Hilpoltstein
Der TV Hilpoltstein und sein Hallenbauprojekt: Plötzlich wieder alles unklar

Einstimmiger Beschluss in der Jahresversammlung lässt weitere Vorgehensweise offen - Abkehr von der bisherigen Festlegung auf das Grundschulgelände

11.10.2020 | Stand 23.09.2023, 14:40 Uhr
Ein Bild mit Symbolcharakter: Weit auseinander sind plötzlich Hilpoltsteins Bürgermeister Markus Mahl und die TV-Vorsitzende Elke Stöhr. Entgegen der bisherigen Planung, dass sich der Verein an dem Großprojekt auf dem Grundschulgelände beteiligt, lässt der TV nach einem einstimmigen Beschluss in der Jahresversammlung seine weitere Vorgehensweise völlig offen. −Foto: Leykamm

Hilpoltstein - Schon seit vielen Jahren ist der angestrebte Hallenneubau ein zentrales Thema in den Jahresversammlungen des TV Hilpoltstein.

Doch seit dem Mitgliedertreffen an diesem Freitagabend ist die Verwirklichung des Großprojekts so unklar wie schon lange nicht mehr. Nach einer langen Debatte gab es einen einstimmigen Beschluss, der die weitere Vorgehensweise völlig offen lässt. Eine Festlegung auf das Grundschulgelände, auf dem sich der TV bislang an dem von der Stadt geplanten Schwimm- und Sport-Komplex beteiligen wollte, ist damit vom Tisch.

Nichts geändert hat sich dagegen an der generellen Hallensituation des zweitgrößten Vereins im Landkreis Roth, dessen
Aktivitäten sich wohl oder übel auf verschiedene Hallen im Stadtgebiet verteilen. Eine zentrale Rolle im Vereinsangebot spielt dabei die alte Turnhalle der Realschule, die der TV seit vielen Jahren vom Landkreis mietet, aber lieber gestern als morgen räumen würde. Doch dafür bräuchte es den besagten Neubau, dem der Verein eine hohe Bedeutung auf seinem Weg in die Zukunft beimisst.

So wolle man sich als Breitensportverein gezielt dem Ausbau des Freizeit- und Gesundheitssport widmen, sagte die hauptamtliche TV-Vorsitzende Elke Stöhr. Das Ziel des Vereins sei es dabei unter anderem, die Lebensqualität einer zunehmenden Zahl von "fitten Älteren" zu erhalten und für eine "motorische Grundausbildung" bei den Kindern zu sorgen. Doch immer wichtiger werde dabei auch das Ambiente. Eine Wirbelsäulengymnastik mit Entspannungselementen in einem Hallendrittel neben einer Basketball-Trainingsgruppe anzubieten, könne kaum für die gewünschte Wohlfühl-Atmosphäre sorgen.

Dennoch solle eine neue Halle so ausgestattet sein, dass sie für viele verschiedene Sportarten genutzt werden könne. Vom Kinderturnen über Kampf- sowie Reha-Sport bis hin zu Tischtennis und der Option, dort sogar Feriencamps abhalten zu können. Auch die Kooperation mit der Grundschule gelte es auszubauen. Dies geschieht auch vor dem Hintergrund der Ganztagsplatzgarantie für Grundschüler ab dem Jahr 2025. "Deshalb bietet es sich an, die Halle an der Grundschule zu bauen, um mit unserem Sportangebot da zu sein, wo die Kinder sind", sagte Stöhr. Der Stadt habe man deshalb in der Vergangenheit die Bereitschaft des Vereins signalisiert, sich an dem neuen Komplex auf dem Grundschulgelände mit einer auf die Vereinsbedürfnisse ausgerichteten Multifunktionshalle zu beteiligen.

