Die Gräfin und der Feldherr

10.09.2009 | Stand 03.12.2020, 4:40 Uhr

Das Hussitenglöckchen auf dem Breitenbrunner Haus des Gastes.

Breitenbrunn (DK) Beim Tillyfest lassen die Breitenbrunner die frühe Neuzeit wieder auferstehen. Die herausragenden Personen der Zeit werden von Bürgerinnen und Bürgern dargestellt. Dabei kommt es zu einer bemerkenswerten Begegnung.

Mit dem Tillyfest am kommenden Wochenende erinnert der historische Marktflecken vor allem an den Feldherrn Johann Tserclaes Graf von Tilly, der im Dreißigjährigen Krieg (1618 – 1648) für seine Taten auf dem Schlachtfeld ausgezeichnet wurde und Breitenbrunn als Dank von Kurfürsten Maximilian als Geschenk erhalten hat. Graf Tilly starb noch während des 30-Jährigen Krieges am 30. April 1632 an den Folgen einer schweren Kriegsverletzungen, die er sich in der Schlacht von Rain am Lech zugezogen hatte. Eine Kanonenkugel hatte ihn am rechten Schenkel getroffen. Daraufhin wurde der Feldherr nach Ingolstadt gebracht, wo er gut zwei Wochen später an Wundstarrkrampf starb.

Fast 100 Jahre später, von 1724 bis 1744, entdeckte Maria Anna Katharina Theresia Gräfin von Tilly-Montfort ihre Liebe zu Breitenbrunn. Der Ort Breitenbrunn erlebte in dieser Zeit gerade einen Aufschwung. So waren etwa im Jahr 1720 die Sebastianskirche und das Langhaus der Pfarrkirche eingeweiht worden und viele Pilger aus der ganzen Umgebung strömten in den Ort.

Gräfin Tilly-Montfort ist noch heute überall in Breitenbrunn und vor allem in vielen Bauten gegenwärtig. An sie erinnern unter anderem der mächtige Turm der Pfarrkirche Mariä Himmelfahrt, die 1737 gebaute Friedhofskirche Mater Dolorosa in Breitenbrunn, die um 1740 neu gestaltete Kirche Sankt Walburga in Kemnathen und natürlich das bekannte Tilly-Schloss in Breitenbrunn, mit dessen Bau im Jahr 1740 begonnen wurde.

Maria Anna Katharina von Tilly-Montfort starb am 21. Juli 1744 in Breitenbrunn. Ihr Leichnam wurde in der Karmelitenkirche in Straubing beigesetzt. Die Gräfin war die herausragende Frauengestalt in der Geschichte von Breitenbrunn, mit ihrem Tod ging die Ära Tilly zu Ende.

Beim Tillyfest lässt nun wieder Kerstin Bäumel die Gräfin für zwei Tage ins Leben zurück kehren. In einer festlich geschmückten Kutsche wird sie die Huldigungen der Breitenbrunner entgegen nehmen. Das Tillyfest in Breitenbrunn macht es möglich, dass die Gräfin dabei ihrem Vorfahren, dem berühmten Feldherrn Graf von Tilly begegnet. Auch wenn sie sich in Wirklichkeit nie getroffen haben.