Landkreis Roth
"Die Firmen gehen das Thema Corona seriös an"

Vor allem größere Unternehmen testen bereits ihre Mitarbeiter selbst auf das Virus

30.03.2021 | Stand 23.09.2023, 17:44 Uhr
Ein Testzentrum in der Betriebskantine: Daniel Matulla und Daniela von Schlenk (von links) zeigen Felix Lehnhoff und Isolde Krahle von der Unternehmerfabrik ihre Testreihe. Im Hintergrund ein Testabnehmer der Firma Schlenk. −Foto: Unternehmerfabrik Roth

Hilpoltstein/Roth - Der Arbeitsplatz gerät immer stärker in den Fokus von Politik und Medizin, wenn es um die Bekämpfung der Corona-Pandemie geht. Wo die Menschen aktuell arbeiten dürfen und Homeoffice nicht möglich ist, verbreite sich mutmaßlich auch das Coronavirus. Felix Lehnhoff, stellvertretender Geschäftsleiter der Unternehmerfabrik im Landkreis Roth, sieht aber viele Betriebe auf einem guten Weg im Kampf gegen Corona: "Die Firmen gehen das Thema seriös an." Einige größere Unternehmen betrieben das Testen bereits sehr professionell selbst, etwa die Firma Henglein in Abenberg oder die Firma Schlenk in Roth. "Für Unternehmen ab einer bestimmten Größe ist es natürlich leichter, solche Maßnahmen auf die Beine zu stellen."

Der kollegiale Umgang bei diesem schweren Thema stimme ihn besonders positiv. "Die größeren Firmen nehmen die kleinen mit. Vor drei Wochen organisierten wir, angestoßen von Daniela von Schlenk, eine große Sammelbestellung für Schnelltests." 26 weitere Firmen waren sofort dabei und konnten gemeinsam einen günstigeren Stückpreis erzielen, zumal die geringe Absatzmenge, die kleine Firmen kaufen würden, nicht so einfach zu bekommen sei, sagt Lehnhoff.

Die Unternehmerfabrik hat außerdem in Zusammenarbeit mit dem Landrats- und dem Gesundheitsamt die Möglichkeit geschaffen, Tests im Auftrag des Gesundheitsamts vorzunehmen. "Firmen ab 50 Mitarbeitern können sich bei uns melden und wir stellen den Kontakt zum Gesundheitsamt her", sagt Lehnhoff. Von diesem wiederum werden Leute in den Betrieben geschult und offiziell beauftragt, Coronatests durchzuführen. "Bei dieser Methode können auch kleinere Betriebe mitmachen. Zwölf Euro pro Testung werden von der Kassenärztlichen Vereinigung Bayern übernommen", zeigt sich Lehnhoff begeistert. Das Angebot sei wirtschaftlich stemmbar und biete Arbeitnehmern und Arbeitgebern zusätzlichen Schutz.

Bei der Firma Schlenk in Roth etablierte man nach einem Coronafall im Unternehmen professionelle Strukturen, um diese Situation künftig zu vermeiden. "Wir haben selbst gesehen, wie schwierig es ist, das Virus rauszubekommen, wenn es erst einmal im Betrieb ist", sagt die Pressesprecherin und Ärztin Daniela von Schlenk. Um eine Wiederholung zu unterbinden, hat man ordentlich aufgerüstet. An allen vier Standorten in der Region gibt es eine eigene Testreihe. Ein mobiles Testteam, bestehend aus drei extra beschäftigten Mitarbeitern, fährt jeden Tag einen anderen Standort an, um dort zu testen.

"Einmal pro Woche kann sich jeder Mitarbeiter in Produktion und Technik testen lassen. Wir wollen das Angebot bald auf zwei Tests in der Woche erhöhen", sagt von Schlenk. In den Büros seien die meisten Mitarbeiter aktuell ohnehin im Homeoffice, in der Produktion sei das nicht möglich. "Der erste Tag ist noch holprig verlaufen. Jetzt ist Routine drin und die Mitarbeiter gehen wie selbstverständlich zum Testen. Es haben auch schon Beschäftigte aus anderen Abteilungen gefragt, ob sie das Angebot nutzen können - was uns zeigt, dass es gut angenommen wird."

Wenn die politischen Rahmenbedingungen geschaffen sind, will man die bestehenden Strukturen gleich nutzen, um den eigenen Leuten ein Impfangebot zu machen. "Es wäre unser Top-Ziel, durch unseren Betriebsarzt Schutzimpfungen anbieten zu können. Als Arbeitgeber ist uns natürlich sehr am Schutz unserer Mitarbeiter und unseres Betriebs gelegen", sagt Daniela von Schlenk.

Bei der Rummelsberger Diakonie läuft die Teststrategie etwas anders ab: "Unsere Standorte sind über ganz Bayern verteilt, da können wir natürlich nicht zentral testen", erklärt der Pressesprecher Georg Borngässer. Je nach Standort habe man sich mit den lokalen Stellen zusammengetan. "In einem Altenheim in Oberbayern testen die Malteser für uns, in Mittelfranken die Johanniter. Andernorts haben wir selbst medizinisches Fachpersonal, das die Aufgabe übernimmt." Eine allgemeingültige Antwort auf die Frage, wie die Rummelsberger Diakonie die Mitarbeiter testet, gibt es deshalb nicht. Fest steht nur - es läuft.

"Im stationären Bereich sind alle Mitarbeiter verpflichtet, sich zwei Mal pro Woche testen zu lassen, was wir auch seit Monaten konsequent umsetzen", sagt Borngässer. Bei knapp 4500 Angestellten komme man so auf 10000 Coronatests in der Woche. Vergangene Woche war davon nur einer positiv. Der Betreffende habe sich im privaten Umfeld angesteckt. Hier zeigen die Impfungen ihre Wirkung, zeigt sich Borngässer überzeugt. "Das Virus ist durch flächendeckende Impfungen in den Griff zu bekommen. Dafür sind wir ein gutes Beispiel." Als Betreiber von Alten- und Pflegeheimen sowie Einrichtungen für Menschen mit Behinderung seien in ihren Häusern bereits überdurchschnittlich viele Menschen geimpft. "Das merken wir auch an den wenigen positiven Tests."

HK

Andreas Renner