Schrobenhausen
Der Wertstoff aus der Biomülltonne

In einem Leaderprojekt sollen neue Nutzungsmöglichkeiten für organischen Abfall gefunden werden

23.10.2016 | Stand 02.12.2020, 19:09 Uhr |
Symbolfoto − Foto: M. Schalk

Schrobenhausen (SZ) Da steckt doch noch mehr drin, denkt Peter Mießl, wenn er in die Biotonne schaut. Oder auf ein abgeerntetes Feld. Oder in den Wald. Er denkt dann an Energieerzeugung oder Naturdünger.

Organische Abfälle - man kann sie auch als biogene Reststoffe bezeichnen - sind Wertstoffe, sagt der Vorsitzende des Vereins "Energie effizient einsetzen" (e-e-e). Mit vielen Gleichgesinnten hat er deshalb eine Studie zum Thema in die Wege geleitet und daraus ein Leader-Projekt gemacht.

Schöpft man das Potenzial des Biomülls besser aus, hat das positive Effekte auf Natur und Klima. Davon ist Mießl überzeugt. Nicht nur, dass man Reste, die im Haushalt, im Garten, bei der Ernte auf dem Feld oder im Wald entstehen, zur Energieerzeugung verwerten könne, nein, hier lägen auch Möglichkeiten, Pflanzennährstoffe zu gewinnen und damit Kunstdünger zu ersetzen. "All das muss untersucht werden in einer Studie", sagt Mießl. Wenn diese Studie ergebe, dass es Sinn macht, sich mit den biogenen Reststoffen weiter zu beschäftigen, könne man sich mit konkreten Verwertungsmethoden beschäftigen.

Bisher nutzen die Landkreise Neuburg-Schrobenhausen und Pfaffenhofen, um die es bei der Studie geht, die Potenziale des Biomülls nicht aus - der aus Neuburg-Schrobenhausen wird zum Beispiel bei der Abfallverwertung Augsburg (AVA) entsorgt. Hier könnte also eine neue regionale Wertschöpfung geschaffen werden.

Bei der Studie steht Mießl mit seinem Verein e-e-e nicht alleine da. Zuerst mal hat er die Lokale Aktionsgruppe (LAG) Altbayerisches Donaumoos mit ihrem Geschäftsführer Klaus Rössler davon überzeugen können, daraus ein Projekt für das EU-Förderprogramm Leader zu machen. Und damit nicht genug: "Das ist ein Kooperationsprojekt mit der LAG Pfaffenhofen. Da gibt's auch so einen Verein wie unseren." Damit meint Mießl den ESV, den Energie- und Solarverein Pfaffenhofen. Ebenfalls mit im Boot: Die Bürgerenergiegenossenschaft (BEG) Neuburg-Schrobenhausen-Aichach-Eichstätt, bei der Mießl Vorstandsvorsitzender ist, die BEG Pfaffenhofen, die Landkreisbetriebe Neuburg-Schrobenhausen, der Abfallwirtschaftsbetrieb Landkreis Pfaffenhofen (AWP), Bund Naturschutz und private Unternehmer. Viele könnten bereits in den vergangenen Jahren erstellte Studien zur Biomasseverwertung mit einbringen.

Ganz neu ist auch die Idee einer umfassenden Studie nicht. Schon seit drei Jahren beschäftige man sich mit dem Thema, sagt Mießl. Und auch interessierte Bürger haben die Möglichkeit, mitzumachen. Eine öffentliche Informationsveranstaltung in Pfaffenhofen sei auf großes Interesse gestoßen, sagt e-e-e- und BEG-Geschäftsführer Matthias Haile, der auch die weitere Vorgehensweise erklärt: Zuerst sollen Daten zur Herkunft, zur Menge und zu aktuellen Behandlungswegen für die biogenen Reststoffe in den beiden Landkreisen erfasst werden. Befragt werden dazu nicht nur die Entsorger, sondern auch private Haushalte, öffentliche Verwaltungen, Landwirte oder Unternehmen. Daraus ergebe sich ein Zwischenergebnis. Im zweiten Schritt werden Energiebilanzen gezogen, Vor- und Nachteile gegeneinander abgewogen und natürlich auch optimierte Verwertungsverfahren aufgezeigt. Das alles fließt in die Studie ein, die dann zeigen soll, "was wir alle in den beiden Landkreisen verwirklichen können", sagt Haile. Dann soll es auch eine weitere Informationsveranstaltung für alle Bürger geben. Das Projekt ist auf mindestens ein Jahr, also eine ganze Vegetationsperiode, ausgelegt.

Bei der LAG Altbayerisches Donaumoos ist man von dem Vorhaben durchaus überzeugt, auch wenn es im Vorfeld durchaus kontrovers diskutiert worden sei, wie Klaus Rössler berichtet, "weil man der Meinung war, dass unsere Abfallverwertung ausgegoren ist". Der Lenkungsausschuss hat dem Projekt bereits (einstimmig) zugestimmt, die LAG Pfaffenhofen soll am kommenden Dienstag in ihrer Lenkungsausschusssitzung nachziehen. Die kalkulierten Gesamtkosten für die Studie liegen bei 119 000 Euro, wobei 71 400 Euro aus den Leader-Fördertöpfen der beiden LAG erwartet werden.

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