Neuburg
Der Wert des Wassers

Versorgung in Neuburg wird 125 Jahre: Brauchwasserbrunnen und Sanierungen

28.07.2016 | Stand 02.12.2020, 19:29 Uhr

Wasserrohrleitungen können Spaß machen: Immer wieder laden die Stadtwerke ein und lassen auch kleine Besucher experimentieren. Für Stadtwerkechef Richard Kuttenreich stellen die Rohrleitungen dagegen eine finanzielle Herausforderung dar. - Foto: Schanz

Neuburg (DK) 125 Jahre Wasserversorgung in Neuburg: Zu diesem Jubiläum schwärmen die Neuburger Stadtwerke von der Qualität ihres Tiefengrundwassers. Weil das edle H2O für Kühlleitungen zu schade ist, ist das neueste Projekt eine Brauchwasserquelle mit Sekundärwasser für das Industriegebiet.

"Wir müssen den Wert des Wassers wieder zu schätzen lernen", sagt Richard Kuttenreich. Der Leiter der Neuburger Stadtwerke spricht in den höchsten Tönen vom Neuburger Wasser. "Wir haben das Glück, dass wir Tiefengrundwasser haben", sagt er. 200 Meter tief im Jura-Karst gespeichert, von einer 80 Meter tiefen Lehm- und Tonschicht geschützt, ist es unanfällig für Verschmutzungen durch Düngemittel. "Keine Hormone drin, erste Klasse", so das Prädikat des Stadtwerkechefs. Und auch der Klimawandel könne dem Tiefenwasser erst einmal wenig anhaben.

Als Trinkwasser bestens geeignet, ist es als Brauchwasser eigentlich zu schade. Wegen dieser Überzeugung plant Kuttenreich eine eigene Brauchwasser-Quelle für das Neuburger Industriegebiet. Ob in der Molkerei oder in den Glaswerken: 500 000 Kubikmeter Wasser werden laut Stadtwerken pro Jahr in der Industrie gebraucht. "Ich sehe nicht ein, wieso wir dafür unser Superwasser von überhöhter Qualität hernehmen sollen", sagt Kuttenreich.

Die neue Brauchwasserquelle soll an der Ecke Donaumalz/Rockwool entstehen und Sekundärwasser aus höheren Schichten für die Industriebetriebe liefern. Die Ausschreibung und die ersten Bohrungen laufen schon. Ende 2017 sollen die ersten Liter durch die Leitungen fließen - direkt zu den nahen Werken. "Die Nachfrage bei den Betrieben ist da", sagt Kuttenreich. "Viele haben teilweise selbst gebohrt, und oft gibt es dabei Versandungsprobleme." Das Interesse an einer stabilen Versorgung durch Profis sei groß. Auch das Wasserwirtschaftsamt sehe es lieber, wenn die Stadtwerke selbst bohren.

Neben diesem Projekt stehen die Sanierungen der bisherigen Rohrleitungen auf der Tagesordnung. 60 Störfälle im Jahr zählt man bei den Stadtwerken, besonders im Winter bekommen alte Rohre schnell Risse. 20 Prozent des Wassers geht derzeit durch Lecks verloren, damit liegt Neuburg weit über dem Durchschnitt von acht bis 14 Prozent Verlust in anderen Kommunen. "Wir werden jedes Jahr vier Millionen Euro in die Hand nehmen, um unser Wassernetz zu sanieren und zu modernisieren", sagt Kuttenreich dazu. Und noch ein weiteres Projekt ist angedacht: eine Kooperation mit der Landwirtschaft beim Thema Biodiversität. "Im Rahmen unserer Wasserschutzgebiete sollte möglichst auf Dünger verzichtet werden." Zwar seien die Neuburger Tiefenwasserhöhlen unanfällig, doch gehe es auch um Bewusstseinsbildung.