Ingolstadt
Der Weg ist frei

Neue Bahnsteigunterführung am Hauptbahnhof ist seit Freitagnachmittag offen – aber noch nicht fertig

31.08.2012 | Stand 03.12.2020, 1:07 Uhr

Heller und geräumiger als früher ist die neue Bahnsteigunterführung am Ingolstädter Hauptbahnhof. Sie ist seit Freitagnachmittag begehbar. Allerdings ist hier nach wie vor Koffertragen angesagt. Denn die Aufzüge zu den Bahnsteigen sind noch nicht eingebaut - Foto: Strisch

Ingolstadt (DK) Am Freitag um 14.45 Uhr ist es so weit: Die neue Bahnsteigunterführung am Ingolstädter Hauptbahnhof ist freigegeben. Fertig ist sie aber noch lange nicht. Der Eingangsbereich ist ein Bretterverschlag, der angehängte Birkenzweig kann daran nichts ändern. Auch die Aufzüge fehlen noch.

Rund 23,8 Millionen Euro investiert die Bahn in den Umbau des Ingolstädter Hauptbahnhofes. Das Wichtigste dabei: Der Bahnhof soll barrierefrei werden. Behinderte, aber auch Reisende mit schwerem Gepäck oder Fahrrädern sollen mit Aufzügen zu den Bahnsteigen fahren können.

Nach dem ersten Spatenstich im Februar 2009 hat sich der Umbau zu einer unendlichen Geschichte entwickelt. Ende 2010 warf die Bahn „wegen unüberbrückbarer Differenzen“ die Baufirma raus. Es folgte ein Baustopp. Den Reisenden verlangt die Baustelle am Hauptbahnhof seither einiges ab. Doch seit Freitag ist das Gröbste vorbei. Die sieben Bahngleise sind über eine 57 Meter lange, acht Meter breite und 2,5 Meter hohe Bahnsteigunterführung zu erreichen. Gepäckbänder am Rande der Treppe gibt es nicht mehr. „Aus Sicherheitsgründen“, wie Bahnhofchef Ludwig Hell betont.

Einige Reisende wirken davon nicht gerade angetan, als sie ihre schweren Koffer zum Bahnsteig tragen. Denn die Aufzüge, die das Gepäck bequem nach oben bringen sollen, sind noch nicht eingebaut. Bevor sie kommen, ist einiges anderes zu tun. Die bisherige Bahnsteigunterführung wird verfüllt, dann werden die neuen Bahnsteigdächer fertiggestellt. Erst im Anschluss daran können nach Auskunft eines Bahnsprechers in München nach und nach die Aufzüge erstellt werden.

Bei den Reisenden stößt die neue Unterführung auf geteilte Meinungen. „Es ist schön geräumig“, sagt Ulrike Stein aus Nürnberg. Am Morgen sei sie noch über den alten Aufgang gekommen, erzählt die Pendlerin. Für „verbesserungswürdig“ hält das Ganze dagegen ein 50-jähriger Pendler aus dem Raum Ingolstadt. Die Aufzüge, sagt er, wären viel zu eng, um Fahrräder gut transportieren zu können. Der Mann fährt jeden Tag mit dem Zug nach München. Er hat Zeit, sich die Unterführung genau anzusehen. „Ich hab’ gerade mal wieder eine Stunde Verspätung.“

Bartholomäus Schmidl aus Unterbrunnenreuth dagegen findet die Unterführung „super“. Allerdings hat auch der Rentner ein paar Mängel festgestellt. So seien die Monitore an der Decke so aufgestellt, dass man nicht alle Zugverbindungen sehen könne. Und trotzdem meint er: „Aber es macht schon was her.“

Zwei weitere Pendler, die ihre Namen nicht in der Zeitung lesen wollen, sind anderer Meinung: „Wenn es vor 20 Jahren gebaut worden wäre, wäre es gut“, sagt der eine. „Die Fliesen sind nicht gerade der Hit“, findet der andere. „Altbacken“, da sind sich die beiden einig.

Freilich: Im Vergleich zur alten Unterführung sehen die meisten Reisenden den neuen Tunnel als klare Verbesserung. Die Bahnsteige werden später übrigens mit einem Blindenleitsystem ausgestattet. Es weist den sehbehinderten Fahrgästen den kompletten Weg bis zum Zug und besteht aus einer in den Boden eingelassenen Kombination aus Rillen (Leitstreifen) und Noppen, die auf Abzweigungen oder Treppenstufen hinweisen sollen. An den Handläufen werden zudem in Blindenschrift Angaben zur Fahrtrichtung des jeweiligen Gleises gemacht.

Wenn der eigentliche Umbau des Hauptbahnhofes im Frühjahr nächsten Jahres abgeschlossen ist, liegt der Durchstich für den Tunnel nach Ringsee wohl noch in weiter Ferne. Die Bahn weist darauf hin, dass sie den Planern der Stadt sämtliche Unterlagen zur Verfügung gestellt habe. Eine Prognose, wann der Tunnel kommt, will Bahnhofchef Hell nicht geben. Mit Blick auf die Betonwand am Ende der Unterführung meint er: „Ich bin für den Bahnhof zuständig. Was dahinter ist, ist höhere Politik.“