Der Sturm im Inneren

"Tatort" mit Falke & Grosz über Immobilien-Deals auf Norderney

22.01.2021 | Stand 31.01.2021, 3:33 Uhr
Es gibt einen Toten: Falke (Wotan Wilke Möhring, links) und Julia Grosz (Franziska Weisz) fühlen dem Bürgermeister von Norderney (Veit Stübner) auf den Zahn. −Foto: Christine Schroeder/NDR

Er scheint ja eine recht bewegte Vergangenheit zu haben, der wackere "Tatort"-Kommissar Thorsten Falke (Wotan Wilke Möhring).

Und die holt ihn zum zweiten Mal in Folge ein. Zuletzt war's die Rotlicht-Szene der Reeperbahn, wo er einst als Türsteher sein Geld verdiente, im neuen Fall "Tödliche Flut" ist es eine Verflossene, die ebenso wie Falke das Schnüffeln zum Beruf gemacht hat.
Journalistin Imke Leopold (Franziska Hartmann) ist einem vermeintlich illegalen Immobiliendeal auf ihrer Heimatinsel Norderney auf der Spur. Als sie plötzlich ins Auto des Ex-Lovers hüpft und ihn um Hilfe bei der Aufklärung bittet, will der Bundespolizist erstmal nichts davon wissen. Dafür seien die Kollegen von der Wirtschaftskriminalität zuständig. Telefon-Alarm folgt in derselben Nacht: Ein Unbekannter ist bei Imke eingebrochen und bedroht sie. Kurzerhand macht sich Falke mit Kollegin Julia Grosz (Franziska Weisz) auf den Weg nach Norderney.
Hat der Angriff auf Imke etwas mit dem Bauprojekt eines anonymen Investors zu tun, der die idyllische Nordseeinsel ohne Rücksicht auf die Umwelt, aber mit Genehmigung der Lokalpolitik großflächig zubetonieren will? Ein gut vernetzter Anwalt und Makler, den Imke als Informanten ins Spiel bringt, fällt als solcher leider aus. Falke und Grosz finden ihn erschlagen in seinem Haus.
Nun braut sich eine unheilvolle Ménage à trois zusammen. Die Kommissare sind auf der Suche nach dem Mörder, Imke ist süchtig danach, einen Skandal aufzudecken. Dabei folgt sie den beiden auf Schritt und Tritt, auch zu Vernehmungen - Falke lässt das zu, was nicht gerade zur Glaubwürdigkeit des Krimis beiträgt. Sie wiederum versucht hartnäckig, den früheren Gespielen erneut um den Finger zu wickeln.
Watt nun, fragt er sich nach einer gemeinsamen Wanderung am Meer und einem schnapsseligen Bar-Abend, als Imke an seine Zimmertür klopft. "Tu's nicht! ", ist der emotional mitgenommene Zuschauer geneigt auszurufen. Wer gewinnt: Hirn oder Hormone? Die Klärung der Frage, ob Falke abstürzt, ist weit aufregender als der eigentliche Kriminalfall, der ruhig vor sich hin plätschert.
Dass dieser "Tatort" dennoch halbwegs ansehnlich ist, kann sich vor allem Franziska Hartmann an die Fahne heften. Sehr überzeugend spielt sie ihre Rolle der manischen, manipulativen und psychisch labilen Reporterin, die drauf und dran ist, den Hauptdarsteller in ihren selbstzerstörerischen Strudel mitzureißen. Weiterer Pluspunkt: Auch wenn die Insel zum Teil recht düster in Szene gesetzt ist, wecken die Bilder von Norderney Lust auf Meer und Strand. Man gönnt sich ja sonst nichts im Lockdown.

DK

"Tatort: Tödliche Flut" am Sonntag, 24. Januar, 20.15 Uhr, ARD.