Geisenfeld
Deutsch lernen mit Gratis-Software

Mit dem "Tölzer Modell" als Angebot für Flüchtlinge kann es nun auch in Geisenfeld bald losgehen

16.02.2016 | Stand 02.12.2020, 20:12 Uhr

Auf Entdeckungstour durch die Sprachlernangebote des "Tölzer Modells" machten sich Nahom (von links), Hussein, Goitom und Amad Ali im Büro der Unterkunft für unbegleitete Minderjährige. Die jungen Asylbewerber besuchen die Berufs- oder Mittelschule und stammen aus Afghanistan, Pakistan und Eritrea. - Foto: Zurek

Geisenfeld (GZ) Raumfrage geklärt, Computer vorhanden und mit Software bestückt, erste Helfer gewonnen - dem Start des "Tölzer Modells" zum computergestützten Lernen für Asylbewerber und sonstige Interessenten steht nun auch in Geisenfeld (fast) nichts mehr im Weg.

Was noch fehlt, sind ausreichend Internetzugänge im Jugendtreff, die von der Stadt gerade eingerichtet werden. Initiiert wurde das Projekt von Maria Kölbl, die im örtlichen Asylkreis aktiv ist. Sie war über einen Bericht im Bayrischen Fernsehen auf die Initiative der Diplom-Mathematikern Waltraud Haase aufmerksam geworden. Schnell fand sich eine Gruppe Mitstreiter, die sich bei einem Besuch in Bad Tölz näher über das Hilfsprojekt informierte. Begeistert zeigten sie sich angesichts der vom Integrationsausschuss des Landtages unterstützen Lerninitiative vor allem deshalb, weil "diese Form der internetbasierten Weiterbildung Flüchtlingen und deutschen Schülern gleichermaßen dienlich sein kann", so Kölbl. Zwar gehe es in erster Linie um das selbstständige Erlernen von Deutsch als Fremdsprache (mit Erklärungen in 50 unterschiedlichen Muttersprachen) oder um spezielle Trainingseinheiten für Lehrlinge. Aber auch Landes- und Verfassungskunde, Mathematik, Sachkunde und vieles mehr gehören zu den Lerninhalten, wie Kölbl betont.

Worum es bei der von ihr ins Leben gerufenen Aktion geht, hatte Haase auf Einladung von Kulturreferentin Henriette Staudter (USB) im November in einer Stadtratssitzung erläutert. Das Ergebnis im Gremium: eine durchweg positive Grundhaltung zu dem Projekt. Nach einer ausgiebigen Suche einigte man sich auf das Jugendzentrum (Juz) für eine erste Pilotphase. "Im Haus sind zeitliche Kapazitäten frei und wir können diese nutzen, ohne dass zusätzliche Mietkosten entstehen", freut sich Bürgermeister Christian Staudter über diese Lösung. Zudem sei bereits ein Computerraum vorhanden, was die Einrichtung erleichtert.

Auch die Leiterin des Juz, Anja Jänicke, sieht das Vorhaben positiv. "Der Computerraum wird den Asylbewerbern außerhalb der regulären Öffnungszeiten des Treffs zur Verfügung stehen, um eine ungestörte Lernatmosphäre sicherzustellen", sagt sie und ergänzt: Natürlich dürften jugendliche Asylbewerber "auch gerne während der Öffnungszeiten zum Lernen oder zum Nutzen der Räume kommen".

Auf Wunsch der Betreuer von unbegleiteten Minderjährigen werden zudem in deren Unterkunft am Schießstättweg Lernplätze eingerichtet. Man habe öfter Besuch von Flüchtlingen aus anderen Wohngruppen in Geisenfeld, die davon ebenfalls profitieren sollen. "Gemeinsam am Computer lernen - das motiviert", ist Betreuerin Kathrin Schreck überzeugt.

Die nötigen Geräte waren schnell gefunden. Auf Anfrage spendete die Firma Audi 20 Laptops und Computer, weitere kamen von privaten Unterstützern. Problem: Die Hardware war quasi "nackt", das heißt: Es fehlten Betriebssystem und Software. Das Know-how zum Beheben dieses Mankos holte man sich beim Asylkreis in Pfaffenhofen und bei Thomas Fieber, Lehrer am Katharinengymnasium in Ingolstadt. Seine Schule arbeitet bereits mit dem "Tölzer Modell". Eine Sprache lernen funktioniert jedoch nicht nur über Lesen und Schreiben. Damit darüber hinaus die Audiodateien der Programme nutzbar sind, wurden mit Hilfe des Bürgerringes nun zudem Headsets mit integriertem Mikrofon angeschafft.

Als nächsten Schritt werden sich Vertreter des Asylkreises näher mit dem breitgefächerten Angebot auseinandersetzen. Mit Hilfe der ehrenamtlichen Deutschlehrer sollen dann geeignete Schüler für die Testphase ausgesucht werden. Erste Helfer werden sukzessive eingewiesen. Sie werden im Jugendtreff über die sachgemäße Nutzung der Geräte wachen und, wo nötig, kleine Hilfestellungen geben.

Je mehr Betreuer sich für diese Aufgabe finden, desto besser kann das Zeitkontingent im Jugendtreff genutzt werden. "Wir freuen uns über jeden, der sich ein oder zwei Stunden pro Woche montags, samstags oder sonntags einbringen mag", lässt der Asylkreis wissen. Besondere Kenntnisse muss man für die Aufgabe nicht mitbringen. Interessenten können sich per E-Mail an info@pfarrei-geisenfeld.de melden.