Bagger ist. Die Spezialisten auf der Baustelle haben sich deswegen eine spektakulär anmutende Methode ausgedacht: Über die Spundwände der Gräben werden schwere Metallplatten gelegt, über die der Bagger rollt - kein Einsatz für ängstliche Fahrzeugführer.