München
Die Axt im Wald

Greenpeace will einen Einschlagstopp in Buchenwäldern und bringt damit die Waldbesitzer auf die Palme

03.04.2012 | Stand 03.12.2020, 1:38 Uhr

München (DK) Zwischen Greenpeace und den Bayerischen Staatsforst-Betrieben rauscht es gewaltig. Es geht um den Umgang mit Buchenwäldern. Die Naturschützer fordern einen Einschlagstopp, die Waldbesitzer wehren sich vehement gegen den Vorstoß. Sie sprechen von Bevormundung.

Die Aktion war gut geplant. Mit GPS-Geräten erfassten Greenpeace-Aktivisten in den vergangenen Wochen knapp 24 000 Buchen und Eichen im Freistaat und erstellten 17 Karten und Grafiken. Im unterfränkischen Spessart errichteten die Naturschützer ein „Waldcamp“ und steuerten von dort den Protest. „Die Wälder werden zunehmend kommerzialisiert und ausgeräumt“, sagt Martin Hofstetter von Greenpeace. Seine Kritik: Die staatlichen Forstbetriebe seien angehalten, Gewinn zu machen. Deshalb werde stark eingeschlagen. „Die Wälder bekommen gar nicht die Zeit, sich zu einem wertvollen Bestand zu entwickeln“, erklärt Hofstetter. „Schon in wenigen Jahren sieht man keinen Buchenwald mehr“, sagt der Aktivist.

Gerade die alten urwaldähnlichen Buchenwälder seien große CO2-Speicher und enorm wichtig für den Klimaschutz. Zudem würden die Bestände mit 300 bis 400 Jahre alten Bäumen wichtige Lebensräume für Tiere und Pflanzen bieten.

Rund ein Drittel des Waldes in Bayern befindet sich in staatlichem Besitz. Nur in diesem Bereich sollen Axt und Motorsäge draußen bleiben, fordert Greenpeace. „Es geht uns nur um den Staatswald, das ist der Wald aller Deutschen. Da wollen wir mitreden“, lautet die Ansage der Naturschützer.

Die Bayerischen Staatsforsten weisen die Vorwürfe zurück. Es gebe keinen Kahlschlag. Bei den Buchen werde deutlich weniger eingeschlagen als nachwachse, sagt Hermann Walter, Leiter des Vorstandsbüros. „Die hohe biologische Wertigkeit im Spessart sehen wir auch.“ Dass die alten Buchenwälder bis heute Bestand hätten, zeige, dass Generationen von Förstern gut gewirtschaftet hätten. Es gebe jedoch waldbauliche Gründe, auch alte Bäume umzuschlagen und unter anderem Douglasien dazwischen zu setzen. „Unser Ziel sind Mischwälder, und zwar überall.“ Denn es sei unklar, wie die Buche sich im Klimawandel halten könne. „Natürlich wird der überwiegende Anteil im Spessart die Buche bleiben“, betont Walter. Wenn es nach dem Willen von Greenpeace ginge, sollte jedes Bundesland zehn Prozent der öffentlichen Wälder aus der forstlichen Nutzung nehmen. „Die Forstverwaltungen haben Interesse, wertvolles Holz zu produzieren, und keine wertvollen Biotope. Sie sollten der Natur einfach ihren Lauf lassen“, fordert Hofstetter. Das Landwirtschaftsministerium verweist hingegen auf eine eigene bayerische Biodiversitätsstrategie. Der Ansatz laute „Schützen und Nutzen“ auf gleicher Fläche statt pauschaler Stilllegung.

Bei den privaten Waldbesitzern stößt die Forderung der Naturschützer ebenfalls auf Unverständnis. „Der Wald befindet sich in Bayern in guten Händen. Auf selbst ernannte Retter können wir verzichten“, sagt Sepp Spann, der Landesvorsitzende der Waldbesitzervereinigung. Per Brief hat sich ein Teil der rund 130 000 Mitglieder an Umweltminister Marcel Huber gewandt. Sie befürchten, dass nach den staatlichen Wäldern als Nächstes die privaten Flächen ins Visier von Greenpeace rücken. „Wir haben diese Wälder geschaffen, die Greenpeace nun zerstören will“, heißt es in dem Brandbrief. Die Unterstützung aus München ist ihnen offenbar sicher. „Die Staatsregierung ist und bleibt ein verlässlicher Partner der Waldbesitzer“, hat Ministerpräsident Horst Seehofer beim Bayerischen Waldtag im vergangenen Jahr gesagt.