Amtmannsdorf
"Die ganze Familie packt mit an"

Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten Ingolstadt besichtigt zwei Höfe im Landkreis

07.07.2014 | Stand 02.12.2020, 22:29 Uhr

Zu Gast im Stall: Stefan Hundsdorfer hat seinen landwirtschaftlichen Betrieb in Amtmannsdorf für eine Besuchergruppe geöffnet. Das Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten Ingolstadt hatte die Rundfahrt organisiert. - Foto: Fabian Rieger

Amtmannsdorf/Enkering (DK) Die Kälber, Kühe und Stiere scheint der ungewöhnlich zahlreiche Besuch nicht weiter zu interessieren. Für die Menschengruppe bietet sich an diesem Tag aber ein ungewöhnlicher Einblick in die regionale Landwirtschaft. Familie Hundsdorfer aus Amtmannsdorf bei Beilngries und Familie Bittlmayer aus Enkering (Markt Kinding) öffnen ihre Höfe und lüften dabei so manches Geheimnis aus dem bäuerlichen Alltag.

Die beiden Betriebe unterscheiden sich in vielen Punkten – was sie aber vereine, sei die Leidenschaft der ganzen Familie für die Landwirtschaft, wie Else Greßmann betont. Die Behördenleiterin beim Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten Ingolstadt (AELF) besichtigt gemeinsam mit Kollegen aus ihrem Amt und Vertretern der regionalen Bauernverbände die beiden Höfe. Anlass ist, dass die UNO das Jahr 2014 zum „Internationalen Jahr der bäuerlichen Familienbetriebe“ ernannt hat.

Die erste Station macht die Gruppe bei Familie Hundsdorfer in Amtmannsdorf. Die Zahlen sind beeindruckend: 110 Hektar landwirtschaftliche Nutzfläche. 130 Milchkühe mit rund 200 weiblichen Rindern als Nachzucht. Eine durchschnittliche Milchleistung von 10 000 Litern pro Kuh im Jahr. Den fachkundigen Gästen ist klar: Das funktioniert nur im Haupterwerb.

„Es stand eigentlich schon immer fest, dass ich den Hof einmal übernehme“, sagt der 28-jährige Stefan Hundsdorfer. Die Eltern arbeiten nach wie vor mit, den Betrieb leitet aber inzwischen er. „Jeder macht, was er am besten kann. So kommen wir uns nicht in die Quere“, sagt Stefan Hundsdorfer. Vater Erhard kümmert sich hauptsächlich um die Bewirtschaftung der Wiesen und Felder. Stefan und Mutter Sylvia sind vor allem im Stall für die Milchkühe zuständig. Unterstützung erhalten sie dort von zwei Melkrobotern.

Im Jahr 2003 hatte ein Großbrand fast den gesamten Hof zerstört. „Wir haben uns dann entschlossen, komplett neu zu bauen“, berichtet Stefan Hundsdorfer. In den folgenden Jahren absolvierte er ein landwirtschaftliches Studium. Als er dieses abgeschlossen hatte, übernahm er die Leitung am Hof – mit durchaus großen Zielen und Ansprüchen, wie er der Besuchergruppe berichtet. „Es steckt aber auch wahnsinnig viel Arbeit dahinter“, sagt er. Stefan Hundsdorfer und seine Familie stehen im Grunde immer auf Abruf bereit. Feste Zeiten, an denen gemolken wird, gibt es nicht mehr. Das ist eine Folge der Melkroboter, die den Arbeitsalltag erleichtert, aber auch verändert haben. „Wenn es eine Störung gibt, erhalte ich eine Meldung auf mein Telefon“, erklärt der Betriebsleiter. Dann muss er sofort in den Stall – nachmittags wie nachts, an Weihnachten genauso wie am Geburtstag des Kindes. Rund zweimal im Monat müsse er nachts ausrücken, berichtet der 28-Jährige. Ein gewöhnlicher Arbeitstag geht von 6.30 bis 19 Uhr. Keine leichte Aufgabe – aber dennoch eine, die die gesamte Familie mit Leidenschaft ausübt. Das zeigt sich bei dem Rundgang sehr deutlich. Keine Minute vergeht, in der nicht ein neues Thema aus dem bäuerlichen Alltag mit den Gästen erörtert wird. Milchleistung, Futter, das Wetter oder der neueste Melkroboter auf dem Markt – „ohne diese Begeisterung geht es nicht“, fasst Greßmann vom AELF zusammen.

Ein Fazit, das sich beim nächsten Ziel der Rundfahrt bestätigt. Familie Bittlmayer empfängt die Besucher bei ihrer Angus-Mutterkuhherde nahe Enkering. Die rund 50 Tiere sind von Mai bis Oktober auf der Weide. Ihnen steht ein einfacher Tretmiststall aus Holz als Rückzugsort zur Verfügung.

Claudia Bittlmayer erzählt die durchaus kuriose Geschichte, wie der Familienbetrieb seinen Ursprung genommen hat: „Einer unserer Söhne hat sich zur Erstkommunion ausschließlich Geld gewünscht und sich davon ein Angusrind gekauft.“ Es wurden mehr, die ersten Abnehmer für das Fleisch waren im Familien- und Bekanntenkreis schnell gefunden.

Für die Familie stand aber immer fest: Mehr als ein Nebenerwerbsbetrieb darf es nicht werden. Ehemann Anton ist in Vollzeit als Werkstattleiter beschäftigt, auch die vier Söhne sind berufstätig. Die Familie fand trotzdem einen Weg: Sie eröffneten einen Hofladen. Der ist vor allem Claudia Bittlmayers Reich. Fleisch, Eier, Wurst, Brot und die verschiedensten Kräutererzeugnisse wie Essig oder Likör: Das alles bietet sie ihren Kunden an. Anton Bittlmayer und die Söhne kümmern sich vorrangig um die Tiere und die landwirtschaftlichen Flächen – neben ihrer hauptberuflichen Arbeit, in ihrer Freizeit. „Die ganze Familie packt mit an“, erfährt die Besuchergruppe.

Für die steht nach der Rundfahrt fest: Beide Familienbetriebe haben ihr eigenes Profil – und beide haben ihren festen Platz in der Gesellschaft. Dass es weiterhin so bleiben wird, steht für Greßmann fest: „Was wären unsere Dörfer ohne die Landwirte? Dann wären die Räume tot.“