Ingolstadt
Die Amputation blieb ihr erspart

Klinikum behandelt krankes Mädchen aus Angola Isabel kam über "Friedensdorf International"

14.07.2017 | Stand 02.12.2020, 17:47 Uhr

Hilfe aus Ingolstadt: Matthias Bühler, Leiter der Sektion für Septische Chirurgie am Klinikum, hat die elfjährige Isabel erfolgreich behandelt. Ihr Bein bleibt zwar für immer steif, eine Amputation jedoch blieb der Kleinen erspart. - Foto: Klinikum Ingolstadt

Ingolstadt (DK) Im Ingolstädter Klinikum wurde ein krankes Mädchen aus Angola kostenlos behandelt. Die elfjährige Isabel, die über die Aktion Friedensdorf International nach Ingolstadt kam, wurde dadurch vor einer Amputation bewahrt.

Isabel strahlt, als sie Matthias Bühler entgegengeht. Vor rund neun Monaten schien das fast unvorstellbar. Als sie das erste Mal im Klinikum war, konnte sie nicht mehr laufen, die Ärzte fürchteten, den rechten Oberschenkel amputieren zu müssen. Doch dem Leiter der Sektion für Septische Chirurgie und seinem Team ist es in mehreren Operationen gelungen, Isabels Bein zu retten. Das Mädchen gehört zu den schwer kranken und verletzten Kindern aus Krisengebieten, denen der Verein "Friedensdorf International" eine Behandlung in Deutschland ermöglicht. Den Aufenthalt hat die gemeinnützige Organisation bezahlt, die Behandlungskosten übernahm das Klinikum.

"Isabel kam mit einer hämatogenen Knochenentzündung zu uns. Diese entsteht, wenn Bakterien über die Blutbahn in den Knochen gelangen", erklärt Bühler. "In vielen Fällen lässt sich diese Erkrankung - frühzeitig erkannt - sehr gut mit Antibiotika behandeln." Doch bei Isabel wurde die Krankheit viel zu lang verschleppt. Die Entzündung war schon so stark, dass der Knochen fast zerstört und das Kniegelenk bereits in Mitleidenschaft gezogen war.

"Wir haben lange Zeit um Isabels Bein gezittert", sagt Bühler. Als das Kind ankam, sei der rechte Oberschenkel von resistenten Bakterien so zersetzt gewesen, dass er und sein Team nicht mit Sicherheit sagen konnten, ob man den Knochen wieder so aufbauen könnte, dass er die Elfjährige trägt. "Es ist uns aber in mehreren Operationen gelungen, zunächst die Entzündungen aus dem Knochen und den Weichteilen zu entfernen und danach den Knochen mit eigenem, wie auch künstlichem, Knochenmaterial aufzufüllen", erklärt Bühler. Doch nicht nur der Oberschenkelknochen musste repariert werden, auch das Kniegelenk war durch die Entzündung so in Mitleidenschaft gezogen worden, dass es zwar für immer steif bleiben wird, aber: "es ist uns gelungen, es zu begradigen, so dass Isabel damit wieder laufen kann."

Insgesamt vier Klinikaufenthalte und sieben Operationen waren nötig, um Isabells Bein zu retten, das Knie zu begradigen und den Arm von der Entzündung zu befreien. Ein knappes Jahr war das kleine Mädchen dafür abwechselnd am Klinikum und im Friedensdorf und lebte fernab von Familie und Freunden. "Dafür hat sie sich sehr tapfer geschlagen. Sie ist ein sehr fröhliches Kind und hat wahnsinnig schnell Deutsch gelernt, sodass wir uns gut mir ihr verständigen konnten", ergänzt Schwester Agnes, die schon lange auf der Kinderstation tätig ist. "Wir hatten in den letzten 18 Jahren immer wieder ähnliche Fälle aus dem Friedensdorf. Da leidet man natürlich am Anfang immer mit den Kindern mit, die so weit weg von zu Hause sind. "

Isabel lebt seit wenigen Tagen wieder in der Heim- und Pflegeeinrichtung im Friedensdorf in Oberhausen (Nordrheinwestfalen). Dort erhält sie die noch notwendige Physiotherapie und erholt sich bei Spiel und Spaß mit etwa 180 Kindern aus acht Nationen. Im Herbst wird sie zu ihrer Familie und in ihre Heimat zurückkehren.