München
Der Sohn übernimmt in München

Mit der Eröffnung "Zum Stiftl" im Tal tritt Stefan Stiftl in die Fußstapfen seines Vaters

23.08.2018 | Stand 23.09.2023, 3:53 Uhr
Patrik Stäbler

München (DK) Die beiden Ehrengäste dieses Vormittags hat Lorenz Stiftl bereits um sich geschart - zu seiner Rechten den urlaubsgebräunten Münchner Oberbürgermeister Dieter Reiter (SPD), zur Linken den zumindest in München mindestens ebenso bekannten Innenstadtpfarrer Rainer Maria Schießler. Und mittendrin also der Gastronom aus Rockolding bei Vohburg (Landkreis Pfaffenhofen), der nun für die Fotografenschar posieren will.

Doch halt, da fehlt noch einer. "Wo ist denn der Stefan?", ruft Stiftl und blickt sich suchend um, ehe er seinen Sohn entdeckt und zu sich winkt. Denn Stefan Stiftl, 33, der schon seit Teenagertagen im väterlichen Betrieb arbeitet, soll an diesem Tag ja die Hauptrolle spielen bei der Eröffnung des "Zum Stiftl" im Tal, nur zwei Gehminuten vom Marienplatz entfernt. Dieses bayerische Lokal in den ehemaligen Räumen einer Bank trägt den Untertitel "Mein Wirtshaus", wobei sich das Pronomen wohl zuvorderst auf Stefan Stiftl bezieht. Denn für ihn ist es das erste Objekt, das er in Eigenregie führt - wenngleich "mein Papa Lorenz", wie es der Filius in seiner Rede sagt, ihm natürlich mit Rat und Tat zur Seite steht.

Auch bei der Eröffnung sind es sowohl Stefan als auch Lorenz Stiftl, die alle Gäste - kurz gesagt das Who's Who der Münchner Gastroszene - nacheinander begrüßen. Draußen vor der Tür steht der Vater in Anzughose und Hemd, umarmt und busselt bekannte Gesichter, ist nie um einen Spruch verlegen und weiß mit jedem zu plaudern. Derweil fühlt sich sein Sohn im Eingangsbereich sichtlich unwohler in der Rolle des jovialen Gastgebers. "Ich bin nicht der, der gerne vorne steht", hat er kürzlich in einem Interview gesagt und - wohl wissend, dass genau das im "Zum Stiftl" von ihm verlangt wird - schnell noch hinzugefügt: "Bis jetzt."

Vater Lorenz Stiftl jedenfalls hat keine Bedenken, dass der Sohn die Erfolgsgeschichte seines Gastroreichs an dieser "Eins-A-A-Lage" fortschreiben wird. Ob er nicht nervös sei, da der Flilius nun langsam in seine Fußstapfen trete? "Kein bisschen", sagt Stiftl und grinst. "Außerdem gibt's bei uns ja immer noch genug zu tun." Zum Beispiel in Ingolstadt, wo Stiftl bekanntlich das Restaurant im Stadttheater übernommen hat. Das sollte eigentlich im April seine Türen öffnen, doch wegen Problemen beim Umbau hat es nun doch länger gedauert. "Am 10. September feiern wir Eröffnung", verrät Lorenz Stiftl am Rande der Veranstaltung in München. Zudem hat der 53-Jährige weiter ein Auge auf die Ingolstädter Eishockey-Arena geworfen, deren Gastronomie aktuell noch von Manfred Enzersbergers Firma betrieben wird, die jedoch unlängst Insolvenz angemeldet hat.

Sollte Stiftl dort zum Zug kommen, wäre es bereits die dritte Sportstätte, in der er sich ums Catering kümmert - nach dem Ingolstädter Sportpark und dem Grünwalderstadion in München. Der FCI und die Löwen - nicht nur beim Fußball würden zwei Herzen in Lorenz Stiftls Brust schlagen, sagt dessen Wirte-Kollege Werner Hochreiter in seiner Rede. Sondern auch auf sein Lokal "Zum Spöckmeier" am Marienplatz und auf das "Zum Stiftl" treffe das zu: "Das eine hat fast das teuerste Bier in der Innenstadt. Und jetzt macht er eins auf, wo das Bier fast am billigsten ist", sagt Hochreiter lachend.

Tatsächlich kostet die Halbe im Tal bloß 3,90 Euro und damit satte 1,30 Euro weniger als im kaum 500 Meter entfernten "Spöckmeier". Auch die Küche in dem neu eröffneten Wirtshaus ist zwar bayerisch und bodenständig, aber doch merklich moderner - unter anderem gibt es neben Schweinsbraten und Kässpatzen auch ein Pausenbrot mit Avocado, Süßkartoffelrösti und einen Bayern-Burger mit gegrillter Weißwurst.

Dass das "Zum Stiftl" trotz der Konkurrenz durch die umliegenden Wirtshäuser der Brauereien Tegernseer, Paulaner und Schneider Erfolg haben wird, daran zweifelt keiner der Redner. "Wunderschön" sei das neue Lokal geworden, betont Hochreiter. "Und es ist richtig groß. Da kann man wirklich Geld mit verdienen." Und auch vom Oberbürgermeister gibt's viel Lob - obgleich er dieses mit einem Seitenhieb auf die politische Konkurrenz garniert: "Sie sind der lebende Beweis", sagt der SPD-Mann Reiter in Richtung Vater und Sohn Stiftl, "dass aus Ingolstadt auch was G'scheits kommen kann".

Patrik Stäbler