"Die Angst ist immer da"

20.08.2013 | Stand 02.12.2020, 23:46 Uhr

Franz Mayr, Inhaber des Modehauses Xaver Mayr, kann sich an die angespannte Stimmung vor 20 Jahren noch gut erinnern. „Da hat man sich gefragt: ,Was ist, wenn die Krise länger dauert’ Da ging die Angst um, dass es irgendwann nicht mehr so ist, wie man es gewohnt ist.“ Und diese Angst, sagt Mayr, „ist immer da“, denn Audi sei der „starke Motor, der die Stadt am Laufen hält“. Der städtische Einzelhandel sei sicher abhängig vom Erfolg des Autoherstellers – „aber nicht von jeder Schwankung“, sagt Mayr. Die habe es schon öfter gegeben, doch zum Glück sei es jedes Mal bald wieder aufwärts gegangen. „Und es ist ja auch nicht so, dass unser Umsatz nach oben springt, wenn Audi besonders boomt.“ 1993 hat der Geschäftsmann nichts von der Krise gespürt. „Man kann das aber nicht mehr mit heute vergleichen. Damals gab es noch keine Konkurrenz wie den Westpark. Damals war die Innenstadt noch voll.“

Die Leidtragenden der tiefen Verunsicherung und Angst vieler Audianer um ihren Arbeitsplatz waren 1993 insbesondere Dienstleister wie Wirte oder Friseure, denn bei ihnen ließ sich am ehesten sparen. Der Spruch „Wenn Audi hustet, hat die Stadt Lungenentzündung“ kursierte hochtourig durch Salons und Gasthäuser. Die Friseure Hubert und Veronika Grassl, die damals ihren Laden im Allkauf betrieben (inzwischen sind sie ins Klinikum gezogen), hatten vor 20 Jahren Glück: „Wir haben von der Audi-Krise nichts bemerkt“, erzählt die Chefin. „Das lag aber sicher auch daran, dass wir in einem Einkaufszentrum gearbeitet haben und mein Mann seit 1964 einen großen Kundenstamm aufgebaut hatte.“ Friseure in der Innenstadt hätten es da oft schwerer gehabt. Viele Audi-Mitarbeiter, die 1993 in den Salon Grassl kamen, „haben sehr um ihre Arbeitsplätze gebangt“, erinnert sich Veronika Grassl. „Darüber ist ständig diskutiert worden.“

Ja, da ging sie um, die Angst. Mit schweren Schritten. sic