''Die Frage geht den Menschen auf den Keks''

Trotzdem spielt Seehofer wieder mit dem Gedanken, über 2018 hinaus Ministerpräsident und CSU-Chef zu bleiben

17.02.2017 | Stand 02.12.2020, 18:38 Uhr

München/Ingolstadt (DK) Horst Seehofer kann es nicht lassen: In einem Interview mit dem „Spiegel“ lässt er verlauten, dass er über 2018 hinaus im Amt bleiben könnte – sowohl als bayerischer Ministerpräsident als auch als CSU-Chef. Hintergrund ist nach Informationen unserer Zeitung die Sorge um die CSU: Es ist noch keineswegs sicher, dass die Partei nach der Bundestagswahl wieder in der Regierung sitzt. 2018 ist dann Landtagswahl in Bayern. Seehofer traut offenbar weder Markus Söder noch Ilse Aigner zu, dass sie die Bayern ebenso mitreißen können, wie er es von sich selbst glaubt.

Aus dem Umfeld Seehofers heißt es, dass er bereits seit Jahresbeginn mit seinen Vertrauten über das Thema diskutiere. Inzwischen berate er sich auch mit seinen Amtsvorgängern, sagte er dem „Spiegel“. Allerdings sei bislang keine Entscheidung gefallen. Seehofer: „Es ist alles offen.“

Wirklich überraschend ist die neuerliche Wendung nicht: Schon bei einem Interview mit dem Bayerischen Rundfunk Mitte der Woche hatte der 67-Jährige angedeutet, dass eine Entscheidung über seine politische Zukunft bis zum 6. Mai fallen werde. Dann will die CSU die Liste ihrer Bundestagskandidaten verabschieden.

Zuletzt hatte Seehofer in seiner typischen Art schon bei einigen Veranstaltungen damit kokettiert, dass er nicht – wie geplant – Ende dieses Jahres den Parteivorsitz und mit der Landtagswahl 2018 das Amt des Ministerpräsidenten aufgeben werde. So merkte er beim Rossmarkt in Berching an, er wolle CSU-Übervater Franz Josef Strauß überflügeln, was die Zahl der Auftritte bei der Traditionsveranstaltung in dem oberpfälzischen Städtchen betreffe. Seehofer war bislang fünfmal da, genauso oft wie Strauß.

Immerhin taucht das Thema seit knapp drei Jahren regelmäßig auf. Schon im März 2014, also nicht einmal ein halbes Jahr nach der Landtagswahl, ließ Seehofer zum ersten Mal durchblicken, dass es mit dem angekündigten Rückzug 2018 vielleicht doch nichts werden könnte. Im Januar 2015 machte Seehofer dann doch wieder einen Rückzieher und kündigte vollmundig an, dass noch im selben Jahr eine „endgültige Nachfolgeregelung“ getroffen werden würde. Passiert ist das nicht.

Söder und Aigner rieben sich derweil zwischen Pflicht und Kür auf – ohne Seehofer wirklich überzeugen zu können. Inzwischen ist sogar Innenminister Joachim Herrmann, der zuletzt nachfolgetechnisch weitgehend in der Versenkung verschwunden war, offenbar wieder besser gelitten. So hat ihn Seehofer schon mal als Redner für den Politischen Aschermittwoch in Passau nominiert.

An einer Sache lässt Seehofer allerdings keinen Zweifel: Wenn Seehofer, dann nur Seehofer. Solange er am Ruder sei, bedeute das, dass er sowohl Parteichef als auch Ministerpräsident bleibe. Zuletzt hatte Seehofer stets betont, dass die beiden Ämter künftig wieder getrennt werden müssten: In Bayern müsse die CSU einen starken Ministerpräsidenten haben, der Parteichef müsse nach Berlin gehen, um der Partei dort Gewicht zu geben. Bei ihm sei das nicht nötig, so Seehofer, weil er bestens mit Berlin vernetzt sei.

Die Frage ist, wie sich Seehofer und die CSU bis zur endgültigen Festlegung der Liste für die Bundestagwahl entscheiden. Und wie lange sich der Ingolstädter dann an seine eigene Festlegung gebunden fühlt. Er weiß, dass er mit dem ständigen Hin und Her die Bayern nervt. „Die Frage geht den Menschen auf den Keks“, sagte er zuletzt sehr offen.