Biburg
"Der Tod verliert im Alter an Bedeutung"

Das Coronavirus bringt den Biburger Künstler Angerer den Älteren nicht aus der Fassung

10.09.2020 | Stand 02.12.2020, 10:36 Uhr
Das Gemälde "Mysteriöse Vase" schuf Angerer der Ältere im vergangenen Jahr. Es wird bei der Ausstellung "Magical Dreams V" in Wolnzach zu sehen sein. −Foto: Angerer der Ältere

Biburg - Über Monate ist in diesem Jahr der gesamte Kulturbetrieb wegen der Corona-Pandemie stillgestanden. In den Theatern fiel der Vorhang, in den Orchestergräben herrschte gespenstische Stille, die Kinoleinwände blieben dunkel und auch die Museen machten dicht. Mit den jüngsten Lockerungen der Auflagen durch die Bayerische Staatsregierung kommt aber allmählich wieder Bewegung in die Kunstszene: Gerade rechtzeitig für die große Wanderausstellung "Magical Dreams V", die vom 26. September bis 30. Oktober im Deutschen Hopfenmuseum in Wolnzach zu sehen sein wird.

 

"Das kulturelle Leben öffnet wieder seine reiche Schatzkammer", heißt es hoffnungsfroh in der Veranstaltungsankündigung. 33 Surrealisten aus ganz Europa zeigen ihre Werke im Deutschen Hopfenmuseum in Wolnzach. Zu Gast in der Hallertau ist die große Wanderausstellung "Magical Dreams V", die im Herbst 2019 in Szczyrk in Polen ihren Anfang nahm. Einer der Aussteller ist der in Biburg im Landkreis Kelheim lebende und arbeitende Künstler Ludwig Angerer der Ältere (Jahrgang 1938), einer der bedeutendsten Vertreter des zeitgenössischen Surrealismus in der Nachfolge von Salvador Dalí (1904 bis 1989).

"Magical Dreams V" startete also wie geplant im Herbst vergangenen Jahres in dem neben Zakopane und Wisla wohl bekanntesten polnischen Wintersport Szczyrk. Von den Höhen der Karpaten im einstigen Schlesien sollte die Ausstellung dann auf Wanderschaft durch drei europäische Länder gehen. Doch mit dem Coronavirus kam alles anders. Nach einigen Stationen in weiteren polnischen Städten mussten alle weiteren Planungen gestoppt werden.

Organisiert wird "Magical Dreams V" von der Galerie Bator in Polen und dem Wolnzacher Medienhaus Kastner, das sich zum engagierten Förderer für Kunst und Kultur weit über die bayerischen Grenzen einen Namen gemacht hat. Die Schirmherrschaft der Ausstellung hat das Generalkonsulat der Republik Polen in München übernommen.

Ludwig Angerer der Ältere bedauert die Entwicklung sehr, reagiert aber persönlich betont gelassen. "Die Corona-Pandemie tangiert mich äußerst peripher", meinte der Künstler gegenüber unserer Zeitung. "Ich studiere die Mortalitätsstatistik und frage mich immer ,Cui bono?', also ,Wem nützt es?'." Mittlerweile 82 Jahre alt, kann den gebürtigen Bad Reichenhaller, der seit vielen Jahren in Biburg beheimatet ist, offenbar so leicht nichts aus der Fassung bringen. "Außerdem verliert der Tod für mich mit zunehmendem Alter seine Bedeutung, denn man hat von Tag zu Tag weniger zu verlieren", sagt er.

Natürlich verarbeitet Angerer der Ältere das Thema auch künstlerisch. Bereits im März dieses Jahres hatte er dazu ein Bild mit dem Titel "Der Seuchenchef" gemalt. Das jetzt in Wolnzach ausgestellte Gemälde "Mysteriöse Vase" entstand dagegen bereits im vergangenen Jahr, als von Corona noch keine Rede war. "Es spricht vom Geheimnis des Mikro- und Makrokosmos und weist auf die Sehnsucht nach Erleuchtung, also auf eine göttliche Existenz hin", erläutert der Maler.

Nach dem monatelangen Stillstand des Kulturbetriebs ist Ludwig Angerer der Ältere froh, dass die Ausstellung in Wolnzach jetzt doch stattfinden kann. Und er freut sich nach eigener Aussage auf ein Wiedersehen mit seinen Künstlerkollegen, mit denen ihn das Handwerk der Malerei und Bildhauerei verbindet.

DK