Detailkonzepte fehlen

Kommentar

08.05.2017 | Stand 02.12.2020, 18:10 Uhr

Sind Landtagswahlen wirklich nur Landtagswahlen, wie die Kanzlerin gestern sagte? Natürlich gibt es immer Ursachen für Erfolg und Niederlage, die einzig und allein in den Verhältnissen vor Ort begründet sind - und in den Fehlern der dort handelnden Personen.

Seit 2005 ist kein Ministerpräsident mit SPD-Parteibuch abgewählt worden. Der bisherige Regierungschef an der Förde, Torsten Albig, hat aber jede Menge Fehler gemacht. Das Interview mit herablassenden Sprüchen über seine Frau, von der er getrennt lebt, gehört auf jeden Fall dazu. Das Desaster der Genossen im hohen Norden lässt sich allerdings nicht völlig losgelöst vom Bundestrend erklären. Vor wenigen Wochen noch - auf dem Höhepunkt des Hypes um Martin Schulz - hatte die SPD in Schleswig-Holstein einen komfortablen Vorsprung. Viele entschieden sich auch wegen der Kanzlerin für die CDU. Dagegen war der SPD-Kanzlerkandidat in den vergangenen Wochen kaum noch sichtbar gewesen, drang mit seinen Themen kaum durch. Der Reiz des Neuen ist verschwunden.

Auch mit seiner groß angekündigten Grundsatzrede vor Unternehmern am Tag nach der Schleswig-Holstein-Wahl ist ihm der große Wurf nicht gelungen. Detailkonzepte zu Rente, Steuern und Wirtschaft lassen weiter auf sich warten. Der abflauende Schulz-Effekt könnte auch für Hannelore Kraft in NRW zum Problem werden. Verliert die SPD ihr Stammland, wäre das der Super-GAU für die Ambitionen ihres Vorsitzenden.