Berlin (DK
Dicke Luft in deutschen Städten

In einigen Metropolen ist die Feinstaubbelastung bereits jetzt höher als im gesamten Jahr 2012 – auch im Freistaat hohe Werte

15.04.2014 | Stand 02.12.2020, 22:48 Uhr

Berlin (DK/AFP/dpa) Die Feinstaubbelastung in einigen Städten hat nach den Daten des Umweltbundesamtes (UBA) bereits jetzt fast die erlaubte Jahresdosis erreicht. Auch in einigen bayerischen Großstädten ist heuer schon an mehr Tagen eine zu hohe Belastung gemessen worden als im ganzen Jahr 2012 – Ingolstadt liegt auf Platz 93 von 389 Orten.

An der Rechbergstraße in Ingolstadt wurde der Tagesmittelwert von 50 Mikrogramm Feinstaubbelastung bereits an 13 Tagen in diesem Jahr überschritten. Nach aktuellen Vorgaben der EU sind maximal 35 Tage pro Jahr gestattet, an denen diese Tagesdosis erreicht werden darf. In Regensburg, Nürnberg und Ingolstadt lag nach UBA-Zahlen der Feinstaub-Anteil der Luft bereits häufiger über dem Grenzwert als im gesamten Jahr 2012. Aussagen über einen Jahrestrend seien aber nicht möglich, da das Wetter einen großen Einfluss habe, sagte ein UBA-Sprecher gestern. Bislang liegt der Freistaat noch überall unter der EU-Vorgabe.

Im Rest Deutschlands sieht es zum Teil anders aus: In Stuttgart war der Maximalwert mit 36 Tagen bereits Mitte März erreicht. Berlin und Frankfurt (Oder) sind mit 33 und 32 Tagen kurz davor, dicht gefolgt von Halle und Leipzig mit 30 Tagen. Die aktuellen Zahlen sind allerdings vorläufig und werden nach Jahresende noch überprüft – deshalb liegen nach UBA-Angaben auch noch keine Vergleichswerte für 2013 vor. Dass die Feinstaubwerte in Deutschland zwischen Januar und April anstiegen, sei ohnehin nicht ungewöhnlich, sagte Arno Graff, UBA-Experte für Luftqualität. Das liege neben den üblichen Emissionen durch Industrie und Verkehr vor allem an der Heizperiode und an der Witterung.

Das Umweltbundesamt und Umweltschutzverbände forderten schärfere Gegenmaßnahmen. Es müsse „dringend“ weitere Maßnahmen geben, sagte Marcel Langner vom Umweltbundesamt. Der Gesetzgeber sei gefordert, die Luftqualität zu verbessern. „Wir müssen die Grenzwerte weiter senken“, sagte Langner. Der Behörde zufolge weisen Untersuchungen ein verstärktes Auftreten von Atemwegs- und Herzkreislauferkrankungen bei hohen Feinstaubkonzentrationen nach, im Schnitt seien etwa 47 000 vorzeitige Todesfälle im Jahr auf hohe Feinstaubbelastung zurückzuführen. Insgesamt ist die Feinstaubbelastung in Deutschland seit Ende der 80er Jahre laut UBA schon deutlich gesunken. Die seit 2005 geltenden EU-Grenzwerte werden aber insbesondere in Städten noch überschritten. Seite 2 und 4