Die ersten Trümpfe liegen

16.11.2009 | Stand 03.12.2020, 4:29 Uhr

 

Münchsmünster (PK) Was jetzt in Münchsmünster seinen Lauf nahm, dürfte zum höchstdotierten Schafkopfturnier der Welt werden. 50 000 Euro Preisgeld winken dem Sieger der Turnierserie, deren Finale am 4./5. September 2010 ausgetragen werden soll.

Viel Geld lockt. Dennoch steht der schnöde Mammon für die 84 Kartenspieler, die sich zur Premierenrunde im Gasthof Rauscher eingefunden haben, nicht im Vordergrund. "Mia woin spuin, und des guat", formuliert einer der Kontrahenten in der Muttersprache des Schafkopfens, was viele andere denken. Gekommen sind sie überwiegend aus Bayern, aber auch ein Ulmer und ein Nordlicht sind dabei. Allesamt versierte Kartler mit Turniererfahrung, die das Startgeld in Höhe von 100 Euro (so viel wird sonst bei einer Weltmeisterschaft erhoben) nicht schreckte.

Darunter auch Dackel Hirmer, der vielen eher als begnadeter Bluesmusiker bekannt ist. "Ich bin gern auf Turnieren unterwegs, aber in dieser Dimension hab ich so was noch nicht mitgemacht", freut sich der Ingolstädter auf eine spannende Partie. Neben ihm sitzt eine der wenigen Frauen in der Spielerriege. Gerlinde Vielbert tritt als Lokalmatadorin an – und jene, die sie kennen, haben "Reschpekt" vor ihrem Können. Für Werner Straßer aus Rohrbach ist es "Ehrensache" mitzumachen. Als Vertreter des Vereins "Bayern, Brauch und Volksmusik" liegt ihm schließlich die Wahrung alter Traditionen am Herzen.

Einer ihrer schärfsten Konkurrenten ist Anton Feistl aus Aschau im Chiemgau, der 2005 bei den Weltmeisterschaften in Marienbad (Tschechien) den achten Platz errang. "I bin ned hergfahrn, dass i nix gwinn", gibt dieser sich mit einem gewinnenden Lächeln siegesgewiss.

Bevor es richtig losgeht, begrüßt Bürgermeister Andreas Meyer als Schirmherr der von Reiner Niebauer organisierten Veranstaltung die Gäste, die zu diesem Zeitpunkt noch ganz entspannt scheinen. Als Stephan Schulz jedoch mit der Erläuterung der klassischen Regeln beginnt, macht sich erste Nervosität breit. Geduldig antwortet der Oberschiedsrichter auf Fragen und betont, dass Verwerfen, Vorwerfen, Kontra beziehungsweise Spielverrat unweigerlich den Spielverlust bedeuten. "Schwarze Schafe" wolle man keine dulden. Und zum Zeichen dafür patrouillieren nach Spielbeginn er und seine beiden Schiedsrichterkollegen, Peter Zistel und Karl Waldmannstätter, durch die Reihen.

Verhaltenes Murmeln erfüllt den Saal. Man hört das Klatschen der ausgespielten Karten, gelegentlich "trumpft" schon mal einer mit der Faust auf. Knappe drei Stunden später stehen die Sieger des Einstiegsturniers fest: Rudi Wittmann aus Jesserndorf-Ebern erspielte sich den ersten Platz (1500 Euro), gefolgt von Josef Leipold aus München (1000 Euro). Wohl auch für ihn selbst überraschend landete Julian Müller aus Hamburg auf Platz drei (750 Euro). Der 20-Jährige hat das Schafkopfen, wie er erzählt, von seinen Großeltern gelernt.

Der Auftakt ist also gelungen. Was den Organisatoren laut Stephan Schulz jetzt noch fehlt, ist "ein wenig Mundpropaganda", damit bei den nächsten Turnieretappen (ab 5. Dezember jeden ersten Samstag eines Monats, immer ab elf Uhr im Gasthofs Rauscher) die Teilnehmerzahl steigt. Anmeldungen sind unter Telefon (0 94 52) 93 38 26 oder (0 84 02) 93 02 88 möglich. Nähere Informationen gibt es ab Mitte der Woche im Internet auf der Seite www.schafkopf-turnier.com.