Neuburg
Der Wohnungsmarkt ist leer gefegt

Mietpreise in Neuburg steigen – Sozialwohnungen fehlen – Stadt weist Kritik zurück

07.08.2013 | Stand 02.12.2020, 23:48 Uhr

IT-Spezialist sucht Zweizimmerwohnung: Manuel Zwiersch blättert sich schon seit Monaten durch die Mietanzeigen. - Foto: Schanz

Neuburg (DK) Mietwohnungen in Neuburg sind rar. Gleichzeitig steigt die Nachfrage. Das macht sich bei den Preisen immer stärker bemerkbar. Die Wohnungssituation spitzt sich zu. Kritik, zu wenige Sozialwohnungen geschaffen zu haben, weist die Stadt von sich.

Wer im Internet nach Mietwohnungen in Neuburg sucht, der findet „exklusive Etagenwohnungen“, eine „Luxuswohnung mit Dachterrasse“ oder ein „Penthouse über den Dächern der Stadt“ – und auch die Kaltpreise liegen in luftigen Höhen zwischen 1100 und 2300 Euro. Für schmalere Geldbeutel sind die Angebote dagegen spärlich gesät.

Das bekommt auch Manuel Zwiersch zu spüren: Seit Anfang des Jahres ist er nun schon auf der Suche nach einer bezahlbaren Wohnung in Neuburg. „Als Limit für die Warmmiete habe ich mir 500 Euro gesetzt“, erzählt der 33-jährige EDV-Mann, der eine Zwei-Zimmer-Wohnung sucht. Fehlanzeige. Es hagelt eine Absage nach der anderen. „Leider kann ich Ihnen die Wohnung nicht vermitteln, da die Vermieterin nur weibliche Mieter wünscht“, heißt es etwa im Antwortschreiben eines Maklers. Vermieter haben momentan die Qual der Wahl – und Zwiersch hatte bisher immer das Nachsehen, ist vorläufig bei seinen Eltern eingezogen, die in Neuburg wohnen.

So wie dem 33-Jährigen geht es vielen. „Der Mietmarkt lebt von der Hand in den Mund“, sagt der Neuburger Immobilienmakler Wigbert Kramer. „Der Mietbereich ist leer gefegt“, bestätigt auch Peter Bayerlein, der Leiter der Immobilienabteilung der Sparkasse Neuburg-Rain. „Ganz schwierig, was zu finden“, erklärt der Karlshulder Immobilienmakler Alfred Gludas. Und der Ingolstädter Kollege Christian Maass hat ebenfalls „wahnsinnig viele Anfragen für Wohnungen in Neuburg, die ich gar nicht bedienen kann.“

Dieses Missverhältnis treibt die Preise immer weiter nach oben. Laut Neuburger Mieterverein liegen sie zwischen fünf und acht Euro pro Quadratmeter. „Früher hat man sieben Euro für Premiumwohnungen auf der Leopoldineninsel oder in der Altstadt bezahlt, heute ist das der Schnitt im Stadtbereich“, sagt Makler Kramer. Im oberen Segment sei der Preis innerhalb der vergangenen eineinhalb Jahre von sechs auf sieben Euro gestiegen. „Vor allem bei Neubauten haben wir teilweise Steigerungen von sieben bis acht Prozent zum Vorjahr“, sagt auch Peter Bayerlein von der Sparkasse.

Mit den Preisen steigt auch der Unmut derer, die sie zahlen müssen, weiß Anita Fröde: Sie ist Vorsitzende des Neuburger Mietervereins. Und die Klagen ihrer 600 Mitglieder über Mieterhöhnungen häufen sich. Da helfe es, sich rechtlichen Rat zu holen, weil Vermieter Gründe für Erhöhungen angeben müssten. Eine Mitgliedschaft im Mieterverein lohne sich also, sagt Fröde.

Und was sagen die Vermieter? Der Haus- und Grundbesitzerverein Neuburg-Schrobenhausen will die Kritik so nicht stehenlassen. „Es gibt Mietsteigerungen, ja, aber nicht in der großen Masse. Die Mieten steigen vor allem bei Neubauten. Das liegt aber auch daran, dass durch energetische Bauweise die Nebenkosten für die Mieter sinken“, erklärt der Vorsitzende Theo Walter. „Im normalen Bestandsbereich haben wir kaum Erhöhungen.“ Insgesamt seien die Mieten in den vergangenen zehn bis zwanzig Jahren weniger rasant gestiegen, als die allgemeinen Kosten für die Lebenshaltung. Der Grünen-Stadtrat Walter sieht rechtliche Unsicherheit als eine Ursache für steigende Preise: Ankündigungen der Politik, Mieterhöhungen verbieten zu wollen, führten dazu, dass Vermieter denken, sie müssten jetzt noch schnell reagieren. Das sei in den meisten Fällen aber gar nicht nötig – eine Beratung beim Haus- und Grundbesitzerverein ratsam. „Viele kleine Vermieter werden von der Rechtsunsicherheit abgeschreckt, überhaupt zu vermieten“, sagt Walter – das schmälert das Angebot und treibt die Preise weiter nach oben.

Einig sind sich indes Vermieter, Mieter und auch Makler in ihrer Kritik an der Stadt: Die habe es versäumt, Sozialwohnungen zu schaffen und dadurch das Problem verschärft. „Der soziale Wohnungsbau hat nicht funktioniert. Hier wurde zu wenig gemacht“, sagt Walter. „Auf Seiten der Sozialwohnungen ist viel zu wenig da“, sagt Kramer.

Gegen diese Vorwürfe wehrt sich Oberbürgermeister Bernhard Gmehling deutlich: „Wir haben investiert und investieren weiter.“ Als Instrument für den sozialen Wohnungsbau habe man in Neuburg die Gemeinnützige Wohnungsbaugesellschaft (GeWo). Man dürfe keine zu großen finanziellen Risiken eingehen, um nicht Gefahr zu laufen, die GeWo an die Wand zu fahren. „Liquidität und Seriosität der Wohnungsbaugesellschaft haben Priorität“, erklärt Gmehling und verweist auf laufende Sanierungs- und Erweiterungsmaßnahmen, etwa am Schwalbanger, die Millionen kosten. Laut Stadt gibt es in Neuburg momentan 250 Sozialwohnungen, die alle belegt sind. Die GeWo hat insgesamt 319 Wohnungen.

„Ich gebe zu, es ist ein Problem, bezahlbaren Wohnraum in Neuburg zu bekommen“, sagt Gmehling. Allein in den vergangenen zweieinhalb Jahren habe man 1000 Neubürger dazugewonnen – ein Ansturm, der kaum zu bewältigen sei. Schon deshalb sei man ständig darum bemüht, neue Flächen für privaten Wohnungsbau auszuweisen. Als Beispiele nennt Gmehling das neue Baugebiet im Neuburger Westen, wo Mehrfamilienhäuser entstehen sollen. „Wir brauchen mittelfristig weitere kräftige Investitionen“, sagt der Oberbürgermeister. Kurzfristig sei das Problem nicht zu lösen – und Mammutinvestitionen seien zu gefährlich.