Der Weg ist frei

Kommentar

04.05.2016 | Stand 02.12.2020, 19:51 Uhr

Spätestens seit Mittwoch ist klar: Donald Trump wird für die Republikaner in den Präsidentschaftskampf ziehen. Mit Ted Cruz hat sich sein einziger Rivale mit zumindest hypothetischen Chancen zurückgezogen - die letzte Option der Republikaner auf einen halbwegs normalen Kandidaten.

Trumps letzter Gegenkandidat, John Kasich, hat ebenfalls aufgegeben. Doch sein Bestreben, Trumps Kandidatur zu verhindern, war sowieso eine Farce. Und selbst wenn die Republikaner jetzt einen Verfahrenstrick anwenden würden, um Trump doch noch zu stoppen, wäre das wenig demokratisch.

Die bittere Wahrheit ist: Trump, der schrille Außenseiter, dem zu Beginn der Vorwahlen kaum Chancen gegen seine 16 republikanischen Gegenkandidaten eingeräumt wurden, wird um die Präsidentschaft kandidieren. Sein Erfolgsrezept ist sein Widerwillen gegen die politische Klasse. Viele Bürger fühlen sich von Washington verraten und betrogen, sie sehen in Trump den selbstsicheren Siegertypen, der ihre Sprache spricht und der verspricht, die USA zu einem Land der Gewinner zu machen. Sie sind blind für das, was hinter den lauten Parolen steht: Trump ist für ein temporäres Einreiseverbot von Muslimen in die USA, will Frauen für Abtreibungen bestrafen, leugnet den Klimawandel und will eine Mauer entlang der Grenze zwischen den USA und Mexiko bauen. Eine Katastrophe für ein weltoffenes Amerika. Umso wichtiger ist es, dass all diejenigen jetzt die Stimme erheben, die Trump als den entlarven wollen, der er ist: ein rassistischer, sexistischer Selbstdarsteller ohne Regierungserfahrung.

An ihnen ist es, Hillary Clinton dabei zu unterstützen, die Präsidentschaft von Donald Trump zu verhindern. Und das ist keine leichte Aufgabe, nicht nur, weil Clinton selbst in FBI-Ermittlungen verstrickt ist. Trump ist unberechenbar und er setzt auf persönliche Attacken statt sachlicher Diskussionen. Er wirft Clinton vor, alles, was sie zu bieten habe, sei eine Frau zu sein. Im Wahlkampf wird ihn eben diese Frau gemeinsam mit dem Volk hoffentlich in seine Schranken verweisen. Denn auch im Land der unbegrenzten Möglichkeiten sollte manches unvorstellbar bleiben. Sonst wäre das eine Katastrophe.