Eine Machbarkeitsstudie zu dem Großprojekt liegt der Stadtverwaltung schon seit dem vergangenen Jahr vor. Derzeit muss im Stadtrat aber erst einmal ein Antrag der CSU-Fraktion auf eine Planungsänderung behandelt werden. Denn wie die Christsozialen bemängeln, hätte ein Neubau von Grundschulhalle und Lehrschwimmbecken auf dem bisherigen Standort zur Folge, dass der bestehende Komplex erst einmal abgerissen werden muss und die gesamten Sportanlagen während der Bauphase des Neubaus - bis zu zwei Jahre lang - nicht zur Verfügung stehen. Um eine solche Einschränkung zu verhindern, fordert die CSU in ihrem Antrag vom Juli eine Überprüfung, ob die neuen Anlagen nicht besser an einer anderen Stelle auf dem Grundschulgelände errichtet werden sollen. Eine Entscheidung steht aber noch aus.

Was den TV Hilpoltstein betrifft, wird nach den bisherigen Planungen - also bei einer neuen Mehrzweckhalle des Vereins auf dem Grundschulgelände - mit Baukosten in Höhe von knapp zweieinhalb Millionen Euro gerechnet. 120000 Euro würde der Verein an Eigenmitteln einbringen, für weitere 770000 Euro sollen Darlehen aufgenommen werden. Der große Rest sei durch Förderzusagen abgedeckt.

Wie Bürgermeister Markus Mahl betonte, gebe es generell eine "hervorragende Zusammenarbeit" zwischen Stadt und Turnverein. Hinter dem möglicherweise gemeinsamen Bauvorhaben stünden aber noch "viele Fragezeichen". Und in der Jahresversammlung des Vereins ist auch noch ein weiteres Fragezeichen hinzugekommen. So sprach sich Altbürgermeister Bernd Beringer deutlich dagegen aus, einen Hallenneubau auf dem Grundschulgelände zu verwirklichen. Der langjährige Manager des Hilpoltsteiner Tischtennis-Zweitligateams hält es für deutlich besser, eine eigene Halle in der Nähe der Stadthalle zu bauen, wo es auch noch die Möglichkeit einer Erweiterung gebe.

Elke Stöhr hielt dieser Ansicht die verschiedenen Synergieeffekte dagegen, die es bei einem Bau an der Grundschule gebe. Und die Grundschule sei auch für die Senioren besser zu erreichen, sagte Ulla Dietzel, Gleichstellungsbeauftragte im TV und stellvertretende Bürgermeisterin. Die bisherige Standortwahl sei "eine über Jahre gewachsene Entscheidung", befanden sowohl Stöhr als auch Dietzel. Auch wenn die Parkplatzsituation an der Grundschule selbst den Befürwortern des Projekts einige Bauchschmerzen bereitet, wie in der Jahresversammlung deutlich wurde. "Allerdings finde ich es etwas traurig, wenn Sportler über Parkplätze diskutieren", sagte Stöhr.

In ihrem vorausgegangenen Jahresbericht ging sie sie unter anderem auf die sehr schwierige Phase des Corona-bedingten Lockdowns im Frühjahr ein. Nach Pfingsten hätten zwar fast alle Sparten ihren Betrieb wieder aufnehmen nehmen können. Doch die ständig aktualisierten Hygienevorschriften hätten es erschwert, "gesetzlich erlaubte Sportangebote" zu unterbreiten. Immerhin sei es gelungen, ein umfangreiches Ferienprogramm anzubieten.

Derzeit verfügt der Verein in seinen 14 Abteilungen und knapp 3000 Mitglieder. Die Tendenz ist seit Jahren weiter steigend. Was die Zahl der Kinder im Verein anbelangt, "haben wir aber noch Aufholpotenzial", so Stöhr. Schon deutlich gestiegen sei unterdessen die Zahl der Übungsleiter und Trainer mit Lizenz.

Finanziell steht der Verein laut Schatzmeister Ralph Schmidkunz recht gut da und zeigt sich in dieser Hinsicht gut gerüstet für einen Hallenbau. Trotzdem wird die Aufnahmegebühr von drei auf zehn Euro erhöht. "Damit wollen wir dem Vereins-Hopping entgegentreten", begründete Stöhr den Beschluss. Im Gegenzug wurde aber die Gruppe derer ausgeweitet, die eine Ermäßigung erhalten. Sie umfasst nun Schüler und Studenten, aber ebenso Azubis und jene, die ein Freiwilliges Soziales Jahr ableisten.

HK

Jochen Münch